Betriebliche Weihnachtsfeiern haben ihre Tücken. Wie verhält man sich angemessen, damit ein Betriebsfest nicht zum Karrierekiller wird? Carolin Lüdemann, Mitglied im Deutschen Knigge-Rat, verrät die Spielregeln.
1. Das Erscheinen ist nicht nur Kür: Die Teilnahme an einer Weihnachtsfeier ist zwar nicht nur Kür, aber auch keine Pflicht. Das gilt zumindest, wenn die Feierlichkeit während der Arbeitszeit stattfindet. Wer mag, kann dann auch den Schreibtisch hüten, anstatt mit den Kollegen zu feiern. Empfehlenswert ist das jedoch nicht: Wer sich von der Betriebsfeier distanziert, erweckt den Eindruck, auch sonst kein Interesse am Beisammensein mit den Mitarbeitern zu haben und macht sich zum Außenseiter.
2. Kleider machen Leute
Über den Dresscode entscheidet der Ort, an dem gefeiert wird. Wer auf die Kegelbahn geht, den kleidet ein dunkler Anzug mit Krawatte mehr schlecht als recht. Grundsätzlich gilt auf einer Feier die gleiche Devise wie im Joballtag: Mehr Stoff bedeutet mehr Autorität. Gewagte Outfits sollten daher besser weiter den Kleiderschrank hüten.
3. Smalltalk - auch mit dem Chef
Der Smalltalk ist Pflicht. Gut tut, wer den Blick über den Tellerrand hebt, keine Grüppchen bildet und sich nicht nur mit den altbekannten und alltäglichen Kollegen umgibt. Stattdessen geht man aktiv auf neue oder weniger bekannte Gesichter zu. Die meisten Mitarbeiter reden weniger als zwei Stunden pro Jahr freiwillig mit ihrem Vorgesetzten - so zum Beispiel auf einer Weihnachtsfeier. Das ist entschieden zu wenig für denjenigen, der Karrierepläne schmiedet.
Es ist stattdessen empfehlenswert, aktiv das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen und über die Weihnachtsfeier, den Ort des Geschehens oder positive Neuigkeiten aus der Firma zu reden. Nicht nur aus Karrieregründen, sondern weil es schlicht und ergreifend ein Gebot der Höflichkeit ist.
small talk
Das Geheimnis des Small Talk Wir verraten Ihnen die wichtigsten Regeln für einen erfolgreichen Small Talk, damit sie mühelos kommunizieren.
Nur Mut! Small Talk findet in der Regel nur unter Fremden statt. Aber auch wenn Sie Angst davor haben: ein bißchen Plaudern ist viel leichter als Sie denken!
Der erste Eindruck Stellen Sie sich sympathisch dar, der erste Eindruck zählt. Aber sehen Sie Small Talk auch als Aufwärmphase. Gerade bei Geschäftspartnern aus anderen Kulturen kommt es nicht gut an, wenn Sie gleich mit der Tür ins Haus fallen.
Nehmen Sie sich selbst zurück Damit geben Sie Ihrem Gegenüber Raum zum Reden und Sie erhalten oft wertvolle erste Informationen.
Finden Sie Gemeinsamkeiten Das geht am besten, indem Sie offene Fragen stellen, mit denen Sie Interesse am Gegenüber bekunden.
Potenzielle Themen Falls Sie sich schwertun, passende Fragen zu finden, beziehen Sie sich einfach auf das Umfeld oder den Anlass der Begegnung. "Wie haben Sie von dieser Veranstaltung gehört?" oder "Über welchen Kontakt sind Sie heute hier?" können der Auftakt zu einem netten Small Talk sein.
Achtung, Tabu-Zone! Gefährlich wird es bei Gesprächsthemen, die polarisierend wirken wie z.B. Politik oder Religion. Falls Ihr Gegenüber da eine andere Meinung haben sollte als Sie, sind Sie schnell in die Falle getappt. Und hüten Sie sich vor negativen Themen wie verspätete Flüge! Gemeinsam jammern verbindet in den seltensten Fällen.
Halten Sie keine Monologe! Die Wirkung auf Ihre Zuhörer dürfte absehbar sein.
Hören Sie aktiv und aufmerksam zu. Ein gelegentliches Nicken oder "ja, ja" zeigt wenig Interesse und Wertschätzung. Hören Sie statt dessen wirklich zu und greifen Sie Informationen erinnernd wieder auf, die Ihr Gesprächspartner erwähnt hat: "Sie sagten vorhin, dass Sie..."
Halten Sie Blickkontakt. Gerade auf einer größeren Veranstaltung ist die Versuchung groß, die Blicke schweifen zu lassen, um möglichst wenig zu verpassen. Das ist unhöflich gegenüber Ihrem aktuellen Gesprächspartner! Halten Sie deshalb Blickkontakt.
Viele Gesprächspartner Das Wort 'SMALL Talk' beschreibt es perfekt: Auf größeren Veranstaltungen geht es um kurze Gespräche, um ein erstes Kennenlernen. Nutzen Sie die Möglichkeiten, indem Sie mit vielen verschiedenen Menschen in's Gespräch kommen.
Beenden Sie das Gespräch positiv. Wie schon gesagt, verbinden negative Themen nur selten und hinterlassen oft einen faden Beigeschmack. Setzen Sie stattdessen einen positiven Schlußpunkt. "Unser Gespräch hat mir viel Spaß gemacht, ich hoffe, wir können es später fortsetzen." kann ein schöner Abschluss sein, wenn Sie es ehrlich meinen.
