"Ich wette, dass die meisten Unternehmen in zehn Jahren keine eigenen Server mehr haben."
"Mein Server steht in meinem Keller" - dieses Modell wird 2021 der Vergangenheit angehören. Wollen wir wetten? Ich bin jedenfalls sicher: Stattdessen beziehen Firmen Infrastrukturleistungen wie Server, Storage und Hardware einfach übers Netz und bezahlen nach Bedarf. Die Infrastruktur wird die erste Leistung sein, die wir komplett als Service aus der Wolke nutzen, als Commodity-Leistung wie Strom und Wasser. Das macht die Cloud zu den wenigen wirklich "disruptiven" Technologien in der IT. Infrastructure-as-a-Service - kurz IaaS - ersetzt als Vorreiter schon in zehn Jahren unsere bisherigen Geschäftsmodelle und verändert die Nutzungsgewohnheiten und Ansprüche der Kunden.
Ich bin überzeugt, dass die Dynamik der Entwicklung heute noch vielfach unterschätzt wird. Warum? Weil die Entwicklungen der Technologien und übergreifende Trends in Wirtschaft und Gesellschaft zusammenwirken und die Veränderung unserer gewohnten IT-Welt rasant beschleunigen. IaaS und die Cloud insgesamt sind das Resultat. Und gleichzeitig die Antwort auf die vielen neuen Herausforderungen von Unternehmen.
Schon technisch wäre IaaS noch vor Kurzem gar nicht möglich gewesen. Doch jetzt sind die Voraussetzungen geschaffen: Die Bandbreite der Netze hat bereits einen Quantensprung vollzogen und wird sich weiter steigern, sodass Geschwindigkeit und Verfügbarkeit gewährleistet sind. Einen Sprung nach vorn haben wir auch bei der Industrialisierung und Standardisierung der IT gemacht. Doch stehen wir hier noch am Anfang. Wir sind eher noch bei den Fließbändern eines Henry Ford als bei moderner Just-in-Time-Produktion. In zehn Jahren aber werden wir auch hier weiter sein, gerade bei der Infrastruktur.
Zur Beschleunigung der Entwicklung trägt zudem der Generationswechsel in den Unternehmen bei: In zehn Jahren haben wir es sowohl bei den CIOs als auch bei den Anwendern immer mehr mit "Digital Natives" zu tun. Sie sind damit aufgewachsen, "always on" zu sein, Musik und Filme übers Internet zu beziehen und mit Freunden zu teilen und sich in virtuellen Netzwerken zu bewegen. Mit großer Selbstverständlichkeit werden sie ihre digitalen Gewohnheiten auch auf ihre Arbeitsumgebung übertragen.
CIO-Generationswechsel beschleunigt Cloud
Für Tempo bei der Verlagerung ins Netz sorgen vor allem aber wirtschaftliche Rahmenbedingungen, allen voran natürlich die Globalisierung: Der weltweite Wettbewerb hat den Druck auf Firmen erhöht, Kosten zu senken, Produkte schneller auf den Markt zu bringen und immer wieder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Und genau hier ist IaaS ein entscheidendes Instrument.
Der Betrieb großer Rechenzentren mit hohem Industrialisierungsgrad ist effizienter und kostengünstiger. Zudem bezahlen Unternehmen nur für die Serverleistung, die sie wirklich brauchen. Beim Eigenbetrieb muss die IT auf die Spitzenlast eingestellt sein. Bleibt das Unternehmen darunter, laufen die Kosten trotzdem weiter. In der Wirtschaftskrise mit dem anschließenden schnellen Aufschwung erlebten viele Unternehmen hautnah, wie wertvoll es ist, seine IT-Kapazität je nach Geschäftslage rauf- oder runterzufahren. Die freie Skalierbarkeit ist aber nicht nur in Krisenzeiten wichtig, sondern immer, wenn es bei Tests, Entwicklungen, Schulungen oder Projekten darum geht, kurzfristig und für eine begrenzte Zeit die Rechenpower zu erhöhen.
Infrastructure-as-a-Service bringt, wenn man so will, den Supercomputer auf den Desktop. Das nutzen bereits Wissenschaftler, die Klimamodelle oder andere komplexe Fragestellungen berechnen. Oder auch die Automobilindustrie: Hier sind satte Einsparungen und eine Beschleunigung der Time-to-Market drin, wenn mehr Crash-Tests per Computersimulation ablaufen. Und warum sollten Autobauer dafür eigene Server vorhalten?
Als Hemmschuh wird von vielen nicht ohne Grund die Frage der Datensicherheit betrachtet. Doch auch hier punktet IaaS. Jedenfalls dann, wenn ein Unternehmen für kritische Anwendungen einen spezialisierten IT-Provider wählt, der die Infrastruktur ausschließlich über die geschützte Private Cloud bereitstellt: Dieser kann mit seinen Heerscharen von Experten ein Vielfaches an Sicherheit gegenüber der IT-Abteilung eines Unternehmens bieten.
In zehn Jahren wird die Infrastruktur aus der Cloud Standard sein - da bin ich sicher. Die sich anschließende Frage aber ist: Welche Auswirkungen hat das, und wie lässt es sich vermeiden, in der schönen neuen Welt eine Bruchlandung zu erleben? Auf zwei Dinge kommt es besonders an: auf die Rolle des CIOs und das Verhältnis von Providern und Kunden. Beides wird sich verändern.
