Auf eine kollegiale Arbeitsatmosphäre legen 60 Prozent der Befragten Wert, für 57 Prozent spielt die Balance zwischen Beruf und Freizeit ("Work-Life-Balance") eine wichtige Rolle. Erst an vierter Stelle der Rangliste steht eine attraktive Vergütung mit 49 Prozent. Zwei Jahre zuvor, 2008, war das Gehalt noch für 78 Prozent der Absolventen ein entscheidendes Kriterium.
Das ist das Ergebnis der Absolventenstudie 2010/2011 der Franz Haniel & Cie. GmbH unter 279 Absolventen verschiedener Fachrichtungen. "Mittel- und langfristige Karriereperspektiven gewinnen im Vergleich zum schnellen Geld bei den angehenden Akademikern zunehmend an Bedeutung", kommentiert Jürgen Kluge, Vorstandsvorsitzender von Haniel, die Umfrage. Zu dieser Haltung passt auch die große Zustimmungsrate zu Trainee-Programmen der Unternehmen für Berufseinsteiger.
Mit 88 Prozent Zustimmung gehören die Übungsmaßnahmen bei einem Großteil der Befragten zu den beliebtesten Begleiterscheinungen des Berufseinstiegs: Neben Entwicklungsmöglichkeiten erwarten die Absolventen von solchen Programmen eine optimale Vorbereitung auf zukünftige berufliche Herausforderungen und den Aufbau eines Kontaktnetzwerks.
Die Erwartungen an ein Trainee-Programm
Auf die Frage nach entscheidenden Erfolgskriterien für ein Trainee-Programm nennen die Studienteilnehmer mit 48 Prozent an erster Stelle die inhaltliche Vielfalt des Programms. Sie möchten verschiedene Unternehmensbereiche durchlaufen, was der beruflichen Selbstfindung und Flexibilität dient. Auf Platz zwei steht mit 46 Prozent der Wunsch nach persönlicher Betreuung und auf dem dritten Rang folgen gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen mit 41 Prozent. Rund ein Drittel der Befragten legt auf die Vermittlung von Fachwissen und auf Auslandsaufenthalte als Bestandteil eines Trainee-Programms Wert.
Die hohen Zustimmungsraten zu Trainingsprogrammen mögen zum Teil aber auch dem Fatalismus geschuldet sein: 93 Prozent der 279 befragten Studierenden halten solche Programme schlicht für zeitgemäß, was nicht unbedingt nach herzlicher Zustimmung klingt. Und so gibt es durchaus auch Argumente gegen die Trainings: Manche Absolventen würden lieber direkt ins Berufsleben einsteigen, beschweren sich über die zu allgemeine Ausrichtung, die zu lange Dauer und eine zu niedrige Entlohnung.
Internet wichtigste Informationsquelle über Arbeitgeber
Die Absolventen informieren sich in erster Linie über das Internet über ihre zukünftigen Arbeitgeber: 95 Prozent der Befragten erkundigen sich über die Website eines Unternehmens nach beruflichen Einstiegsmöglichkeiten. Jeder Zweite spricht bei der Recherche über den potenziellen Arbeitgeber mit Freunden und Bekannten, die Mitarbeiter schon des Wunschunternehmens sind.
Hoch im Kurs stehen bei den Befragten mit 40 Prozent auch Online-Jobbörsen. Fast jeder Dritte nutzt zudem Bewerbermessen und Internet-Suchmaschinen, um sich einen Eindruck von potenziellen Arbeitgebern zu verschaffen. An Bedeutung verloren haben demgegenüber die klassischen Stellenanzeigen in Fachzeitschriften (15 Prozent) und Tageszeitungen (zehn Prozent).
Hoher Stellenwert von Familie und Freunden
In Zeiten unsicherer Beschäftigungsverhältnisse spielen für die Studierenden soziale Kontakte eine bedeutende Rolle: Für drei Viertel der Befragten sind Familie und Freunde ein "zentraler Bestandteil ihres Lebens". Die Hälfte der Absolventen nennt Erfolg und Karriere sowie Gesundheit als zentrale Werte, dicht gefolgt von Selbstverwirklichung mit 47 Prozent. Nur jeder Zwanzigste (fünf Prozent) stuft Genuss und Konsum als wichtig ein, Reichtum sogar nur jeder Fünfzigste. "Immaterielle Werte sind den Nachwuchstalenten offenbar wichtiger als materieller Besitz - eine Chance für den deutschen Mittelstand, gegen große Konzerne im ‚War for Talent‘ zu bestehen", kommentiert Haniel Chef Kluge.