Forscher an der Universität New Hampshire haben sich mit Mobbing am Arbeitsplatz beschäftigt und dabei herausgefunden, dass darunter nicht nur die Opfer leiden. Auch die Kollegen der Gemobbten sind betroffen, die Wissenschaftler sprechen von sogenannten Second-Hand-Opfern.
Das Fehlverhalten der Führungskräfte beschreiben die Forscher als "abusive supervision". Dieses Verhalten erklärt der Harvard Business Manager so: "Abusive Supervision ist ein von den Mitarbeitern als feindselig und aggressiv wahrgenommenes Führungsverhalten, das verbal oder nonverbal erfolgen kann - physische Übergriffe ausgenommen." Als Beispiele dafür werden öffentliches Bloßstellen, anschreien, kränkende Bemerkungen, ignorieren oder Mobbing durch den Vorgesetzten genannt.
Abusive Supervision
Im Vergleich zu körperlicher Gewalt oder offenen Aggressionen ist diese Abusive Supervision oft eine leisere Gewalt. Doch gerade bei dieser Art der Gewalt würden Wunden oft langsamer verheilen, so die Autoren der aktuellen Studie. Häufig kann dieses Mobbing lange andauern.
An den Kollegen geht das nicht spurlos vorbei, auch sie nehmen die Ungerechtigkeiten wahr. Sei es, wenn sie davon hören, entsprechende E-Mails lesen oder im selben Raum sind, wenn ein Chef sich dem Kollegen gegenüber schlecht verhält.
Auch wenn Mitarbeiter nicht selbst betroffen sind, sind sie Second-Hand-Opfer. Dabei bleiben sie mit dem schalen Gefühl zurück, bei einem Arbeitgeber unter Vertrag zu stehen, der seinen Führungskräften solche Ungerechtigkeiten durchgehen lässt.
Führungskräfte für Fehlverhalten sensibilisieren
Die Wissenschaftler sprachen mit 233 Angestellten über abusive Supervision: Sowohl direkte Opfer als auch die Second-Hand-Opfer berichteten von negativen Folgen. Sie sprechen von größerem Frust am Arbeitsplatz, mangelnder Unterstützung von Arbeitgeberseite und tendenziell mehr Ausfälligkeiten unter Kollegen. Am heftigsten beobachten Angestellte dies, wenn sie sowohl direkt als auch indirekt zum Opfer werden.
Die Forscher appellieren in ihrem Fachbeitrag an Manager in den Unternehmen. Das Management müsste sich intensiver mit dem Thema abusive Supervision befassen und viel stärker dafür sensibilisiert werden, welche negativen Folgen dieses Fehlverhalten von Führungskräften für Mitarbeiter haben kann.
Die Wissenschaftler Paul Harvey von der Universität New Hampshire, Kenneth Harris und Raina Harris von der Indiana University Southeast sowie Melissa Cast von der New Mexico State University haben ihre Forschungsergebnisse unter dem Titel "An Investigation of Abusive Supervision, Vicarious Abusive Supervision, and Their Joint Impacts" im Journal of Social Psychology veröffentlicht.