Ausgerechnet im Krisenjahr 2008 stand bei Lanxess die Entscheidung an: Was tun mit der überalterten Speichertechnik? Niemandem war nach Investieren zumute. Cloud erschien zu unsicher. Heraus kam eine Managed-Services-Lösung, zusammen mit dem Dienstleister Fujitsu. Unsere Schwesterpublikation CIO sprach mit dem Infrastrukturverantwortlichen Christian Günther, ob er die Entscheidung bereut.
CIO : Managed Services heißt, dass die Speichertechnik immer noch bei Ihnen im Keller steht. Das klingt in Zeiten von Cloud Computing nicht mehr ganz modern.
Günther: Es galt, eine überalterte Serverhardware aufgrund verlängerter Investitionszyklen dringend zu ersetzen - bei gleichzeitig immens gestiegenem Speicherbedarf.
Aber warum Managed Storage? Sie hätten doch ganz andere Speicherkonzepte in Betracht ziehen können.
Selbstverständlich haben wir Alternativen geprüft, vom klassischen Outsourcing über Outtasking bis hin zum Cloud Computing. Letzteres erschien uns damals noch nicht reif genug. Aber entscheidend ist: Die einschlägigen Storage-Anbieter verkaufen Ihnen nun mal nicht genau die zusätzliche Kapazität in Gigabyte-Häppchen, die Sie heute und morgen benötigen, sondern Sie müssen als Anwender massiv in Vorleistung gehen - also investieren. Hier sprechen Sie von hohen Investitionsvolumina, die dann auch langfristig gebunden sind.
Managed Storage war also für Sie einfach die günstigste Lösung?
So verkürzt lässt sich das natürlich nicht darstellen. Lanxess produziert in 24 Ländern an 45 Standorten. Insofern konnten wir nicht einfach irgendwo ein zentrales Data Center hinstellen. Deshalb haben wir zu Beginn kalkuliert, was uns der vollständige Betrieb in Eigenregie kosten würde. Auf dieser Basis haben wir uns dann verschiedenen Dienstleistern angenähert. Relativ schnell lagen dann Managed Services als sinnvollste Alternative auf dem Tisch: leistungsorientierte Abrechnung, verschiedene Speicherklassen, Onsite-Management, hohe Verfügbarkeit auf der Basis klarer Service Level Agreements sowie ein konsolidiertes Reporting. Und die Dienstleistung musste mit unserem internen Service-Management korrespondieren.
Das könnte man auch als Cherry Picking bezeichnen ...
Wenn Sie damit meinen, dass wir einerseits von den flexiblen Ressourcen eines Anbieters profitieren und andererseits stets Zugang zu neuester Technologie bei begrenztem Risiko haben, stimme ich Ihnen zu.
Sie haben eingangs erwähnt, dass für Sie die Umsetzungsgeschwindigkeit von essentieller Bedeutung war. In welchem Zeitraum konnten Sie das Projekt realisieren?
Uns war in der Tat an einer sich sehr schnell amortisierenden Lösung gelegen. Insofern darf man schon feststellen, dass knapp fünf Monate von der Transition bis zur Betriebsübernahme durch Fujitsu eine beeindruckend kurze Zeitspanne sind. Und wenn sich die Kostenelastizität schon im ersten Halbjahr des Betriebs über konkrete Projekte nachweisen lässt, ist das ein Beweis dafür, dass unsere Strategie hier die richtige war.
Komplette Auslagerung zu komplex
Noch einmal nachgefragt: Warum kam für Sie nicht die klassische Auslagerung der gesamten Server- und Storage-Infrastruktur in Betracht? Schließlich gehören die Maschinen nach wie vor Lanxess und stehen in den eigenen Rechenzentren.
Hier spielen zwei Betrachtungen eine Rolle. Zum einen fahren wir nach wie vor unseren eigenen Service-Desk und haben ITIL-Prozesse implementiert. Der Schritt einer kompletten Auslagerung wäre insofern zu komplex und nicht in der nötigen Geschwindigkeit realisierbar gewesen. Und er würde derzeit auch nicht in unsere Strategie passen. Zum anderen hat die jetzt praktizierte Lösung natürlich auch etwas mit einer gefühlten Sicherheit zu tun. Wir wissen, wo unsere Daten liegen, und haben den vollen Zugriff auf die eigene IT-Infrastruktur.
Wie lange haben Sie sich dabei an Fujitsu gebunden?
Wir haben eine Laufzeit von 60 Monaten vereinbart. Daran erkennen Sie, dass dies auch ein Stück Commitment des Kunden in Richtung des Dienstleisters war und ist. Wie immer bei solchen Projekten steht und fällt der Erfolg mit einem gegenseitigen Geben und Nehmen.
Welche Umstellung erfordert dieses Projekt innerhalb Ihrer eigenen IT? Viele Experten behaupten ja, dass es den IT-Abteilungen bei den Themen Managed Services und Cloud an Fähigkeiten mangelt, um solche Projekte professionell zu steuern?
Bei solchen Aussagen schwingen vielfältige Interessen mit; insofern würde ich dies unter der Rubrik Schwarz-Weiß-Malerei verbuchen. Richtig ist, dass Service- und Schnittstellen-Management ein anderes Skill-Profil erfordern als der reine Hardwarebetrieb. Solche Profile müssen geplant und parallel aufgebaut werden. Die Vorteile eines global aufgestellten Partners kann man nur erschließen, wenn neben dem Service-Management der eingekauften Leistung auch das Management der Partnerschaft strategisch behandelt werden.
Lanxess hält sich alle Optionen offen
Heißt das, dass Sie sich bei Lanxess weiterhin offen für neue Optionen zeigen?
Ja. Auch weitere Managed Services oder künftige Cloud Services spielen in unserer Planung eine Rolle und werden bedarfsgerecht beigemischt. Diese Wahlfreiheit ist einer der wesentlichen Vorteile eines Managed-Services-Vertrages. Hier halten wir uns alle Optionen offen.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.