Small Talk ist zum Netzwerken da. Beobachten macht Spaß, aber nutzen Sie auch die Chance, Beziehungen zu knüpfen, indem Sie sich aktiv auf die Suche nach neuen Gesprächspartnern machen. Halten Sie deshalb Ausschau nach Gruppen, die offen beieinander stehen oder Menschen, die Ihnen einen längeren Blickkontakt gewähren.
Vorbereitung ist nützlich Gespräche kommen oft leichter zustande, wenn Sie sich im Vorfeld ein bißchen über Ihren Gastgeber/Ihre Kunden informiert haben.
4. Alkohol: Weniger ist mehr
Wohl dem, der zum Fröhlichsein keinen Alkohol benötigt: Davon trinkt man am besten nur ein bis maximal zwei Gläser. Wer zu tief ins Glas schaut, riskiert feucht-fröhliche Ausrutscher und erweckt den Eindruck, dass er es sich auf Kosten der Firma gern ein bisschen zu gut gehen lässt.
5. Schöne Augen macht man keinem
Zwar lernen sich die meisten Paare am Arbeitsplatz kennen, auf der Weihnachtsfeier jedoch besser nicht. Hier ist man den aufmerksamen Blicken der Kollegen ausgesetzt, die jeden Annäherungsversuch exakt protokollieren und am nächsten Arbeitstag in großer Runde kommentieren. Wer sich flirtmäßig bedrängt fühlt, sucht sich am besten Unterstützung und bindet einen neutralen Dritten unverbindlich ins Gespräch ein.
Weihnachten
Karrierekiller oder Sprungbrett? Wir geben ihnen sieben Tipps für die fröhliche, aber nicht peinliche Weihnachtsfeier im Kollegenkreis.
Vorsicht Anwesenheitspflicht! Wer glaubt, das Einfachste wäre, beim der Firmenfeier erst gar nicht zu erscheinen, der irrt gewaltig. Die Anwesenheit bei der Weihnachtsfeier ist nicht Kür, sondern Pflicht.
Vorsicht Fettnäpfchen! Das angebotene "Du" hat am folgenden Arbeitstag nur dann noch Bestand wenn der Vorgesetzte es verwendet. Der Chef entscheidet also zum einen, ob er seinem Mitarbeiter das "Du" anbietet und zum anderen, ob man über die Feier hinaus bei dieser persönlichen Anrede bleiben wird.
Vorsicht Alkohol! Zurückhaltung gilt beim Alkohol: "Hüten Sie sich davor, bei Firmenfesten zu tief ins Glas zu schauen. Die Kollegen sollen Ihnen auch nach der Feier mit Anerkennung begegnen und Sie nicht mit peinlichen Zwischenfällen in Verbindung bringen", sagt Carolin Lüdemann. Auch überschwängliche Verbrüderungsaktionen sollten nicht zum Standard gehören.
Vorsicht Interna! Eine weitere Hürde sind Gespräche, die sich um Internes drehen. Nicht jede Information ist für alle Ohren geeignet. Es gilt daher, sein Mitteilungsbedürfnis zu zügeln: Wer internes Wissen ausplaudert und sich in den Vordergrund spielt, mag zwar kurzfristig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, muss das später aber unter Umständen teuer bezahlen.
Vorsicht Geschenke! Werden Geschenke überreicht, so gilt, dass man diese bei Nichtgefallen weder umtauscht noch im nächsten Jahr weiterreicht. Auch der Satz "Das wäre doch nicht nötig gewesen" sollte der Beschenkte aus seinem Vokabular streichen.
Achtung Chance! Neben Fettnäpfchen bietet ein Betriebsfest aber auch Chancen, die eigene Position im Unternehmen zu stärken. Selten ist es so leicht wie hier, neue Kontakte zu knüpfen und wertvolle Bekanntschaften zu festigen. Ohne sich zunächst einen Termin im Vorzimmer holen zu müssen, ist ein Gespräch mit Vorgesetzten in lockerer Atmosphäre möglich.
Achtung Tabuthemen! Doch auch hier sollte man sich zuvor überlegen, was man zu sagen hat. Es gelten die Regeln des Smalltalks, was zusammengefasst bedeutet: Keine schlechten Nachrichten verbreiten. Tabu sind auch konfliktträchtige Themen wie Politik oder Religion. Besser ist es, über positive Gemeinsamkeiten zu sprechen - zum Beispiel über neue Entwicklungen im Unternehmen oder erfolgreich abgeschlossene Projekte.
6. Aufbruchstimmung signalisieren nicht nur Spielverderber
Wen es nach Hause zieht, der muss den Heimweg so lange aufschieben, wie der Vorgesetzte es auch tut. Erst wenn dieser Aufbruchstimmung signalisiert, kann man es ihm gleichtun. Sehr viel später aufzubrechen ist jedoch auch nicht des Rätsels Lösung: wer die Räumlichkeiten als letzter Feierwütiger verlässt, wird am nächsten Arbeitstag kaum frisch auf der Matte stehen.
7. Der Tag danach: Du oder Sie?
Schön, wenn einem der Vorgesetzte das "Du" anbietet. Allerdings zeigt sich erst am nächsten Arbeitstag, ob dieses "Du" noch Bestand hat. Zwar darf der Ranghöhere dem Rangniederen das Duz-Angebot unterbreiten. Allerdings darf er am nächsten Arbeitstag auch entscheiden, ob es noch Bestand hat. Solange das nicht eindeutig geklärt ist, umschiffen Mitarbeiter die direkte Ansprache des Vorgesetzten. Sollte dieser wieder zum "Sie" zurückkehren, so lässt man diesen Sinneswandel unkommentiert und geduldet sich bis zur nächsten Feierlichkeit.