Die meisten deutschen Manager fühlen sich körperlich wie seelisch erschöpft. Das hat eine Umfrage ergeben, die die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit der Schweizer Sciencetransfer GmbH durchgeführt hat, einem Unternehmen, das die Gesundheit einzelner Bevölkerungsgruppen untersucht. Ein gutes Drittel schätzt seinen persönlichen Burnout als hoch ein, weitere knapp 40 Prozent bewerten ihr Ausgebranntsein immerhin als erhöht.
Den Umgang mit Kollegen, Geschäftspartnern und Kunden finden dabei mehr Befragte als ermüdend als die eigene Arbeit. So sagten deutlich mehr als 60 Prozent, ihr klientenbezogener Burnout sei erhöht oder hoch, während dies für die Erschöpfung aufgrund der eigenen Arbeit nur gut die Hälfte der Führungskräfte angaben. Dennoch sagten die meisten, sie seien der Menschen, mit denen sie beruflich zu tun haben, nur selten überdrüssig.
Ein Drittel der Befragten geht regelmäßig ausgelaugt vom Arbeitsplatz nach Hause. Auch emotionale Erschöpfung ist für jeden Dritten zur Gewohnheit geworden. Ein weiteres Drittel fühlt sich ab und zu emotional erschöpft. Bei einigen leidet auch die Tatkraft, ihre Freizeit zu gestalten. Mehr als die Hälfte der Befragten berichtete, dass ihnen immer wieder die Energie für Unternehmungen mit Familie und Freunden fehle. Außerdem verbinden nicht wenige auch die Verpflichtungen im privaten Umfeld als Belastung.
Am Arbeitsplatz sind die Bedingungen für Erholungen zwischendurch nach Einschätzung der Befragten eher ungünstig. Die meisten halten die Qualität ihrer freien Zeit im privaten Umfeld für weitaus höher. Doch auch hier ist ein Drittel der Befragten nur teilweise mit dem Erholungsfaktor zufrieden. Die Verfasser der Umfrage weisen darauf hin, dass viele hoch belastete Mitarbeiter Schwierigkeiten hätten, überhaupt noch richtig abzuschalten und sich zu erholen.
IT-Branche Vorbild bei Erholungsmöglichkeiten
Während der Arbeitszeit könnte das Verhältnis zwischen Belastung und Erholung verbessert werden, wie die Aussagen der Umfrageteilnehmer nahelegen. Zu Erholungsmöglichkeiten im Büro ergab sich derweil kein eindeutiges Bild. Fast jeder Dritte findet sie eher unwichtig, fast genauso viele sind unentschieden und ein geringfügig kleinerer Anteil hält sie für wichtig. Zehn Prozent der Befragten betonen indes, solche Erholungsmöglichkeiten seien sehr wichtig.
Wenn es Erholungsmöglichkeiten gibt, schneiden sie in der Mehrzahl der Fälle schlecht ab. Weniger als jeder vierte beurteilt die vorhandenen Einrichtungen als gut. Die Studienautoren leiten daraus einen Appell an die Arbeitgeber ab: Bei den Erholungsmöglichkeiten bestehe Entwicklungspotenzial. Wo sich Belastungen nicht verringern ließen, müssten eben die Freizeiteinrichtungen ausgebaut werden. In der IT-Branche beispielsweise hätten das schon viele erkannt.
Für die Studie "Erholungsfähigkeit und Burnout" wurden 740 Berufstätige befragt. Ihr Durchschnittsalter war 46 Jahre. 77 Prozent arbeiten als Angestellte, 82 Prozent der Befragten sind Männer. Den größten Anteil machen Angestellte mit Leitungsfunktionen in Vorstand, Geschäftsführung oder auf leitenden Positionen aus.