Diese Rechte haben Arbeitnehmer

Hitzefrei am Arbeitsplatz

22.07.2016 von Renate Oettinger und Peter Marwan
Die Sonne brennt, das Thermometer klettert: Welche Rechte haben Arbeitnehmer beziehungsweise welche Pflichten haben Arbeitgeber, um bei Hitze allen Arbeitsschutzbedingungen nachzukommen?
Das bekannte "Hitzefrei" aus der Schulzeit gibt es im Berufsleben leider nicht, aber Schutzmaßnahmen für Arbeitnehmer sind durchaus vorgesehen.
Foto: Stock-Asso - shutterstock.com

In den Sommerwochen wünschen wir alle uns schönes Wetter. Am liebsten jedoch nur während des eiogenen Urlaubs. In der Arbeit sind hohe Temperaturen dagegen eher lästig. Immer häufiger warnen Meteorologen jedoch vor Hitzewellen. Abkühlung ist nicht in Sicht: 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, der Juni 2024 war der wärmste Juni seit Aufzeichnungsbeginn.

Bei den häufigen, hohen Temperaturen kann es auch im Büro oder an anderen Arbeitsstätten ziemlich warm und unangenehm werden. Dabei stellt sich die Frage: Welche Rechte haben Arbeitnehmer? Und welche Pflichten haben Arbeitgeber, um allen Arbeitsschutzbedingungen nachzukommen?

Regeln ab einer Innenraumtemperatur von 26 Grad

Arbeitsschutzbedingungen sind in der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) geregelt. Der Arbeitgeber hat am klassischen Büroplatz im Sommer und im Winter für erträgliche Temperaturen zu sorgen. Orientieren kann man sich hierbei an der "Technischen Regel für Arbeitsstätten" (ASR), die ab einer Innenraumtemperatur von 26 Grad greift.

Abkühlung im Büro
Wasser, Wasser, Wasser ...
Sitzen Sie an Ihrem Schreibtisch oder - noch schlimmer - im Meeting und müssen derzeit auch nur an das Eine denken?
Für alle schlaffen Büroarbeiter ...
... hat die CW-Redaktion deshalb einen kleinen Überlebensratgeber zusammengestellt: Wie Sie der Hitze im Büro trotzen und Ihren Gedanken wieder Luft verschaffen können. Lesen Sie unsere Hot Ten: Zehn Tipps zum Abkühlen im Büro.
Tipp 10: Servus Pizza, Schweinebraten und Co!
Ein voller Bauch studiert nicht gern, heißt es. Das gilt umso mehr bei 35 Grad im Schatten. Darum machen Sie in der Kantine einen Bogen um gehaltvolle Speisen.
Tipp 9: Eine Melone für das Team
Eine Wassermelone ist die ideale Zwischenmahlzeit für heiße Sommertage, verbindet sie doch schwere Süße mit leichtem Wasser. Darüber hinaus kann sie auch den Teamgeist auf Trab bringen: Welche Frucht lässt sich schon unter so vielen Köpfen aufteilen?
Tipp 8: Das Brummen der Ventilatoren
Wer sich an einer zusätzlichen Geräuschkulisse nicht stört, kann im nächsten Baumarkt einen Ventilator erwerben und ihn sich neben dem Schreibtisch stellen. Allerdings haben Ventilatoren eher einen beruhigenden Placebo-Effekt als dass sie wirklich Abkühlung bringen.
Tipp 7: Klimaanlage über Nacht aufdrehen
Strom sparen ist jetzt mal Nebensache. Wenn Sie das Büro abends verlassen, drehen Sie die Klimaanlage voll auf. Dann haben Sie am nächsten Morgen zumindest in den ersten Arbeitsstunden ein etwas kühleres Büro.
Tipp 6: Schotten dicht
Verzichten Sie in diesen Tagen auf die Aussicht aus Ihrem Bürofenster und lassen Sie die Jalousien immer unten. Verdrängen Sie den Gedanken, in einem Gefängnis zu sitzen!
Tipp 5: Die Gartendusche
Wenn Sie einen Garten haben, kaufen Sie sich eine Außendusche. Ein Sprung unter die kalte Dusche kostet nicht viel Zeit, erfrischt aber ungemein - erst Recht nach einem Acht- oder Mehr-Stunden-Tag im Büro. Gartenlose Zeitgenossen können sich natürlich in der normalen Dusche abkühlen.
Tipp 4: Eiszeit bei 35 Grad
Sie wollen sich selbst etwas gönnen und den Kollegen eine Freude machen? Dann spendieren Sie eine Runde Eis. Beim gemeinsamen Schlecken kommen einem auch bei 30 Grad noch gute Ideen. Die Wirkung von Eis im Meeting haben wir leider noch nicht getestet.
Tipp 3: Carpe diem
oder für alle Nicht-Lateiner: Morgenstund hat Gold im Mund. Stehen Sie früher auf und beginnen Sie eine Stunde eher zu arbeiten. Schon auf dem Weg ins Büro kann man die Frische des Sommermorgens tanken und auch im Büro sprudeln die Gedanken besser, wenn es noch einige Grad kühler ist.
Tipp 2: Mineralwasser
Trinken, trinken, trinken sollten nicht nur kleine Kinder und alte Leute, wenn es heiß ist. Auch für Wissensarbeiter ist Mineralwasser in diesen heißen Tagen das Wertvollste.
Tipp 1: Freibad statt Kantine
Und jetzt unser ultimativer Tipp, der Ihre Lebensgeister garantiert weckt. Nutzen Sie Ihre Mittagspause: Gehen Sie nicht über die Kantine, sondern direkt ins nächst gelegene Freibad. Nach 500 Meter Schwimmen sind Sie wieder topfit und können sich in den Arbeitsnachmittag stürzen.
Hat alles nichts geholfen?
Dann gönnen Sie sich einen Tag Hitzefrei. Ein Urlaubstag kann manchmal schon Wunder wirken.

