Junge, gut ausgebildete Informatiker werden von den Unternehmen händeringend gesucht. Doch wie steht es mit berufserfahrenen IT-Experten, die über 40 Jahre sind und sich noch einmal verändern wollen? Die Frage stellt ein IT-Administrator mit 20 Jahren Berufserfahrung im Karriereratgeber der CIO-Schwesterpublikation Computerwoche.
Zertifizierungen sind für Admins wichtig
Comparex-Personalchefin Sandra Held spricht dem Leser Mut zu: "Keine Sorge, versierte Mitarbeiter mit Berufserfahrung sind gefragt - auch in der IT-Branche. Das wirkt sich positiv auf Ihre Chancen aus. Falls Sie in den letzten 20 Jahren durchgehend bei demselben Arbeitgeber tätig waren, könnte es unter Umständen sein, dass Sie zu Beginn der neuen Tätigkeit nicht sofort Ihren langjährig erarbeiteten Status inklusive der Vergütung erhalten. Trotzdem kann ein Wechsel als berufserfahrener IT-Fachmann eine Bereicherung sein, an der Sie fachlich und persönlich wachsen.
Wenn Sie sich bei einem anderen Unternehmen bewerben, sollten Sie den Fokus unbedingt auf Ihre langjährigen Praxiserfahrungen legen. So sieht der neue Arbeitgeber sofort, welches Wissen Sie mitbringen, wo Ihre Stärken liegen und wie er Sie optimal einsetzen kann. Speziell für Sie als IT-Administrator ist es außerdem wichtig, dass Sie die bisher administrierte Software inklusive aller Versionen angeben. Das Gleiche gilt für von Ihnen erworbene Herstellerzertifizierungen.
Möchten Sie sich zudem in Ihrem Aufgabengebiet verändern? Wenn Sie zum Beispiel von der Administration ins IT-Consulting wechseln wollen, betonen Sie Ihre Mobilität und Flexibilität. Im Bewerbungsgespräch ist es besonders wichtig, dass Sie Sie selbst bleiben. Verstellen Sie sich nicht. Eventuelle Nervosität ist nichts Schlimmes. Sie zeigt nur, dass Sie engagiert sind und Ihnen das Gespräch wichtig ist. Zeigen Sie, dass Sie über aktuelles IT-Wissen verfügen, gerne anpacken, motiviert und lernfähig sind.
Und vergessen Sie nicht - das Unternehmen bewirbt sich auch bei Ihnen. Es hat ein Interesse an Ihnen als Mitarbeiter. Nutzen Sie deshalb die Möglichkeit dieses Gesprächs und prüfen Sie, ob das Unternehmen mit seinen Werten, Arbeitsbedingungen, Aufstiegschancen und Weiterbildungsangeboten auch Ihren Vorstellungen entspricht. Nur wenn es hier 'passt', können Sie eine gute und möglichst langjährige Zusammenarbeit beginnen."
Systemadmin, männlich, 50, sucht
Ein anderer Leser sucht schon seit längerem eine neue Stelle als Systemadministrator und kann von dem viel beklagten Fachkräftemangel nicht profitieren. Auf sein in Online-Jobbörsen hinterlegtes Bewerberprofil melden sich seiner Schilderung nach nur Personaldienstleister, die die Kandidaten, besonders ihre Soft Skills, nicht genau anschauen.
So finde der Teil seiner Bewerbung, in dem er seine IT-Projekte, seine Fähigkeiten und die Sicht seiner Kollegen auf seine Persönlichkeit beschreibt, zu wenig Beachtung. "Auch bei angebotenen Gehältern von 1.800 bis 2.200 Euro im Monat kann ich verstehen, warum Nachwuchskräfte nicht in die IT wollen", sagt der 50-Jährige. Nun will der Systemadministrator wissen, wie er am besten einen neuen Job findet.
Martin Lehnert, Leiter Personal-Management des Softwarehauses Pentasys AG, antwortet: "Sie scheinen mir einiges richtig zu machen: Sie sind bei Ihrer Jobsuche sehr aktiv, bewegen sich rege in diversen Jobbörsen mit dem Ergebnis, dass sich die führenden Personaldienstleister bei Ihnen melden. Das könnte ja auch als Erfolg gewertet werden. Zumal Sie sich in einem Berufsfeld mit vielen Mitbewerbern bewegen, die wohl gerne über den Preis an neue Jobs kommen. Einfach ist Ihre Jobsuche nicht.
Mein Eindruck ist, Sie möchten, dass sich nicht die Personaldienstleister, sondern eine andere Zielgruppe bei Ihnen meldet. Eine Zielgruppe, die einen guten Salatkopf (außen schön grün, mit kräftigen, ausreichend lang in der Sonne gereiften Blättern, innen wunderbar knackig) einem labbrigen Fastfood-Gewächs von der Heute-billig-Salat-Rampe vorzieht. Auch wenn er ein wenig teurer ist.
Am Ball bleiben
Sie sind ausdauernd und bleiben bei der Jobsuche am Ball. Ich habe den Eindruck, dass Sie trotz der einen oder anderen Absage Ihren Ansprüchen an eine berufliche Tätigkeit treu bleiben und auch eine Vorstellung haben, welchen finanziellen Wert Ihre Berufs- und IT-Projekterfahrung hat. Alles wichtige Kompetenzen in der IT-Projektwelt! Leider merken das wohl noch nicht die von Ihnen adressierten Personen.
Nun ergeben sich aus Ihren Angaben auch Änderungsmöglichkeiten. So sehe ich Potenzial bei Ihren Ansprüchen, Gehaltsvorstellungen oder der Gestaltung Ihrer Unterlagen. Sehr hilfreich sind Bewerbungsunterlagen, die es ermöglichen, innerhalb von 15 Sekunden ein Gefühl dafür zu bekommen, was ein Mensch gemacht hat."