Ein katarischer Staatsfonds habe erste Gespräche über eine Übernahme geführt, berichtete das „Wall Street Journal“ am Donnerstag auf seiner Internetseite unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Aufgrund des kürzlich erfolgten Wechsel an der Spitze des Emirats sei es aber zunächst zu einem Stillstand bei den Aktivitäten des Fonds gekommen, so dass ein rascher Fortgang der Verhandlungen unwahrscheinlich sei. RWE habe sich nicht weiter zum Stand des DEA-Verkaufsprozesses äußern wollen, der Staatsfonds habe telefonische Anfragen unbeantwortet gelassen.
Bisher galt die BASF -Tochter Wintershall als einziger ernsthafter Interessent. Die Preisvorstellungen von RWE, der seine Tochter am liebsten als Ganzes verkaufen will, sollen bei 4,5 bis 5 Milliarden Euro liegen. Im Mai hatte Vorstandschef Peter Terium bereits klar gestellt, dass der Konzern in diesem Jahr nicht mehr mit einem Abschluss des Verkaufs rechnet. Der Prozess habe gerade erst begonnen, hatte es damals geheißen.
Terium hatte Dea im März zum Verkauf gestellt. Damit reagierte er auch darauf, dass das ursprüngliche Verkaufsprogramm nicht wie erwartet lief. Vom Ziel, bis Ende dieses Jahres durch Verkäufe von Geschäftsteilen 7 Milliarden Euro einzunehmen, musste sich Terium verabschieden. Der Konzern konnte seine Preiswünsche bei vielen Sparten nicht durchsetzen. RWE braucht die Verkaufserlöse zum Abbau der Schulden von gut 33 Milliarden Euro.
Mit einer Trennung von Dea würde RWE einen verlässlichen Ertragsbringer opfern. Deshalb ist der Verkauf auch nicht unumstritten. Konkurrent Eon etwa, der ebenfalls mit hohen Schulden kämpft, hält an seinen Förderaktivitäten fest. Terium dagegen sieht im Besitz eigener Gasquellen keine strategische Bedeutung mehr.
Ihre Verbindlichkeiten sind für die großen Versorger angesichts sinkender Erträge infolge der Energiewende zu einem großen Problem geworden. Dauerhaft kann sich RWE laut Terium nur einen dreifachen Betrag seines Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) als Verschuldung erlauben. Das wären bei der aktuellen EBITDA-Prognose von rund 9 Milliarden Euro in diesem Jahr 27 Milliarden Euro.
RWE hat erst Verkäufe im Umfang von rund 3,5 Milliarden Euro in trockenen Tüchern. Um die Schulden zu drücken, hat der Konzern ein umfangreiches Sparprogramm mit dem Abbau von rund 5.000 seiner zuletzt rund 70.000 Stellen bis 2015 angekündigt. Zudem sind Einschnitte bei den Investitionen geplant. Deutlich besser kommt Konkurrent Eon mit der Trennung von Sparten voran. Nachdem Eon bereits rund 17 Milliarden Euro durch den Verkauf von Geschäftsteilen eingenommen hat, peilt der Vorstand inzwischen einen Erlös von bis zu 20 Milliarden Euro an. (dpa/rs)