Das Konzept Software als web-basierte Dienstleistung ist für die Mehrzahl der Software-Hersteller im deutschsprachigen Raum uninteressant. Das hat eine repräsentative Umfrage des Software-Führers Softguide unter Software-Anbietern ergeben. Nur 21 Prozent der Befragten stellen derzeit ihre Produkte zur Nutzung über das Internet oder über private Datennetze zur Verfügung, wobei nur die Hälfte von ihnen mit der vertrieblichen Entwicklung zufrieden ist.
Wie die Erhebung zeigt, wird sich auch künftig nicht viel auf Anbieterseite ändern. Nur fünf Prozent der Befragten, die bisher keine SaaS-Lösungen auf dem Markt haben, planen in der nahen Zukunft ein solches Angebot. Rund die Hälfte der Anbieter will ihr Portfolio im kommenden Jahr nicht erweitern.
SaaS bisher nur was für die großen Software-Anbieter
"Das SaaS-Konzept ist vor allem für kleinere und mittelständische Software-Anbieter noch nicht interessant", sagt Uwe Annuß von Softguide. Noch sei für diese Anbieter die Zeit für SaaS nicht gekommen. Neue Trends im Software-Markt haben immer einen gewissen Vorlauf, bis sie sich auf breiter Ebene durchsetzen, so Annuß: "Zu den frühen Anbietern gehören meist die großen Unternehmen und nur wenige Mittelständler."
"Was für die Kunden unkompliziert ist, bedeutet für die Anbieter von Software und Dienstleistungen einen signifikanten Umstellungsprozess ihres Geschäftsmodells", sagt IDC-Analyst Frank Naujoks und liefert damit einen der wichtigsten Gründe für die Zurückhaltung der Software-Anbieter beim Thema SaaS. Sie erhalten bei diesem Modell im Gegensatz zum On-Premise-Modell nicht mehr Lizenzkosten als Einmalzahlung vorab und anschließend jährliche Wartungsgebühren in Höhe von bis zu einem Viertel der Lizenzgebühren.
Bei SaaS stehen die Anbieter jedes Mal im Wettbewerb um eine Lizenzverlängerung, wenn der in der Regel auf zwei oder drei Jahre geschlossene Vertrag über Software als web-basierte Dienstleistung ausläuft. Dadurch ändern sich auch das Vertriebsmodell und die Honorierung der Verkäufer. "Denn die durchschnittlichen Vertriebserlöse pro Vertrag sind im SaaS-Modell meistens geringer als im On-Premise-Geschäft", berichtet Naujoks.
Mehr Aufwand bremst das Interesse der Anbieter
Außerdem müssen zusätzliche technologische Herausforderungen gelöst werden. "Beispielsweise sollte die Software mehrmandantenfähig sein, um kostengünstig auf einem Server, mehrere Kunden laufen lassen zu können", so der IDC-Analyst. Dazu kommen Mehrwährungsfähigkeit, Mehrsprachigkeit und die Vorhaltung ausreichender Rechenkapazität, um einen ausfallsicheren Betrieb rund um die Uhr gewährleisten zu können.
Zusätzlich muss der Anbieter dafür sorgen, dass die Anwendungen und die Daten sicher vor Hacker-Angriffen und Verlust sind. Außerdem muss er in der Lage sein, entsprechend der Nutzung auch die Abrechnung vorzunehmen. Alles Dinge, die einen Mehraufwand bedeuten.
Dienstleister müssen umdenken
Auch für die Dienstleister stellt sich aufgrund der Nutzung von SaaS durch Anwender und Anbieter die Frage nach einem neuen Geschäftsmodell. Je nach Anbieter fallen die Provisionen für die Vermittlung eines Kunden nur im ersten Jahr an. An den Wartungserlösen partizipieren sie nicht mehr. Auch die Möglichkeiten des Customizings sind eher eingeschränkt, denn sonst ist die Release-Fähigkeit nicht mehr sichergestellt.
"Zwei der drei klassischen Säulen des Geschäftsmodells eines Dienstleisters, der Lizenzverkauf und die Anpassung der Software an die Unternehmensanforderungen, sind somit deutlich beschnitten", sagt Naujoks. Es bleibt als dritte Säule nur die Einbindung der Anwendung in die bestehende IT-Landschaft.
Aus diesen Gründen stehen gerade die Dienstleister vor der Frage, wie sie ihr Unternehmen aufstellen sollen, um dem Wegbrechen zweier Einnahmequellen zu begegnen. Es bieten sich eine Anpassung im Vertriebsmodell, der Einstieg in das Hosting-Geschäft und der Ausbau von Prozessberatung an, schlägt der IDC-Analyst vor.
Anwender müssen genau prüfen
Generell stellt sich aber die Frage, ob SaaS überhaupt für jede Applikation geeignet ist. Nicht für jedes Unternehmen und jeden Geschäftsprozess, meint Andreas Burau von der Experton Group: "Solange die Standardisierung über die gesamte Breite von Betriebssystem, Middleware, Infrastruktur-Software und Anwendungen nicht weiter fortgeschritten ist und klare Vereinbarungen zwischen Software-Häusern und Dienstleistern existieren, sollten Anwender sorgfältig einen Einsatz abwägen."
Es gibt seiner Meinung nach aber Anwendungen, bei denen SaaS schon heute in Betracht kommt. Sie müssen bestimmte Charakteristika aufweisen. So darf es sich nicht um Mission-critical-Applikationen handeln. Die Sicherheitsanforderungen dürfen nicht zu hoch und die Anwenderschaft muss verteilt sein. Eine Integration mit On-Premise-Anwendungen ist nicht günstig. Außerdem sollten keine größeren Anpassungen erforderlich sein.
Zu den hierfür typischen Anwendungen zählen zum Beispiel Human Ressources und Collaboration. "Mit weiterer Reife des Modells werden aber auch zunehmend unternehmenskritische Applikationen und die Transaktion zwischen Kunden und Lieferanten betreffende Anwendungen wie etwa Beschaffung oder Logistik unter dem Aspekt SaaS zu bewerten sein.
Softguide befragte für seine Studie "Software as a Service" 5.200 Anbieter, die aktuell in der Datenbank des Software-Führers gelistet sind.