Der akademische Nachwuchs weiß, was er will. Karriere gehört nicht unbedingt dazu - Privates ist wichtiger. Zu diesem Ergebnis kommt der Management-Berater Kienbaum aus Gummersbach. Kienbaum hat für die "Absolventenstudie 2011/2012" mehr als 350 Studierende verschiedener Fachrichtungen befragt.
Die Frage nach den wichtigsten Werten und Zielen im Leben beantworten die Teilnehmer eindeutig: 71 Prozent setzen Familie und Freunde an die erste Stelle. In deutlichem Abstand folgt das Stichwort Selbstverwirklichung mit 48 Prozent der Stimmen auf Platz zwei.
Erst auf Platz drei rangieren Erfolg und Karriere (43 Prozent). Dahinter nennen die Absolventen Gesundheit (37 Prozent), Reisen und fremde Länder (28 Prozent) sowie Verantwortung (27 Prozent).
Zum Vergleich: In einer ähnlichen Studie vor zwei Jahren hatten noch 50 Prozent der Befragten Erfolg und Karriere als wichtiges Ziel genannt, auch Gesundheit war auf 50 Prozent der Nennungen gekommen. Familie und Freunde rangierten 2010 wie in der aktuellen Studie ganz oben.
Wichtigstes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl sind die Entwicklungsmöglichkeiten, die das Unternehmen bietet. Diesen Faktor nennen 70 Prozent der Studienteilnehmer. Es folgen eine ausgeglichene Work-Life-Balance (54 Prozent) und eine kollegiale Arbeitsatmosphäre (53 Prozent). Erst dahinter rangiert mit 49 Prozent die Vergütung.
Kienbaum hat außerdem erfragt, über welche Kanäle sich die Studierenden über potenzielle Arbeitgeber informieren. Hier fällt die Antwort eindeutig aus: 94 Prozent geben zunächst einmal Unternehmens-Websites an. Alle anderen Möglichkeiten bleiben unter 50 Prozent der Nennungen.
Das heißt konkret: 45 Prozent der Absolventen würden sich gern bei Mitarbeitern des jeweiligen Unternehmens informieren, 43 Prozent geben auch Jobbörsen an. Außerdem nennen die Befragten Tage der offenen Tür (31 Prozent), Hochschul-Bewerbermessen (27 Prozent) und Suchmaschinen (26 Prozent).
Mix aus virtueller und persönlicher Kommunikation
Ein Blick auf die unterschiedlichen Nennungen zeigt, dass die kommende Mitarbeitergeneration bei der Jobsuche einen Mix aus virtueller Kommunikation (Websites, Suchmaschinen) und persönlichen Gesprächen (Tag der offenen Tür, Messen) verfolgt. Die klassische Anzeige in der Tageszeitung kommt dagegen nur noch auf acht Prozent. Etwas besser schneidet mit 18 Prozent die Anzeige im Fachmagazin ab.
Weiter haben sich die Autoren der Umfrage mit dem Thema Traineeprogramm beschäftigt. Eine große Mehrheit von 94 Prozent der Studierenden kann sich ein Traineeprogramm als Berufseinstieg beim Wunscharbeitgeber vorstellen. Die verbleibenden sechs Prozent lehnen das ab.
Bei diesen sechs Prozent hat Kienbaum nachgehakt. Die Absolventen begründen ihre Ablehnung beispielsweise mit der schlechten Bezahlung von Trainees oder damit, dass sie nach dem Studium nicht noch eine "Ausbildung" machen möchten.
Die Frage nach den Gründen ging auch an die Befürworter eines Traineeprogramms beim Wunscharbeitgeber. Diese führen zum Beispiel an, "Learning by doing" sei nach der Theorie an der Uni genau das Richtige. Man könne wertvolle Erfahrungen sammeln und werde nicht gleich ins kalte Wasser geworfen.
Einige Befragte versprechen sich von einem Traineeprogramm "enorme fachliche und persönliche Weiterentwicklung". Sie erwarten, eine "intensive Einführung ins Unternehmen und gezielte Vorbereitung auf einen Einsatz im Fachbereich" zu erhalten.
Einstieg als Trainee ist fast schon Standard
Andere argumentieren mit der mittlerweile üblichen Praxis: Ein Traineeprogramm sei "ein gängiger Weg zum Direkteinstieg". Sie erklären, ein solches Programm sei "heutzutage für eine Karriere schon fast nicht mehr nur optional, sondern eher eine Voraussetzung".
Wer Trainees einstellen will, sollte ihnen eine gute persönliche Betreuung und gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen bieten. Das erwarten jedenfalls 45 Prozent beziehungsweise 40 Prozent der Absolventen. Außerdem wünschen sie sich ein inhaltlich vielfältiges Traineeprogramm (39 Prozent) und die Möglichkeit zu Auslandsaufenthalten (38 Prozent der Nennungen).