Alle technischen Service-Anbieter stehen vor der Herausforderung, Digitalisierung weiterzuentwickeln. Dabei sind vor allem folgende Trends zu berücksichtigen:
Jeder reale Gegenstand bekommt einen digitalen Zwilling, der umfassendere Informationen über den jeweiligen Gegenstand ermöglicht. Ein Digital Twin ist die digitale Identität eines realen Objekts, bestehend aus Daten und gegebenenfalls Prozessbeschreibungen. Der digitale Zwilling eines Gebäudes entsteht in der Regel im Rahmen des "Building Information Modelling". Reale Umgebungen werden um eine virtuelle Realität ergänzt.
Alles wird vernetzt. Sensoren liefern zukünftig für alle wichtigen Einrichtungen Informationen über deren Zustand und Nutzung. Darauf aufbauend ist eine vorausschauende Instandhaltung (Predictive Maintenance) realisierbar, die die Verfügbarkeit von Anlagen erhöht und gleichzeitig unnötige Inspektionen und Ausfälle vermeidet.
Die Kommunikation mit den in immer mehr Einrichtungen integrierten Computern erfolgt zunehmend per Sprache, Gesten und Bilderkennung. Die Interaktion mit Gewerbeimmobilien oder industriellen Infrastrukturen wird ähnlich zu der im Smart Home sein, wo digitale Assistenten wie Alexa bereits zum Einsatz kommen. Der Datenaustausch findet durchgehend elektronisch statt, für den Nutzer führt er zu keinen wahrnehmbaren Verzögerungen.
Umgebungen passen sich automatisch an die Gewohnheiten der Nutzer an. Die Benutzerfreundlichkeit steigt und die Verbräuche von Strom, Wasser, Lüftungs- und Heizenergie sinken. Ein Beispiel aus unserer Praxis ist das Erkennen und Abstellen einer überflüssigen Tiefgaragen-Beleuchtung. Nachts hatten wilde Kaninchen immer wieder die Beleuchtungssensoren aktiviert. Nach einer Nachjustierung der Sensoren sanken die Energiekosten signifikant.
Stärker automatisieren
Die Digitalisierung ermöglicht außerdem eine weitere Automatisierung von Service-Prozessen sowie neue Dienstleistungsangebote.
Früher war die Betreuung technischer Einrichtungen mit großem personellem Aufwand verbunden. Mitarbeiter führten regelmäßig vor Ort Inspektionen durch, um den Zustand der Einrichtungen zu bewerten. Störungen ließen sich oft nur vor Ort analysieren und anschließend beheben. Ein Erfolg beim ersten Einsatz war nicht sichergestellt.
Prozesse anders realisieren
Mit etwas Mut zur Digitalisierung, einem angemessenen Datenschutzniveau, dem Einsatz von Sensoren, einem Cloud-basierten Data Lake, KI für Analytics, Digital Twins sowie Augmented und Virtual Reality lassen sich die Serviceprozesse grundlegend anders realisieren. Damit erreicht man eine höhere Effektivität der Einrichtungen, geringere Instandhaltungskosten, weniger ungeplante Stillstandszeiten und einen Service-Erfolg schon beim ersten Einsatz.
Damit sinken die Betriebskosten für den Kunden, gleichzeitig verbessert sich die Kundenbindung. Auch die Anforderungen an Rufbereitschaften und Vor-Ort-Personaleinsätze können mit Hilfe von Augmented Reality und Remote-Unterstützung durch einen zentralen technischen Support verringert werden. Zusätzlich sind neue Beratungsleistungen wie die digitale Vernetzung, die Datenerfassung und -analyse, die Erstellung und der Einsatz eines Digital Twins sowie die vorausschauende Instandhaltung möglich.
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Anwendungen in der Praxis
Im Big Picture für ein smartes Facility-Management sind alle erfassbaren Daten, ihre Nutzungsmöglichkeiten und die erreichbaren Effekte dargestellt.
Zu weiteren möglichen Anwendungsfällen digitaler Lösungen im Facility-Management gehören auch:
- Gefährdungsbeurteilungen mittels Augmented Reality: Einblendung von relevanten Checklisten.
- Umbau-Abstimmungen mittels Virtual Reality: dreidimensionale, visuelle Präsentation geplanter Veränderungen.
- Gebäudetechnik-Wartungen mittels Augmented Reality: Einblendung von Points of Interests, relevanten Daten und Arbeitsanleitungen bei Annäherung an eine technische Einrichtung.
- Geoinformations-Bereitstellung mittels Augmented Reality: Einblendung unsichtbarer Leitungsverläufe etc.
- Anomalie-Erkennung mittels Wärmebild und KI: Automatische Ermittlung von Gefährdungspotenzialen (Erhitzung) und Isolationsmängeln (Wärmeverluste).
Kein Service ohne Digital Twin
Technische Dienstleistungen ohne den Einsatz eines digitalen Zwillings (Digital Twin) wird es in Zukunft nicht mehr geben. Sowohl die im Service befindlichen Gegenstände als auch ihre Hersteller und die Servicetechniker erzeugen Daten, die für den zukünftigen Service-Erfolg wichtig sind und die digitale Identität von Gegenständen bilden.
Dies gilt für alle technischen Services. Dazu gehören beispielsweise Dienstleistungen für Schaltanlagen (zum Beispiel Umspannwerke), Hoch- und Mittelspannungsleitungen, Klima-, Heizungs- und Lüftungsanlagen, Aufzüge oder Brandschutzanlagen.
Die Vernetzung von Gegenständen und ihren Nutzern kann der Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit dienen. Die Analyse erfasster Daten ermöglicht die Senkung von laufenden Kosten und die Erhöhung der Verfügbarkeit.
Technische Serviceanbieter, die digitale Zwillinge nutzen, werden sich schnell einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb herausarbeiten.
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