In diesem Fall sind Maßnahmen zu ergreifen, etwa ein Sonnenschutz, ohne dabei jedoch das Eindringen von Tageslicht zu verhindern. Empfohlen werden in der ASR auch Vordächer, Balkone, feststehende Lamellen oder Bepflanzungen, um Schutz vor der Sonne zu bieten.

Regeln ab einer Innenraumtemperatur von 30 Grad

Weitere Maßnahmen werden ab einer Lufttemperatur im Raum von mindestens 30 Grad erforderlich. Eine davon ist zum Beispiel das Bereitstellen von Getränken. Einen Anspruch auf kostenlose Getränke am Arbeitsplatz haben Angestellte allerdings nicht - auch nicht bei sommerlichen Temperaturen.

Auch verkürzte Arbeitszeiten können zu den geeigneten Maßnahmen zählen. Bei einer Innenraumlufttemperatur von mindestens 35 Grad müssen zudem je nach Arbeitsplatz Hitzeschutzkleidung und Luftduschen vorhanden sein, um Arbeitnehmer ausreichend zu schützen.

Bedeutung für den Arbeitnehmer

Auch wenn sich viele Arbeitnehmer das bekannte "Hitzefrei" aus ihrer Schulzeit zurückwünschen, gibt es keinerlei gesetzliche Richtlinien für "Hitzefrei" bei der Arbeit. Lediglich die durch den Arbeitgeber zu treffenden Schutzmaßnahmen sind, wie oben beschrieben, per Gesetz geregelt.

Interessant ist in diesem Fall die Rolle des Betriebsrates. Der hat nach § 87 Abs. 1 Nr.7 Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) ein Mitbestimmungsrecht über die Regelung des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz.

