Der Marktführer gibt die Schlagzahl vor. Just so verhält es sich laut einer aktuellen Studie der Analysten von Gartner auf dem Weltmarkt für IT-Outsourcing. Der legte im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent auf 246,6 Milliarden US-Dollar zu. Mit der exakt gleichen Wachstumsrate behauptete Marktführer IBM seine Spitzenposition und einen Marktanteil von knapp 11 Prozent.
Diese Koinzidenz mag für sich genommen auf wenig Bewegung in diesem Markt hindeuten. Das wäre allerdings ein glatter Trugschluss. Gartner beobachtet zum Teil enorme Wachstumsraten bei indischen Dienstleistern und bei Anbietern von Cloud-Services. Die Kehrseite ist laut Analyst Bryan Britz eine Kannibalisierung der Umsätze auf Seiten klassischer Infrastruktur-Outsourcer. Die Vorliebe der Anwender für hybride Cloud-Strategien zwingt die Dienstleister und den Markt als Ganzes demnach zur weiteren Differenzierung der Angebote. Dynamik scheint über Jahre hinaus garantiert.
Die aktuelle Gemengelage lässt sich anhand einiger Schlüsseldaten der Studie erhärten. Gartner zählt für 2011 geschlagene 43 Dienstleister mit einem Umsatz über einer Milliarde Dollar. Zusammen betrachtet verbuchten diese Schwergewichte ein Plus von 9,5 Prozent – eine Wert also deutlich über dem Gesamtdurchschnitt. Lässt man innerhalb dieser Gruppe aber die indischen Anbieter, die Cloud-Spezialisten und die Dienstleister mit signifikanten Übernahmen außen vor, bleibt nur noch ein Zuwachs von unterdurchschnittlichen 6,5 Prozent übrig.
Die Situation wird sich verschärfen
„Für viele führende Anbieter im IT-Outsourcing-Markt zeigen die Ergebnisse für 2011, wie schwierig das bloße Halten von Marktanteilen mittlerweile geworden ist – von Zugewinnen ganz zu schweigen“, kommentiert Britz. „Diese Herausforderung wird sich in den kommenden Jahren für die Anbieter noch verschärfen, wenn sie keine Antwort auf die treibenden Kräfte parat haben.“
Dieser allgemeine Befund spiegelt sich in der Dienstleister-Rangliste von Gartner eindrucksvoll wider, in der es hinter Spitzenreiter IBM zum Teil drastische Verschiebungen gab. Mit einem Marktanteil von 6,1 Prozent hält HP zwar weiterhin Platz 2. Mit nur 2 Prozent Wachstum gegenüber 2010 zählt der Anbieter aber genauso zu den Verlierern wie CSC, das überhaupt kein Plus verzeichnen konnte und vom dritten auf den vierten Platz rutschte.
BT und Xerox stagnieren, CSC und Fujitsu gewinnen
Aufs Podium rückte stattdessen Fujitsu, das um 10,3 Prozent zulegte und zu den klaren Siegern des Jahres zählt. CSC und Fujitsu halten jeweils klar über 4 Prozent an Marktanteilen. Hinter Accenture auf Platz Fünf mit 2,6 Prozent werden die Abstände zwischen den Dienstleistern dann schon sehr klein. Mit einem Plus von 18,2 Prozent legte Accenture unter den Top-Anbietern am kräftigsten zu.
T-Systems auf Platz 7 verlor gegenüber 2010 eine Position und findet sich mit lediglich 2,8 Prozent Zuwachs in der Gruppe von Firmen wieder, die beinahe stagnierten. In diese Kategorie fallen außerdem BT und Xerox, SAIC büßte sogar an Umsatz ein.
Den schlimmsten Absturz – von Platz 10 auf 25 bei einem Umsatzminus von 55,3 Prozent – musste Siemens IT Solutions and Services (SIS) hinnehmen. Die Ursache dafür ist selbstverständlich die Übernahme durch Atos, das dank der Akquisition bei einer Fastverdoppelung des Umsatzes von Platz 13 auf Rang 8 und damit in die weltweiten Top-Ten kletterte.
Amazon und Rackspace wachsen stark
Zu den Profiteuren einmaliger Effekte durch Übernahmen zählt Gartner neben Atos auch NTT Data (Rang 6), Centurylink, EDB Ergo und Stefanini. Die Cloud-Computing-Welle spülte Namen wie Amazon und Rackspace bei Zuwächsen von zwei Dritteln beziehungsweise 31,5 Prozent ins Blickfeld. Zu den führenden IT-Dienstleistern zählen die Unternehmen gleichwohl noch nicht.
Demgegenüber sind die indischen Dienstleister durchweg in der globalen Beletage angekommen. Tata Consultancy Services (TCS) machte mit einem Umsatzplus von 29,8 Prozent auf Rang 9 zwei Plätze gut. Sogar vier Plätze gewann mit einem Zuwachs von 32 Prozent auf Platz 20 Cognizant, ein Dienstleister also mit stark indischem Offshore-Profil.
Inder im Kommen
HCL zählt noch nicht zu den führenden 25 Dienstleistern, kann aber mit einem Umsatzplus von 26 Prozent aufwarten. Wipro (Rang 22) und Infosys (Rang 24) wuchsen überdurchschnittlich und machten im Ranking ebenfalls Boden gut.
Die Studie „Market Share Analysis: IT Outsourcing Services, Worldwide, 2011“ ist bei Gartner erhältlich.