Der Fachkräftemangel ist in aller Munde, gerade in der IT. Es scheint, als müssten sich IT-Experten in Deutschland gar keinen Job mehr suchen, weil sie sich vor Angeboten nicht retten können. Das mag für diejenigen zutreffen, die nur nach irgendeiner Art von Beschäftigung Ausschau halten. Doch die Suche nach einem erfüllenden Job erfordert auch heute etwas Aufwand.
Als IT-Recruiter ist man sich des Problems bewusst: In Deutschland sind zurzeit rund 41.000 IT-Jobs vakant. Um diese offenen Stellen zu besetzen, sind Personaler händeringend auf der Suche nach Fachkräften - und das in einem viel zu kleinen Pool an Experten. Und wenn dann noch spezielle Vorstellungen in Sachen bisheriger Projektarbeit oder Soft Skills des Kandidaten hinzukommen, kann sich die Suche problematisch gestalten.
Auf den ersten Blick stellt das für IT-Experten, die eine neue Stelle suchen, eine entspannte Situation dar. Auf den zweiten muss man jedoch differenzieren, weil auch sie für eine interessante berufliche Tätigkeit eine Fachabteilung finden möchten, in der sie sich wohlfühlen. Wer hat nicht den Wunsch nach einem guten Betriebsklima und einem Arbeitgeber, mit dessen Zielen, Produkten und Philosophie man sich identifizieren kann? So tiefe Einblicke kann die Website eines Unternehmens aber nicht liefern, in vielen Fällen tut das nicht einmal ein ausführliches Vorstellungsgespräch.
Branchen-Network - ein Sprungbrett für die Karriere
Soziale Medien können die beiden Seiten - Unternehmen und Bewerber - und ihre unterschiedlichen Interessen zusammenführen. Ein Potenzial, das heute von Personalern zwar bereits erkannt, aber noch viel zu wenig genutzt wird: Laut einer Umfrage der Universität Bamberg unter den Top-1000-Unternehmen in Deutschland, darunter auch die größten IT-Firmen, zählen Social Media zu den drei wichtigsten Trends im Recruiting. Nicht ohne Grund: Soziale Netzwerke wie Xing oder LinkedIn bieten Personalern und Jobsuchenden die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und sich - zunächst auch informell - über Erfahrungen und Erwartungen auszutauschen. Darüber hinaus gibt es aber noch speziellere Berufsnetzwerke, sogenannte vertikale oder Branchennetzwerke, die in Deutschland bislang für Jobsuche oder Recruiting nicht genutzt werden. Doch wie lassen sich nun solche Branchen-Networks für das eigene berufliche Fortkommen verwenden?
1. Kontaktnetzwerk aufbauen
So paradox es klingt: Die Jobsuche beginnt im Idealfall schon vor dem Wunsch, den Job zu wechseln. Am besten ist es, sich ein langfristiges Netzwerk aufzubauen, das man sein gesamtes Arbeitsleben hindurch pflegt. Ein solches Netzwerk an Kontakten hängt natürlich vom gegenseitigen Geben und Nehmen aller Kontakte ab. Genau hier erweisen sich Branchennetzwerke als besonders sinnvoll: IT-Experten finden sich zusammen und helfen einander bei aktuell auftretenden Problemen, bei der Suche nach passender Hard- oder Software oder auch bei langfristigeren Fragen der IT-Strategie. Zeigt man sich als hilfsbereiter und kompetenter Ansprechpartner für Probleme, auch wenn zu diesem Zeitpunkt keine Gegenleistung möglich ist, bleibt man dem Gegenüber in positiver Erinnerung. Eine gute Voraussetzung, um über eine vakante Stelle informiert zu werden.
2. Eigenen Wert durch Weiterbildung steigern
Neben der Pflege von Kontakten sind Branchennetzwerke auch ein perfektes Pflaster für die Weiterbildung. In solchen Communities unterstützen sogar Fremde einander mit Tipps zu aktuellen Problemen - oft innerhalb weniger Minuten. Egal, ob es um das erste Einrichten eines WLAN geht oder um die Installation eines Open-Source-Servers. Die Chance, entweder selbst Fragen zu stellen oder kontinuierlich die Fragen anderer User in thematischen Foren zu verfolgen, kann jeder nutzen. So profitieren Mitglieder nicht nur von Ad-hoc-Lösungen zu technischen Problemen, sondern genießen eine kontinuierliche, breit angelegte und kostenlose IT-Weiterbildung. Jeder lernt aus Fehlern und Erfahrungen, die andere Mitglieder vor ihm gemacht haben. Und wer sich offen für neue Ansätze und den Erfahrungsaustausch zeigt, beweist sowohl fachlich als auch menschlich attraktive Eigenschaften, die Personaler und Recruiter aufmerksam und positiv registrieren.
3. Positionierung der "Marke Ich"
Über Kontakte, Tipps und die kontinuierliche IT-Weiterbildung in den Diskussionsforen hinaus dienen Branchen-Communities einem weiteren Zweck: dem Aufbau und der Positionierung der "Marke Ich". Selbst wer privat zurückhaltend ist, sollte beruflich die Chance nutzen, sein Wissen zu teilen. Das macht nicht nur Spaß, sondern schafft auch Anerkennung. Falls dann der Wunsch nach einem Jobwechsel konkrete Form annimmt, wurde die eigene Kompetenz und Empathie in der Community bereits unter Beweis gestellt und im öffentlichen Raum dokumentiert. Ein persönliches Profil im Branchennetzwerk mit den bisherigen Projekten, die visuell anschaulich dargestellt sind, ist eine Visitenkarte, die dauerhaft Eindruck macht. Eine authentischere Form der Darstellung und Vermarktung der eigenen fachlichen und persönlichen Fähigkeiten gibt es nicht.