IT-Strategietage

Keine Panik, wenn der Aufzug stecken bleibt

07.02.2013 von Christoph Lixenfeld
CIO Michael Nilles vom Lift- und Fahrtreppenhersteller Schindler berichtet, warum wir uns keine Sorgen machen brauchen, wenn wir im Aufzug stecken bleiben.

Die meisten Menschen haben sich vermutlich noch nie Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn man im Aufzug stecken bleibt und den Alarmknopf drückt. Den Vorgang, der dann abläuft, zu optimieren, das ist eines der Themen, mit denen Schindler-CIO Michael Nilles und seine Organisation in den zurückliegenden Jahren intensiv beschäftigt haben.

Schindler-CIO Michael Nilles sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2013.
Foto: Foto Vogt

Wobei es sich hier um das letzte Glied einer ganzen Kette von Integrations- und Standardisierungsvorhaben handelt. Michael Nilles: „Im Grunde haben wir uns mehr als zwanzig Jahre damit beschäftigt, die Prozesse im Backoffice zu vereinfachen, funktionale Medienbrüche zu überwinden."

Im zweiten Schritt folge dann das sogenannte Business Process Engineering, will sagen das Beseitigen von Brüchen nicht nur über alle Anwendungen des eigenen Unternehmens hinweg, sondern auch in den Beziehungen zu Lieferanten und Kunden.

„Mit den Usern, dass heißt mit jenen etwa 20.000 Mitarbeitern, die vor Ort Serviceleistungen erbringen, hatten wir uns bis dahin weniger beschäftigt", räumt Nilles ein. Dabei gibt es für eine Unternehmen wie Schindler gerade an dieser Stelle enorme Produktivitätsreserven, die mit Hilfe von Mobile Devices gehoben werden können. Konkret entschied sich das Unternehmen, alle Servicetechniker mit iPhones auszustatten.

CIO Thorsten Steiling, Solarworld
Wir haben eine sehr dezentrale IT mit vielen redundanten Elementen. Deshalb lautet unser Essential 2013, unsere relevanten Systeme zu konsolidieren. Damit ist das Jahr gefüllt.
Steffen Roehn, Ex-CIO der Telekom, Roehn Management Consulting
Ein Riesenessential für das Jahr 2013 ist die Aufgabe, Social Media sicher und einfach ins Unternehmen zu integrieren. Besonders beschäftigt mich diese Frage bei größeren global verteilten Unternehmen.
CIO Bernd Sengpiehl, AEG Power Solutions
Wir haben gerade damit begonnen, unsere komplette Infrastruktur, angefangen bei E-Mails und Sharepoint, in die Cloud zu schieben. Dabei verfolgen wir einen strengen Zeitplan. Auch die Wandlung der IT vom Plattformanbieter hin zum Business Enabler halte ich für einen wichtigen Essential 2013.
CIO Olaf Röper, Thyssen Krupp Uhde
Bei mir hat sich die Zuständigkeit auf die Bereiche Marine und Plant Technology erweitert. Mein Essential 2013 ist deshalb klar: Ich muss zwei Geschäftsmodelle zusammenführen. Ein wichtiges Thema ist dabei die Optimierung von Geschäftsprozessen. Daten, die wir zum Beispiel rund um eine Anlage sammeln, helfen uns dabei, Probleme früh zu erkennen.
CIO Hilko Heuer, Ferrostal AG
Mein Essential 2013 steht fest. Ich möchte die Restrukturierung der Ferrostal AG erfolgreich begleiten und die IT nach der neuen Unternehmensstrategie ausrichten.
CIO Gabriele Welt, Sanofi
Wir möchten mit unserer IT näher am Kunden sein, also näher an den Patienten, den Ärzten und Krankenhäusern. Ein Essential wird es 2013 deshalb sein, mit innovativer IT unser Geschäftsmodell zu unterstützen.
CIO Martin Ackermann, Heraeus Holding GmbH
Unser Essential 2013 ist Magellan. Mit diesem Projekt strukturieren wir alle Prozesse neu und vereinheitlichen sie auf Konzernebene. Wir verbessern keine bestehenden Strukturen, sondern entwerfen alle Prozesse neu.

Und was genau passiert bei einem Aufzug-Notfall? Michael Nilles erklärt's.
Foto: Foto Vogt

Die Apple-Plattform wählte Nilles deshalb, weil sie über verschiedene Endgeräte und Softwareversionen die durchgängigsten Standards bietet: „Ein Servicetechniker in Indien mit einem iPhone 3 dieselben Services nutzen wie sein Kollege in Deutschland mit seinem iPhone 5."

Schindler setzt auf Wissen von Spiele-Entwicklern

Entscheidend für den Erfolg ist die Usability des Systems und der Business-Apps. Schindler hat sich des Know-hows von Spiele-Entwicklern bedient, weil naturgemäß nichts leichter zu bedienen ist als ein Computerspiel. Ziel war, dass sämtliche Anwendungen selbsterklärend sind.

Entwickelt wurden die Apps auch durch das Feedback von Usern, und zwar Plattformübergreifend: Die Servicetechniker benutzen zwar iPhones, aber sämtliche Lösungen würden auch auf anderen Geräten laufen.

In die Entwicklung der Mobility-Plattform und der Business-Apps hat Schindler in den zurückliegenden Jahren viel Geld investiert. Denn das Geschäft mit Aufzügen und Fahrtreppen wächst im Globalen Maßstab rasant, vor allem in Asien. Sechs von zehn Aufzügen weltweit werden heute in China eingebaut. Schindlers größte Fabrik für Fahrtreppen steht ebenfalls in China. Auch Indien ist von großer Bedeutung, insgesamt bewegt Schindler schon heute mit seinen Produkten pro Jahr etwa eine Milliarde Menschen.

Und was genau passiert bei einem Aufzug-Notfall? Der Alarmknopf löst automatisch einen Prozess im Servicecenter aus, an dessen Ende der nächste Servicetechniker eine entsprechende Meldung auf sein iPhone bekommt inklusive aller Infos über den Aufzugtyp. Und natürlich fährt er dann los, um den Eingeschlossenen so schnell wie möglich zu befreien.