LKW-Maut

Kein Rummel mehr im Tollhaus

03.11.2003 von Johannes Klostermeier
Michael Rummel wurde als Geschäftsführer des LKW-Maut-Konsortiums Toll Collect abgesetzt. Peter Mihatsch ist nun der neue starke Mann, statt Daimler-Chrysler bestimmt jetzt die Telekom die Richtung.

Speditionsfunktionäre nannten ihn in Anspielung auf den irakischen Informationsminister und Lügenartisten schon "Comical Michael. In letzter Minute haben die Konsortionalpartner Deutsche Telekom, Daimler-Chrysler und der französische Autobahnbetreiber Cofiroute den Geschäftsführer und Projektleiter von Toll Collect Michael Rummel, 47, abgesetzt. Die Leitung des Unternehmens hat Ex-Viag-Interkom-Chef und Toll-Collect-COO Hans-Burghardt Ziermann übernommen. Doch der neue starke Mann ist der ehemalige Mannesmann-Manager Peter Mihatsch, 62, der bereits seit Mitte September als Berater und Trouble-Shooter fungiert. Mihatsch wird offiziell am 16. Dezember den Toll-Collect-Aufsichtsratsvorsitzenden und Daimler-Vorstand Klaus Mangold ablösen, der dann in den Ruhestand verabschiedet wird.

Vorangegangen war eine in der Fachwelt bestaunte einzigartige Pannenserie: Das Konsortium konnte die Maut-Einführungstermine nicht einhalten: Der 30. August, null Uhr, verstrich ebenso wie der November-Start. Für den Juristen Rummel waren das stets "technische Widrigkeiten" - bei der Projektgröße "völlig normal".

Rummel hatte vor allem den Markt der Telematikdienste für Nutzfahrzeuge im Blick. Die Maut biete über preiswerte Endgeräte den Kundenzugang zum Telematikmarkt, schwärmte Rummel, der sich und die TollCollect-Tochter Daimler Chrysler Services Fleetboard als Treiber der neuen Technologie sah. "Meine Vision istdamit verkörpert und muss jetzt weltweit ausgebaut werden", sagte er zu CIO in seinem letzten Pressegespräch überhaupt. Aber der Treiber der Entwicklung wurde zum Getriebenen, ausgebaut werden zunächst nur die funktionsunfähigen "On-Board-Units", die Bordcomputer der LKW, und nicht der Telematikmarkt.