Anwender sind mit ihrer betriebswirtschaftlichen Software zufrieden

Kleine ERP-Anbieter punkten bei Nutzerfreundlichkeit

30.09.2005 von Dorothea Friedrich
Deutsche Unternehmen sind mit ihren ERP-Systemen zufrieden. An der Benutzerfreundlichkeit müssen die Anbieter jedoch noch arbeiten. Die besten Noten in der aktuellen Anwenderzufriedenheitsumfrage des Marktanalysten Trovarit und unserer Schwesterpublikation Computerwoche erhielten die Spezialisten und die "Zwerge". SAP rangierte nur im Mittelfeld.

Die besten Noten erhielt der ERP-Spezialist für Maschinen- und Anlagenbau Sivas. Auch B2Wincarat, ein ERP-System für die Kunststoffspritzguss-Branche landete auf den vorderen Plätzen. Das gilt auch für Anwendungen, die für kleinere Unternehmen gedacht sind, wie Linline, Steps Business Solutions oder SQL-Business.

In der Kategorie der Großen teilt sich SAP den Spitzenplatz mit IFS Applications. IFS konnte sich im Vergleich zum Vorjahr bezüglich der allgemeinen Anwenderzufriedenheit deutlich verbessern.

Das Geheimnis des Erfolgs

Die kleinen und/oder spezialisierten ERP-Software-Hersteller waren zwar nicht immer diejenigen, mit denen ihre Nutzer besonders zufrieden waren. Das liegt, so die Untersuchung in der jeweiligen Software-Lösung selbst und dem Auftreten der Anbieter am Markt begründet. Dennoch lassen sich einige Gründe für ihr Erfolgsgeheimnis ausmachen. Immerhin sind knapp zwei Dutzend in der Wertung auf den vorderen Rängen gelandet.

1. Kleine, funktional oder branchenbezogen klar fokussierte Systeme verfügen über eine geringere Komplexität und oft auch über Kunden mit vergleichsweise bescheidenen Anforderungen.

2. Sie sind technologisch auf dem neuesten Stand und haben oft eine gute Oberflächenergonomie und Benutzerführung.

3. Sie haben den entscheidenden Vorteil, dass sie über Möglichkeiten zur intensiven Kundenpflege verfügen.

4. Systementwicklung, Systemintegration und zum Teil auch die Betreuung in der Betriebsphase kommen meist buchstäblich "aus einer Hand".

Fehlende Flexibilität

Hauptkritikpunkt der Anwender ist wie im Vorjahr die fehlende Flexibilität ihrer Software-Lösungen. Daran sind einige aber offensichtlich nicht ganz unbeteiligt. Denn das durchschnittliche Alter der ERP-Software liegt bei 5,59 Jahren. Ein Unternehmen hatte seine Software gar bereits vor 1980 installiert.

Kritisch sehen die Befragten auch den Anpassungsbedarf und die Release-Fähigkeit ihrer Systeme. Weil außerhalb der klassischen ERP-Einsatzbereiche Finanzen, Vertrieb, Logistik und Produktion die Software-basierte Informationsbeschaffung und –verbreitung einen immer größeren Stellenwert erhält, ist das für viele ein echtes Manko.

Ähnlich verhält es sich mit den Möglichkeiten von firmen- und standortübergreifenden Vernetzungen von ERP-Systemen, die weit hinter den aktuellen Anforderungen von Globalisierung und Internationalisierung herhinken.

Perspektiven

Trovarit geht davon aus, dass aufgrund des Alters zahlreicher Installationen in den kommenden Jahren etliche neue ERP-Projekte gestartet werden.

Das könnte auch den regional und branchenmäßig spezialisierten Anwendern zugute kommen. Sie scheinen sich nach Meinung von Trovarit zwar derzeit vor den "Großen" zu platzieren. Doch für viele Kleine werden die Entwicklungskosten künftig nicht mehr tragbar sein. Daher erwarten die Marktforscher ein verstärktes Zusammengehen von lokalen und globalen Anbietern in regionalen und branchenbezogenen Entwicklungspartnerschaften.

An der Umfrage "Anwenderzufriedenheit ERP/Business-Software – Deutschland 2005" von Trovarit und Computerwoche nahmen 1.766 Unternehmen teil. Sie bewerteten 1.900 installierte Systeme anhand von 28 Merkmalen.