Deutsche IT-Sicherheitsanbieter werden nicht akzeptiert

Kein Durchbruch beim E-Pass

04.11.2005
Der digitale Personalausweis mit biometrischen Merkmalen wird die deutsche IT-Security-Branche nur wenig beleben. Laut einer Marktanalyse des Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton liegen die Probleme des Marktes in der mangelnden Akzeptanz der Lösungen. Außerdem fehlt ein wirtschaftliches Geschäftsmodell für Flächenanwendungen.

Der globale IT-Sicherheitsmarkt hat derzeit ein Volumen von etwa 70 Milliarden Euro und wächst um zirka acht Prozent pro Jahr, so die Untersuchung. Auf dem deutschen Markt sieht die Situation anders aus. Hier fällt das Wachstum deutlich geringer aus. Mit großem Abstand zur USA belegt Deutschland den zweiten Platz auf dem Weltmarkt.

Der Analyse zufolge fehlt es nicht an technologischen Lösungen. Mit RFID, Biometrie und digitaler Signatur kann sich Deutschland sehr gut im Bereich der Innovationen etablieren. Der Technologievorsprung wird vor allem bei Smart Cards deutlich. Auch bei der Hochsicherheitsverschlüsselung von Daten, der Datenübertragung sowie auf Spezialgebieten der Kryptographie nehmen die deutschen Anbieter eine führende Position ein.

Laut der Marktbeobachtung liegen die Hürden in der fehlenden Akzeptanz der Lösungen und im Fehlen eines wirtschaftlichen Geschäftsmodells für Flächenanwendungen. Zudem blockieren Datenschutzanforderungen eine rasche Entwicklung der Lösungen.

E-Pass auf dem Markt

Trotz innovativer Anwendungsbeispiele erfüllt die nationale Marktentwicklung nicht die Erwartungen. So kämpft das Biometriegeschäft immer noch mit Anlaufschwierigkeiten. Auch der seit diesem Monat ausgegebene digitale Reisepass nutzt die technischen Möglichkeiten nur im geringen Maße.

"Biometrische Ausweise müssen neben der öffentlichen die privatwirtschaftliche Seite mit einbeziehen, um die Tragfähigkeit der Investitionen sicher zu stellen", sagt der Geschäftsführer von Booz Allen Hamilton, Rainer Bernnat. Genau das stelle in Deutschland momentan noch ein Problem dar. So scheiterten Anwendungen wie beispielsweise die Authentifizierung bei Geldausgabeautomaten über den digitalen Personalausweis an der bestehenden Rechtslage. Dennoch werde ein jährliches Wachstum von bis zu zehn Prozent auf dem globalen Biometriemarkt erwartet. 2004 hatte der Markt ein Volumen von rund einer Milliarde Euro.

Die Untersuchung zeigt, dass der erhoffte Impuls für die IT-Security-Branche nicht nur beim E-Pass ausbleibt. Auch bei RFID-Lösungen lässt das erhoffte hohe Geschäftsvolumen noch auf sich warten. So zeichnet sich ab, dass sich der RFID-Markt primär aus dem Lösungsgeschäft und weniger aus der Technologie speist. Als aussichtsreichste Anwendungsgebiete gelten Reisepässe, Personalausweise sowie Supply-Chain-Management. Bei digitalen Signaturen konnte das Problem des vielfältigen Systemumfelds bislang nicht gelöst werden.

Wenige deutsche Anbieter

Die Analyse führt auf, dass sich die deutsche IT-Sicherheits- und Kryptographie-Branche nur aus wenigen Anbietern zusammensetzt. Einem kleinen Mittelstandssegment mit Rhode & Schwarz, Utimaco, Secunet/Secratis sowie großen Systemintegratoren wie T-Systems, SBS, Accenture und IBM. Darüber hinaus realisieren Tochtergesellschaften ausländischer Anbieter wie Gemplus, RSA, Philips, Thales und Symantec zum Teil erhebliche Wertschöpfungsanteile.

Chancen im Ausland

Um ein akzeptables Marktvolumen durch Exportgeschäfte zu entwickeln, müssen sich die nationalen Anbieter auf ausländische Märkte konzentrieren, so die Untersuchung. Wegen der sprunghaften Modernisierung der Verwaltung und der internationalen Gesetzgebung besteht in Regionen wie Osteuropa oder dem Mittleren Osten ein wachsender Bedarf an entsprechenden Sicherheitslösungen.

In diesen Regionen bieten sich besonders den deutschen Anbietern große Chancen. Zum einen aufgrund der räumlichen Nähe zu Osteuropa und zum anderen können sie im Mittleren Osten eine Positionierungsalternative zu US-Anbietern bilden.