Die Zahl der mit Storm infizierten Computer ist offenbar deutlich zurückgegangen. Ein Grund könnten Updates für das Microsoft Malicious Software Removal Tool sein, mit denen der Trojaner aufgespürt und vom betroffenen Rechner entfernt werden kann. Weltweit sollen noch rund 100.000 Rechner mit Storm infiziert sein. Noch im Vormonat umfasste das Netz rund zwei Millionen gekaperte Rechner und war für 96 Prozent aller E-Mail-basierten Schadprogramme verantwortlich, die über Links auf Internet-Seiten mit Viren oder Trojanern verbreitet wurden.
Im April ging dieser Anteil schlagartig um 57,1 Prozentpunkte auf nunmehr 38,9 Prozent zurück. Gleichzeitig sank auch der Anteil von Mails mit gefährlichen Links am Gesamtaufkommen E-Mail-basierter Malware-Angriffe. Hier verzeichnete der Sicherheitsanbieter einen Rückgang um 32,7 Prozentpunkte auf 10,8 Prozent.
Storm hat allerdings einen Nachfolger. Srizbi fällt zunehmend als Netzwerk ferngesteuerter Computer auf, über die Spam-Mails versandt werden. Srizbi ist erstmals Mitte 2007 in Erscheinung getreten. Messagelabs geht davon aus, dass der Trojaner auch künftig von sich Reden machen wird.
Auch wer auf eigentlich vertrauenswürdigen Seiten im Netz unterwegs ist, läuft zunehmend Gefahr, sich unbemerkt schädliche Software einzufangen. Cyber-Kriminellen ist es vergangenen Monat gelungen, Sicherheitslücken aktueller Internet-Anwendungen auszunutzen. Laut Messagelabs sind mittlerweile regelrechte "Werkzeugkästen" mit Software-Tools verfügbar, die unsichere Internet-Seiten automatisch aufspüren und angreifen. So verändert zum Beispiel "SQL Injection" mittels manipulierter Anfragen den Inhalt datenbankgestützter Seiten. Auf diesem Weg können schädliche Javascript-Programme auf die Rechner ahnungsloser Besucher geschleust werden. Jede zehnte web-basierte Malware-Attacke ging im vergangenen Monat auf eigentlich vertrauenswürdige Seiten zurück, die zuvor von "SQL Injection" angegriffen wurden.
Wer dieser Tage elektronische Post von einem ihm unbekannten Absender bekommt, die auf die Domain "@yahoo.co.uk" endet, sollte aufmerksam werden. Mit einer möglicherweise neuen Spam-Technik werden Mails verschickt, die für den seit mehreren Jahren aktiven Spammer "Canadian Pharmacy" werben. Diese unerwünschten Nachrichten machten im April ein Prozent des abgefangenen Spam-Aufkommens aus.
Spam-Mails schwer erkennbar
Den Urhebern ist es gelungen, die Nachrichten mittels SMTP über die Server von Yahoo zu verschicken. Die Nachrichten werden auf diese Weise korrekt signiert und erscheinen als authentisch. Sie sind von Schutzprogrammen nur schwer anhand der Absender-IP-Adressen als Spam erkennbar.
Jeden Tag werden rund 40 neue Nutzeridentitäten erstellt, über die die unerwünschten Mails verschickt werden. Typisches Merkmal der Benutzernamen ist das Schema "vornamenachname99xxxx".
Gezielte Trojaner mit Olympia-Bezug
Nachrichten mit Bezug zu den nahenden Olympischen Spielen sollten die Mitarbeiter in Firmen kritisch betrachten. Im April wurden über das Interesse an der Sportveranstaltung gezielte Angriffe auf einzelne Computer-Nutzer lanciert. Rund 70 gezielte Trojaner fing Messagelabs im Laufe des Monats täglich ab. Die Mails sind häufig an bestimmte Mitarbeiter adressiert und zielen darauf ab, sich im firmeneigenen Netz einzurichten und Wirtschafts-Spionage zu betreiben. Unternehmen verschiedenster Branchen erhielten derartige Mails. Die Betreffzeilen lauteten beispielsweise "The Beijing 2008 Torch Relay" oder "National Olympic Committee and Ticket Sales Agents". Die Nachrichten stammten fast alle von einer IP-Adresse in Südostasien.
Die eigentliche Gefahr geht dabei vom Anhang der Mails aus, in diesem Fall MDB-Dateien (Microsoft Office Access Database), die in einem ZIP-Ordner verpackt sind. Öffnet der Empfänger den Anhang, installiert sich ein ausführbares Programm auf der Festplatte. Dieses leitet dann den Diebstahl von Unternehmensdaten ein.
Der Spam-Anteil am Mail-Verkehr ist im April um 0,3 Prozentpunkte auf 73,5 Prozent gesunken. Die Liste der Leidtragenden führte Hongkong mit einer Spam-Quote von 83,7 Prozent an. Die Schweizer, im Vormonat am meisten von Spam betroffen, rangieren nunmehr auf dem zweiten Platz. Am stärksten gestiegen ist die Spam-Quote mit 5,85 Prozentpunkten in Kanada - auf 75 Prozent. In Deutschland waren 70,6 Prozent aller E-Mails unerwünschte Nachrichten.
In der Schweiz die meisten Viren-Mails
Die verarbeitende Industrie ist weiterhin die hauptsächliche Ziel-Branche von Spammern mit einer Quote von 82 Prozent. Das Hotel- und Gaststättengewerbe hatte den stärksten Anstieg zu verzeichnen, um fünf Prozentpunkte auf 79,5 Prozent unerwünschter Mails. Statt HTML-Mails wurden im April wieder vermehrt reine Textnachrichten als Spam versandt.
Die weltweite Viren- und Trojaner-Quote ist im April um 0,13 Punkte gegenüber dem März auf 0,46 Prozent gesunken. Damit ist eine von 219 Mails mit einem Schadprogramm versehen. Den stärksten Viren-Rückgang konnten die Inder verzeichnen. An der Spitze steht weiterhin die Schweiz, wo eine von 120 Mails verseucht ist.
Mehr Phishing weltweit
Die Zahl der Phishing-Angriffe ist im Vergleich zu allen anderen per Mail verbreiteten Gefahren um 13,1 Prozentpunkte gestiegen. 87,1 Prozent aller schädlichen Nachrichten, die Messagelabs abgefangen hat, enthielten Phishing-Versuche. Damit ist eine von 206 Mails ein Versuch, an persönliche Zugangsdaten von Internet-Nutzern zu kommen. Im Vergleich zum Vormonat ist die Phishing-Quote um 0,05 Prozentpunkte auf 0,49 Prozent gestiegen.
Den "Messagelabs Intelligence Report für April 2008" hat der Sicherheitsanbieter aufgrund von weltweit gewonnenen Daten erstellt. Messagelabs wertet nach eigenen Angaben täglich mehr als 2,5 Milliarden E-Mails und eine Milliarde Web-Anfragen aus.