Die Entwicklung hat vor 20 Jahren angefangen und ist auch nicht mehr aufzuhalten: A.T. Kearney vergleicht den jetzigen Strukturwandel mit der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert. Insbesondere ERP-Systeme wie zum Beispiel die von SAP haben den Blick auf betriebliche Abläufe verändert: Es geht nicht mehr um eine rein funktionale, sondern um eine prozessuale Sicht. Dadurch fallen interne Schnittstellen weg: Daten werden nur noch einmal erfasst und können in den Folgeschritten immer wieder verwendet werden.
Beispiel Autoindustrie: Dort setzt sich die Integration der Daten auch in Abläufen zwischen den Unternehmen fort, so dass durch einen direkten Zugriff auf die Systeme der Hersteller just-in-time geliefert und über ein Gutschriftenverfahren abgerechnet werden kann.
Niedriglohnländer: Vorteil mit Verfallsdatum
Voraussetzung für eine industriell gestaltete Verwaltung ist jedoch eine hohe Standardisierung der Abläufe. Weil sich viele Unternehmen in Deutschland und anderen Teilen Europas dezentral entwickelt haben, können die Prozesse innerhalb eines Unternehmens sehr unterschiedlich sein.
Weil viele Betriebe die Investitionskosten für die Modernisierung ihrer IT scheuen, werden sich Shared Services durchsetzen. Die bieten zudem den Vorteil, in Niedriglohnländer ausgelagert werden zu können. A. T. Kearney geht allerdings davon aus, dass die Vorteile solcher Regionen mittelfristig wegfallen - in Irland zum Beispiel kostet ein Buchhalter mittlerweile ebenso viel wie in London.
Die Analysten gehen davon aus, dass durch die Fortschritte in der IT insbesondere die Branchen Finanz- und Rechnungswesen, Informationstechnologie, Personalwesen und allgemeiner Einkauf Mitarbeiter in der Verwaltung streichen. Insgesamt erwarten sie, dass die Zahl solcher Stellen in Deutschland insgesamt von derzeit 152.000 auf 34.000 sinken wird.
Dabei gibt es kein allgemeingültiges Vorgehen beim Modernisieren der IT. So machen global agierende Automobilhersteller gute Erfahrungen damit, ihre IT erst zu konsolidieren und dann zu standardisieren. Und während es für das eine Unternehmen Sinn machen kann, über Shared Services nachzudenken, werden andere überhaupt nicht die kritische Masse dafür erreichen.