SAP, Infosys, Temenos

Kampf der Anbieter von Kernbanken-Systemen

31.05.2011 von Christiane Pütter
Große Anbieter wie Infosys, SAP und Temenos holen laut Ovum gegenüber lokalen Herstellern auf, weil ihre Systeme modular aufgebaut sind.
Trotz der Vorliebe vieler Geldhäuser für lokale Anbieter von Kernbanken-Systemen werden nach Ansicht von Ovum internationale Spieler auf diesem Markt aufholen.
Foto: Tonis Pan - Fotolia.com

Wer sich einen Überblick über den weltweiten Markt für Kernbanken-Systeme verschaffen will, braucht Geduld. Das Segment ist stark fragmentiert: Mehrere hundert Player bieten ihre Lösungen feil. Entscheider in den Banken scheinen es sich jedoch einfach zu machen: Sie kaufen meist bei lokalen Anbietern. Das geht aus dem Report "Solution guide to international retail banking core systems" des britischen Marktforschers Ovum hervor.

Die Analysten sehen das vor allem in regulatorischen Vorgaben begründet. Offenbar trauen Banken lokalen Anbietern am ehesten zu, sich mit Compliance auszukennen. Banker glauben, dass Anbieter vor Ort ihre spezifischen Produktanforderungen besser erfüllen als internationale Software-Häuser.

Dem widersprechen die Analysten auch nicht. Sie geben aber zu bedenken, dass internationale Player über mehr technologische Stärke verfügen. Sie erwarten denn auch, dass diese Anbieter aufholen. Das liegt aus Sicht von Ovum vor allem daran, dass Kernbanken-Systeme heute modular aufgebaut sind. Dadurch fallen umfangreiche Anpassungen der Tools weg.

Die Analysten raten Bankern, einen Systemwechsel bei der Kernbanken-Software "nicht isoliert" zu betrachten. Konkret: Integrationsanforderungen an periphere Systeme wie Marketing und Vertrieb sowie die daraus entstehenden Kosten dürfen nicht ignoriert werden.

Banken sollten daher zunächst ein Ziel festlegen und schrittweise migrieren, statt das gesamte Kernbanken-System auf einen Schlag zu ersetzen. Hier komme den Geldinstituten wiederum der modulare Aufbau moderner Kernbanken-Lösungen zugute.

Infosys, SAP und Temenos auf der Shortlist

Ovum geht davon aus, dass noch in diesem Jahr der Bedarf an Kernbanken-Lösungen steigt. Nach der Krise hätten immer mehr Entscheider den Wunsch nach Erneuerung. Die Analysten sehen drei Anbieter als führend an. Sie stünden aufgrund ihrer Stärken bei vielen Banken auf der Shortlist. Die Spitzengruppe bilden der indische Anbieter Infosys, SAP aus Walldorf und das Schweizer Unternehmen Temenos. Sie offerierten starke IT-Architektur, eine erhebliche Bandbreite an Funktionalitäten und nicht zuletzt eine etablierte Position im globalen Markt.

Aus Sicht der Analysten sollten Entscheider aber auch Lösungen der US-Firma FIS und des indischen Unternehmens TCS (Tata Consultancy Services) in Betracht ziehen. Sie könnten es durchaus mit den oben Genannten aufnehmen. Als Anbieter, die im Kommen seien, sieht Ovum außerdem die amerikanische Fiserv und das britische Unternehmen Misys.