Urlaubszeit, Auszeit? Nicht für alle: Viele
Arbeitnehmer arbeiten einfach weiter, andere denken im Urlaub über eine berufliche Veränderung nach und bewerben sich aktiv.
Eine aktuelle Umfrage des Online-Business-Netzwerks LinkedIn unter rund 1.100 Erwerbstätigen ergab: 40 Prozent der Deutschen denken im Urlaub über einen Jobwechsel nach. Besonders Angestellte, deren Arbeitgeber auch in der Freizeit beruflichen Einsatz erwarten, reflektieren ihre Karriere.
Zudem gelingt ein völliges Abschalten vom Job nicht jedem Arbeitnehmer: Elf Prozent gaben an, regelmäßig im Urlaub zu arbeiten, E-Mails zu lesen und auch mit Kollegen oder Kunden zu telefonieren. 35 Prozent sind generell in dieser Zeit für ihr Unternehmen verfügbar und kontrollieren ihr E-Mail-Postfach oder sind per Handy erreichbar. Dies wird offenbar von vielen Unternehmen erwartet, so 38 Prozent der Urlaubsarbeiter.
Diese Art von Erwartungsdruck geht nicht spurlos an den Betroffenen vorüber, wie die Studie weiter ergab: Bei den im Urlaub Arbeitenden ist die Wahrscheinlichkeit für einen Jobwechsel doppelt so hoch (45 Prozent) wie bei denjenigen, die abschalten können (22 Prozent).
Tipps für den Jobwechsel
Mehr Mobilität? Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein.
Keine Katastrophe Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe.
Der Flurfunk Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst.
Absichern? Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint.
Haltung bewahren Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung.
Außen vor Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten.
Präsenz zeigen Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten.
Externe Unterstützung Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist.
Profilieren Sie sich Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten.
Eine gute Bewerbung ... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen.
Eigenwerbung stinkt? Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater.
Bereit sein Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis.
Ups, zu spät ... Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen.
Viele Wege führen zum neuen Job Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich.
Hilfreich: ein langer Atem Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde.
Falsche Kompromisse? Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen.
Im Guten trennen Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung.
Es ist soweit Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker.
Neu ankommen Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu.
Los gehts! Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!
Jeder zweite, der über einen Jobwechsel nachdenkt, nutzt den Urlaub dazu, nach Stellenangeboten (53 Prozent) und Weiterbildungsmöglichkeiten (51 Prozent) zu suchen oder den Lebenslauf zu aktualisieren (33 Prozent). Mehr als ein Fünftel (23 Prozent) wird in den Ferien konkret aktiv und verschickt Bewerbungen. 16 Prozent der Befragten lassen im Urlaub neue Bewerbungsfotos machen.
Einige nutzen die freien Tage für die Kontaktpflege: Über 15 Prozent der Befragten gaben an, während der Ferien interessante neue Kontakte über ein Online-Business-Netzwerk oder ein Networking-Event gewonnen zu haben.
Nach dem Urlaub
Nicht jeder hat Angst, nach dem Urlaub wieder ins Büro zu gehen. Teilnehmer der Umfrage, die sich auf Mitarbeiter und eine positive Unternehmenskultur freuen, kehren nach dem Urlaub gerne wieder an den Arbeitsplatz zurück. Soziale Aspekte wie nette Kollegen und ein angenehmes Betriebsklima (59 Prozent) sowie die Work-Life-Balance (33 Prozent) motivieren die Befragten am meisten, nach dem Urlaub wieder zu arbeiten. Weniger wichtig sind materielle Aspekte wie ein gutes Gehalt (31 Prozent) oder Prämien (10 Prozent).
Männer motiviert eine gute Work-Life-Balance
Die Studie hat ebenfalls Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Motivation, nach dem Urlaub an den Arbeitsplatz zurückzukehren, untersucht. Sozialer Rückhalt am Arbeitsplatz hat dabei für Frauen die höchste Priorität (60 Prozent). Eine ausgewogene Work-Life-Balance steht dagegen für Männer an erster Stelle (54 Prozent).
Bei den eher auf Leistung abzielenden Faktoren Anerkennung, Gehalt und Prämien gibt es folgende Präferenzen: Für Frauen ist die Wertschätzung durch den Chef wichtiger als für Männer (57 Prozent vs. 41 Prozent). Zudem legen Frauen einen größeren Wert auf ein gutes Gehalt (53 Prozent) als ihre männlichen Kollegen (47Prozent). Dagegen lassen sich Männer eher durch Prämien begeistern als Frauen (62 Prozent gegenüber 38 Prozent).Nur spannende Projekte motivieren beide Gruppen gleich stark (50 Prozent auf beiden Seiten). (kf)