Computer sind heute winzig klein und allgegenwärtig. Jedes Handy verfügt inzwischen über mehr Rechenleistung als die Supercomputer vor 50 Jahren. Personal Computer gab es damals noch nicht. Die Maschinen füllten große Räume aus. "Die Menschen hatten damals gar keine Vorstellung, was ein Computer ist", sagt Professor Tom Cormen von Dartmouth College. Höchstens im Kino oder im Fernsehen habe man die riesigen Kisten mit blinkenden Lichtern gesehen. "Man konnte sich damals nicht vorstellen, dass eine Person einfach loslegen und einen Computer programmieren kann."
Zwei Professoren an dem kleinen College im US-Bundesstaat New Hampshire wollten sich mit diesem Status Quo aber nicht abfinden. Die beiden Informatiker John G. Kemeny und Thomas E. Kurtz beschäftigten sich bereits seit 1956 mit Programmiersprachen. Kemeny hatte sich sogar schon 1943 im Rahmen der Entwicklung der ersten Atombombe mit der Arbeitsweise von Computern auseinandergesetzt und war später Assistent von Albert Einstein.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich die Computer-Technologie rasant. Der Zugang zu den Großrechnern blieb aber auch an den Universitäten sehr begrenzt. Anfang der 60er Jahre sollte sich das langsam ändern: Über seine Kontakte zum benachbarten Massachusetts Institute of Technology (MIT) hatte Kemenys Kollege Kurtz mitbekommen, dass Computer nicht mehr nur Befehle aus einer Quelle in einem Stapel abarbeiten konnten. Jetzt war es möglich, dass mehrere Benutzer gleichzeitig an einem Rechner arbeiten konnten ("Time-Sharing").
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Computer in der Regel mit Stapeln von Lochkarten oder langen Lochstreifen gefüttert, auf denen die Befehle in Programmiersprachen wie Algol oder Fortran standen. Da immer nur ein Stapel zur gleichen Zeit verarbeitet werden konnte, gab es für die Wissenschaftler kaum Gelegenheit, einen Slot der wertvollen Computer-Zeit zu ergattern. Der Stapelbetrieb war außerdem sehr unflexibel, weil er keinen Dialog mit dem Betriebssystem zuließ. Kemeny und Kurtz erkannten schnell das Potenzial, das Time-Sharing eröffnete. Sie wollten nun mit BASIC eine Programmiersprache schaffen, mit der man dann auch möglichst einfach mit dem Computer kommunizieren konnte.
Zum Start ein Dreizeiler
Der Name BASIC ("Beginner's All-purpose Symbolic Instruction Code") erklärt die Absicht der beiden Wissenschaftler. Sie wollten eine "symbolische Allzweck-Programmiersprache für Anfänger" zur Verfügung stellen, die "basic", also grundlegend ist.
Am 1. Mai 1964 um vier Uhr morgens war es dann soweit. Mit einem Knopfdruck starteten Kemeny und Kurtz auf einem GE-225-Computer von General Electric das erste BASIC-Programm, das nur aus drei Zeilen bestand. In der ersten Zeile Stand "10 Let X = (7+8)/3". Die zweite Zeile "20 PRINT X" wies den Computer an, das Ergebnis auszugeben. Die dritte Zeile "30 END" signalisierte dem Rechner, dass das Programm abgearbeitet ist.
"BASIC demokratisierte zusammen mit Time-Sharing den Umgang mit Computern", bewertet Dartmouth-Profressor Cormen die Arbeit seiner akademischen Vorgänger. "Wegen Time-Sharing hatten die Leute nun einen Zugang zu einem Computer. Und dank Basic konnten sie eigene Programme schreiben."
Zu den Highschool-Kids, die damals BASIC für ihre ersten Schritte in der Computer-Welt nutzten, gehörte der junge Bill Gates. In der achten Klasse der Lakeside School in Seattle verschaffte er sich den Zugang zu einem Terminal, mit dem die Schüler Rechenleistung bei General Electric nutzen durften.
Es dauerte aber bis in die späten 70er Jahre, bis der BASIC-Zug richtig Fahrt aufnahm. Die ersten Home-Computer von Herstellern wie Atari, Sinclair, Tandy oder Schneider wurden mit einem sogenannten Interpreter ausgeliefert, so dass die BASIC-Programme dort auch auf einer spärlich ausgestatteten Hardware laufen konnten. Für den Höhepunkt des BASIC-Booms sorgte ab 1982 der Commodore 64, der mit einem Gesamtabsatz von über 22 Millionen Stück bis heute den Titel des "meistverkauften Heimcomputers aller Zeiten" trägt. "BASIC war der Startschuss für eine Entwicklung, dass sich viele Menschen mit der Programmierung von Computern beschäftigten", sagt Jochen Viehoff Geschäftsführer des Heinz Nixdorf MuseumsForums (HNF) in Paderborn.
Einen Dämpfer erhielt die Verbreitung von BASIC durch den ersten Personal Computer von IBM. Microsoft durfte den PC zwar mit dem Betriebssystem DOS ausstatten, eine Umgebung für BASIC gehörte aber nicht zur Startausstattung. Von den vielen BASIC-Dialekten war später dann aber doch vor allem das Microsoft-Produkt Visual Basic relevant, weil man damit vergleichsweise einfach Anwendungen für Windows schreiben konnte. Bei der Programmierung für Markos für Programme wie Excel wird die BASIC-Technologie noch heute eingesetzt.
In der Informatik blieb BASIC aber nicht unumstritten. "Konzeptionell und von der Effizienz konnte BASIC nicht mit anderen Programmiersprachen mithalten", sagt Computer-Historiker Viehoff. Kritiker machten sich auch immer wieder über den unübersichtlichen "Spaghetticode" lustig, der mit BASIC produziert werde. Andere bemängelten, dass sich Visual Basic nie wirklich von der Plattform Windows lösen konnte. Dennoch gilt BASIC noch heute als eine der am weitesten verbreiteten Programmiersprachen, die besonders leicht zu erlernen ist – auch wenn sie in der Welt des Internets nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. (dpa/tö)