Ausnahmen bei ärztlichem Attest

Der Arbeitgeber muss allerdings die gesundheitlichen Interessen der Arbeitnehmer berücksichtigen. Dies gilt insbesonders für Schwangere, stillende Mütter und Mitarbeiter mit gesundheitlichen Problemen. Hierfür benötigen Arbeitnehmer jedoch ein ärztliches Attest, indem die Einhaltung einer bestimmten Temperatur verlangt wird. Kann der Arbeitgeber die nicht gewährleisten, muss er den betroffenen Mitarbeiter beziehungsweise die betroffene Mitarbeiterin freistellen.

Dresscode: Sommer im Büro
Endlich Sommer!
Barfuss, bauchfrei, Bermuda oder Birkenstock sind auch bei 30 Grad im Büro ein Fauxpax. Klicken Sie sich durch die größten Sommer-Sünden in Sachen Kleidung.
Dazu Knigge-Expertin Christina Tabernig:
Der Ranghöchste beziehungsweise der Gastgeber entscheidet, wann das Sakko auszuziehen ist. Auf einer Hochzeit ist das der Bräutigam oder wie beim Weißwurstfrühstück Joachim Sauer, Ehemann von Kanzlerin Angela Merkel, der stellvertretend für die Gastgeberin auch sein Sakko ausgezogen hatte. Und US-Präsident Barack Obama folgte diesem Beispiel gern.
Das Sakko bleibt an ...
... solange der Vorgesetzte nicht abgelegt und Erleichterung angeboten hat. Frauen müssen den Blazer nicht ablegen, vielleicht tragen sie ja nur ein leichtes Shirt darunter.
Männer in Bermudas oder Shorts ...
... sollten sich in deutschen Büros nicht blicken lassen, auch wenn das Thermometer auf 30 Grad und mehr klettert. Dazu die Faustregel von Knigge-Expertin Tabernig: "Alles, was am Strand nicht auffällt, hat im Büro nichts zu suchen."
Mit Sandalen ...
... oder Birkenstocks ...
... sollte kein Mann im Sommer ins Büro gehen. Mit weißen Tennissocken übrigens auch nicht.
Auch Flipflops ...
... sind nur in der Freizeit erlaubt, wenngleich sie auch bequem und luftig sind.
Auf Socken ...
... können Männer nur in der Mittagspause im Park verzichten, aber niemals im Büro Slipper oder Schuhe ohne Socken tragen.
Es geht auch ohne Sakko und Krawatte ...
... oder mit Kurzarmhemd. Letzeres aber nur ohne Krawatee und Sakko tragen.
Vertriebler und Berater ...
... müssen dagegen in der Regel das Sakko auch im Sommer anziehen. Ihre oberste Richtschnur ist immer der Kunde beziehungsweise die Kleidung in dessen Untenrehmen.
Luftige Sommerkleider ...
... können Frauen im Job gern anziehen, wenn denn die Rocklänge stimmt. Eine Handbreit oberhalb des Knies ist erlaubt, alles andere geht zu weit.
Auch mit Spaghetti-Trägern ...
... und nackten Schultern sollte Frau sich zurückhalten. Freie Schultern gehören nicht ins Büro. Auch beim klassischen Etuikleid muss ein Blazer oder Jäckchen darüber getragen werden.
Dicke Gürtel ...
... sind auch nicht für den Einsatz im Büro vorgesehen.
Bauchfrei, Cut-Outs und Hotpants ...
... taugen für die Disco oder den Strand, sind aber kein Outfit fürs Büro.
In Sachen Schuhe ...
... haben Business-Frauen eine größere Auswahl als ihre männlichen Kollegen.
Geschlossene Schuhe statt offener Sandalen ...
... heißt die Devise für Business-Frauen im Sommer. Rot lackierte Fussnägel lenken den Blick vom Wesentlichen ab. Auch Feinstrumpfhosen sind im Sommer ein Muss.
Slingpumps sind eine Alternative
Noch nie gehört? Das sind Sandalen, die vorne geschlossen und hinten offen sind.
Große Schweißflecken ...
... kommen bei bestimmten Farben (lindgrün, khaki) noch deutlicher heraus. Diese Farben sollte man meiden.
Wenn das Deo versagt und der Schweiß siegt, ...
... kann man das dem schwitzenden Kollegen unter vier Augen und im freundlich-verständnisvollen Ton sagen. Vielleicht fällt ihm selbst der Schweißgeruch ja gar nicht mehr auf.
Eis in der Mittagspause ...
... hilft über so manchen heißen Bürotag hinweg. Was aber, wenn man einen Eisfleck auf der Bluse hat? Wenn Sie keine Sofortlösung wie Reinigungstücher oder Wasser zur Verfügung haben, müssen Sie damit leben.

