Der japanische Elektronik-Riese Sony rechnet trotz des verheerenden Hacker-Angriffs auf sein Hollywood-Studio mit einem deutlich kleineren Verlust im laufenden Geschäftsjahr. Bis Ende März dürfte ein Fehlbetrag von 170 Milliarden Yen (umgerechnet 1,3 Milliarden Euro) anfallen, kündigte Sony am Mittwoch an (PDF-Link). Im Oktober war der Konzern noch von 230 Milliarden Yen Verlust ausgegangen.
Grund für die bessere Entwicklung seien die starke Nachfrage nach Kamera-Sensoren sowie der Spielekonsole Playstation 4. Auch der günstige Yen-Kurs treibt die Zahlen nach oben. In dem Ende Dezember abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal stieg der Gewinn voraussichtlich auf 89 Milliarden Yen von 26,4 Milliarden ein Jahr zuvor.
Die Zahlen sind vorläufig, weil der Konzern wegen des Hacker-Angriffs auf Sony Pictures noch nicht alle Daten auswerten konnte.
Die Sparte mit elektronischen Bauteilen war der größte Gewinnbringer mit einem operativen Ergebnis von 54,5 Milliarden Yen. Auf Sony-Sensoren greift unter anderem Apple bei den Kameras seiner iPhones zurück. Somit profitiert auch Sony von Apples Rekordquartal mit dem iPhone 6.
Im eigenen Smartphone-Geschäft kämpft Sony hingegen weiter mit Problemen. Die Sparte werde in diesem Geschäftsjahr rote Zahlen von 215 Milliarden Yen schreiben, kündigte Sony an. Bis Ende März sollen mehr als 2000 Stellen gestrichen werden. In den nächsten Jahren will Sony das Smartphone-Geschäft gesundschrumpfen: Die Umsatzprognose für das Geschäftsjahr bis Ende März 2018 wurde auf 0,9 bis 1,1 Billionen Yen angesetzt. Das liegt sogar unter den rund 1,3 Billionen Yen im laufenden Geschäftsjahr. Allerdings soll es bis dahin schwarze Zahlen geben. Im Weihnachtsquartal erwirtschaftete der Bereich immerhin einen dünnen operativen Gewinn von 9,3 Milliarden Yen.
Das Hollywood-Studio Sony Pictures verbuchte im vergangenen Quartal einen operativen Verlust von 2,4 Milliarden Yen. Eine groß angelegte Hacker-Attacke hatte Ende November so gut wie alle Computer-Systeme des Hollywood-Studios lahmgelegt, einige davon blieben bis Anfang Februar offline. Zudem wurden interne Unterlagen und E-Mails der Firmenspitze ins Netz gestellt.
Die Angreifer brachten die Attacke mit der Nordkorea-Satire "The Interview" in Verbindung. Große amerikanische Kinoketten weigerten sich nach Terror-Drohungen, den Film zu zeigen. In den USA war der Streifen dann doch noch vor Weihnachten zu sehen und kommt nun auch wie ursprünglich geplant am Donnerstag (5.2.) in die deutschen Kinos. Nach Branchenschätzungen drohte Sony Pictures, auf einem Verlust von 100 Millionen Dollar sitzenzubleiben, der Film spielte allerdings auch im Internet schnell mehr als 40 Millionen Dollar ein.
Sony verkaufte im Weihnachtquartal 6,4 Millionen Geräte seiner Playstation 4. Die Spielesparte konnte den operativen Gewinn mit 27,4 Milliarden Yen im Jahresvergleich mehr als verdoppeln. Der Bereich Heimelektronik fuhr ein operatives Ergebnis von 25,3 Milliarden Yen ein - vier Mal mehr als ein Jahr zuvor. (dpa/tc)