CIO-Rolle wird strategischer und wächst näher ans Business
Software Releases, Security, IT-Harmonisierungen nach Mergern und vieles mehr - das prägt noch heute den Job der meisten CIOs. Künftig wird seine Rolle strategischer und viel näher am Business sein. Er ist es, der die Cloud managt. Er muss bewerten, wer der "Best of Breed"-Provider für welchen Zweck und welches Gewerk ist. Er muss dafür sorgen, dass das Unternehmen nicht Opfer der Zweiklassengesellschaft zwischen Public und Private Cloud wird, sondern davon profitiert. Ist die gebuchte Infrastruktur für einen geschäftskritischen Prozess oder etwa für Bereiche, die besonders hohe Sicherheitsanforderungen haben wie Forschung und Entwicklung? Oder geht es darum, möglichst schnell und günstig IT für Rechenoperationen hinzuzubuchen?
Welche Zertifikate muss ich von meinem Dienstleister verlangen? Wo kann ich Rechenleistung von IT-Kaufhäusern wie Amazon in den Mix einbringen? Welche Service Level Agreements brauche ich, und wie gewährleiste ich Ausfall- und Datensicherheit? Die Risiken lauern überall: Eine Flut oder ein Brand kann Serverfarmen zerstören. Sind die Daten nicht doppelt gesichert, führt das zur Katastrophe für Unternehmen. Dasselbe gilt, wenn ein Dienstleister unvermittelt pleitegeht. Oder aber wenn andere die Daten mitlesen - seien es Behörden in den USA, Wirtschaftsspione oder ganz einfach andere Kunden durch ein Versehen. Schließlich gilt: Wer automatisiert nicht nur ein paar hundert, sondern ein paar Millionen Server betreibt, reproduziert auch Fehler millionenfach.
Der CIO von morgen bewertet und bedient aber nicht nur das laufende Geschäft, sondern unterstützt auch die Strategie und denkt mindestens so weit wie das Business voraus. Stets muss er darauf vorbereitet sein, schnell neue Standorte anzubinden, weltweit arbeitenden Projektteams ad hoc eine Arbeitsplattform zu geben und neue Geschäftsfelder zu unterstützen oder aber Kapazität wieder abzubauen. Die Konsequenz: Der CIO wird zum Sourcing-Berater und Chief Performance Officer. Seine Bedeutung fürs Geschäft wächst enorm. Denn bei der Infrastruktur aus dem Netz gilt: ohne IT-Performance keine Business-Performance.
In seiner neuen Rolle hat der CIO neue Anforderungen an seine Provider. Flexibilität ist auch von uns Anbietern gefragt. Und wir müssen uns schon heute darauf einstellen. So verlangen Kunden nach Plattformen, über die sie eine Multi-Sourcing-Strategie verwirklichen können. Um im Geschäft zu bleiben, müssen wir Interoperabilität ermöglichen, auch zum Wettbewerb. Einfachheit ist eine weitere wichtige Anforderung, für die die Public-Cloud-Anbieter die Benchmark gesetzt haben. IT-Ressourcen müssen als Self Service per Mausklick auf Abruf bereitstehen - 24 Stunden am Tag, damit in der ganzen Welt verteilt arbeitende Teams und Menschen mit flexiblen Arbeitszeiten darauf stets zugreifen können.
T-Systems hat bereits ein Self-Service-Portal auf den Markt gebracht, über das Kunden virtuelle Server in der Private Cloud frei konfigurieren und die Ressourcenmengen jederzeit nach oben oder unten anpassen können. Hinzu kommen auch bei der Sicherheitsfrage ganz neue Kriterien. Immer mehr Unternehmen ist es wichtig, dass die Serverfarmen ihrer Dienstleister in Europa stehen, wo besonders strenge Vorschriften für den Datenschutz gelten. Aus dem "Standort Deutschland" wird so auf ganz neue Weise ein Wettbewerbsvorteil für Dienstleister wie T-Systems.
Ohne Vertrauen funktionieren Verträge nicht
Eine Komponente im Verhältnis von Unternehmen und ihren IT-Dienstleistern aber ist künftig entscheidender als alle Buchstaben in noch so ausgefeilten Verträgen und alle Technik: Vertrauen. Wenn die IT-Performance entscheidend für die Business-Performance ist, wird der Provider zu einem der wichtigsten Geschäftspartner. Auch beim Multi-Sourcing braucht ein Unternehmen einen Partner für die kritischsten Anwendungen und für die Entwicklung einer ganzheitlichen Strategie, auf den 100-prozentig Verlass ist.
Vertrauen wächst durch gemeinsame Erfahrung und Fortschritte - auch manchmal durch gemeinsame Rückschläge, aus denen am Ende doch eine Erfolgsstory wurde. Und Vertrauen wächst zwischen Menschen. Eine stabile, faire Beziehung zwischen Unternehmen und Dienstleister ist am Ende der Garant für einen erfolgreichen Umzug der IT-Infrastruktur aus dem Keller in die Wolke. Im eigenen Haus entsteht so neuer Platz und neuer Spielraum für den Geschäftserfolg. Wer sollte dazu Nein sagen?
Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!
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