Dieses Gesetz bietet Arbeitnehmern bei sehr hohen Temperaturen also ein direktes Mittel zum Eingreifen. Weiterhin kann durch Verhandlungen ein Abkommen geschlossen werden, das Arbeitnehmern an besonders heißen Tagen eine andere Kleiderordnung erlaubt (zum Beispiel: keine Krawatte). Grundsätzlich ist aber eine im Betrieb geltende Kleiderordnung auch bei Hitze einzuhalten.

Die Deutsche Anwaltauskunft weist zwar daruf hin, dass ernste Konsequenzen für unangemessene Kleidung am Arbeitsplatz nur in sehr seltenen Fällen drohen. Sie erklärt jedoch auch: "Ist die Kleidung eines Arbeitnehmers nicht angemessen, kann der Arbeitgeber aber von ihm verlangen, dass er nachhause geht und sich umzieht." Was als angemessen gilt, hänge dabei vom Unternehmen ab.

Eine weitere Lösung wäre, die Arbeitszeit in die frühen Morgenstunden, beziehungsweise in die späten Abendstunden zu verlegen und eine längere Mittagspause an einem schattigen Ort vorzusehen. Wer sich selbst Hitzefrei gibt, muss - zumindest bei einem hitzigen Chef - allerdings mit einer Abmahnung rechnen

Was Arbeitgeber beachten müssen

Im Sommer gibt es viele Dinge, die aus Sicht der Arbeitgeber beachtet werden müssen. Zunächst muss bei einer Temperatur ab 26 Grad ausreichend Sonnenschutz für Arbeitnehmer bereitgestellt werden, ohne dabei zu viel des natürlichen Tageslichts zu nehmen. Zur Kühlung des Raumes wäre eine Klimaanlage optimal, sofern von den Arbeitnehmern gewünscht.

Ab den bereits genannten Temperaturen sollten Arbeitnehmern kostenlose Getränke zur Verfügung stellen. Das spielt vor allem an Arbeitsstätten, die der Sonne ausgeliefert sind, ein wichtige Rolle. Auch Absprachen mit dem Betriebsrat sind wichtig, um im Hitzefall Streitigkeiten präventiv zu verhindern, damit auch bei Hitze alles reibungslos ablaufen kann.

Tipps gegen die Hitze

Was kann man selbst tun, um sich vor Hitze zu schützen? Das Deutsche Rote Kreuz empfiehlt auf X:

  1. Viel trinken! - kein Alkohol!

  2. Schatten

  3. Ist es in der Wohnung nicht auszuhalten: Alle Fenster auf und Ventilatoren an! ("Durchzug" ist nicht schädlich, das glauben nur Deutsche)

  4. keinen Sport am späten Nachmittag (maximale Temperatur gegen 18 Uhr)

Ergänzend empfehlen Krankenkassen ebenfalls, viel zu trinken. Am besten sei Mineralwasser, das Magnesium, Kalium und Natrium enthält, oder bei körperlich anstrengender Arbeit auch isotonische Getränke. Auch Essen, das von innen kühlt, wie Gurken, Wassermelonen, Tomaten und Joghurt, helfen, mit der Hitze zurechtzukommen.

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