Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Für CIOs allerdings beginnt dort die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen. Forrester-Analyst Andrew Bartels beobachtet eine "heiße Debatte" rund um das Thema Technologie-Einkauf. Bartels mahnt zur Mäßigung. Er rät, die Wege der Entscheidungsfindung im Unternehmen zunächst einmal zu analysieren, um dann festlegen zu können, wer in welcher Art beteiligt sein soll.
Dazu hat der Forrester-Analyst auch ein paar Zahlen parat, die sich aber auf die USA beziehen. Demnach laufen sieben Prozent der Technologie-Ausgaben komplett hinter dem Rücken des CIOs ab. Bartels erwartet hier keinen "dramatischen Anstieg". Weitere zehn Prozent gehen auf Initiative des Business zurück. In diesen Fällen wird der CIO zwecks Implementierung und Management hinzugerufen.
Mehr als ein Drittel des Tech-Spendings resultieren von Anfang an aus der Zusammenarbeit von Fachabteilung und IT-Team. Knapp die Hälfte liegt nach wie vor hauptsächlich beim CIO. Das war vor wenigen Jahren jedoch noch anders. Laut den Forrester-Daten gingen 2009 noch 55 Prozent der Technologie-Ausgaben vom CIO aus, 2015 werden es schätzungsweise 47 Prozent sein.
Die sechs Stufen des Technologie-Einkaufs
Bartels interessiert, wie der Lebenszyklus eines Technologie-Einkaufs aussieht. Er unterscheidet sechs Stufen:
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Zunächst stellt das Business den Bedarf fest.
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Dann wird dieser priorisiert und die Finanzierung festgelegt.
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Im dritten Schritt geht es um Identifizierung und Wahl der Anbieter. Diese Schritte liegen üblicherweise bei der Fachabteilung.
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Schritt vier beinhaltet das Implementieren der neuen Lösung, hier arbeiten Business und CIO zusammen.
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Management von Dienstleister und Lösung im fünften Schritt schließlich liegen ebenso beim CIO
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wie das Erneuern der Anwendung zu einem späteren Zeitpunkt.
Soweit eine grobe Unterteilung des Tech Decision Life Cycles. Dieser muss nicht immer nach Schema F ablaufen - in allen sechs Schritten kann die Beteiligung von Fachabteilung einerseits und CIO andererseits variieren.
Wer Technologie einkauft
Bartels legt sich in seiner Analyse des US-Marktes fest. Er rechnet vor, dass im laufenden Jahr 36 Prozent der Technologie-Einkäufe in gleichberechtigter Kooperation von Business und IT stattfinden werden. Weitere 25 Prozent gehen vom CIO aus, er holt die Fachabteilung später dazu. 22 Prozent bleiben komplett unter CIO-Regie. Für 2015 erwartet der Forrester-Analyst kaum Verschiebungen des Kräfteverhältnisses.
Bartels sieht darin kein Alarmsignal für CIOs. Es sei eine gute Entwicklung, dass Fachabteilungen den Bedarf an neuer Technologie selbstständig erkennen und sich darum kümmern. IT-Chefs sind nun gefordert, eine stabile Partnerschaft zum Business aufzubauen. Ziel muss sein, sich als Ansprechpartner zu etablieren, wenn es um Auswahl des Dienstleisters und Vertragsverhandlungen geht.
Hintergrund dieser Entwicklung ist für Bartels die Tatsache, dass sich Verwendung und Einkauf von Technologie immer komplexer gestalten. Marktschreier, die dem CIO das Ende seiner Budget-Hoheit verkünden, helfen hier nicht weiter.