Aktuell laufen dem Bertelsmann-Chef zufolge konzernweit Maßnahmen, um die Profitabilität zu steigern. Dazu gehören die Integration der Buchverlage Penguin und Random House sowie Transformationsprogramme beim Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr (G+J) und dem IT-Dienstleister Arvato. "Dieses Maßnahmenbündel beläuft sich auf eine halbe Milliarde Euro", so Rabe.
Der Bertelsmann-Chef plant, sich systematisch aus strukturell rückläufigen Geschäften wie zuletzt den Buchklubs oder dem Tiefdruck zu verabschieden. Der Umsatzanteil der schrumpfenden Geschäfte soll von heute 15 Prozent auf 5 Prozent im Jahr 2020 zurückgehen.
So gilt es als wahrscheinlich, dass das klassische Callcenter-Geschäft von Arvato zunehmend durch Automatisierungslösungen ersetzt wird. Außerdem soll der Zeitschriftenverlag G+J auf seine Kernmärkte reduziert werden. Allerdings betonte Rabe, der Auslandsmarkt Frankreich solle - anders als kolportiert - nicht verkauft werden. Auch der Name G+J werde erhalten bleiben. "Wir werden auch weiterhin Geschäfte anpassen", erklärte der Bertelsmann-Chef, "aber wir haben unsere Beteiligung an G+J aufgestockt, weil wir an dieses Kerngeschäft glauben und es ausbauen wollen."
Mittelfristig will Bertelsmann organisch um jährlich 3 Prozent wachsen. Zusätzlich plant Rabe, jedes Jahr zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro in Zukäufe investieren - das bringe nochmal 3 Prozent Wachstum. "Unser Plan ist, den Umsatz jährlich um eine Milliarde Euro zu steigern - bei einer höheren Marge", sagte Rabe.
Wachstumschancen sieht der Bertelsmann-Chef vor allem im Bildungsgeschäft sowie in den Auslandsmärkten Brasilien, China und Indien. Im Bereich Bildung hat der Konzern vergangenes Jahr für ungefähr 500 Millionen Dollar den E-Learning-Anbieter Relias gekauft. Das Umsatzpotenzial des US-Unternehmens sieht Rabe bei mehreren Hundert Millionen Euro jährlich.
Das vergangene Geschäftsjahr lief für Bertelsmann durchwachsen. Das Unternehmen erzielte 2014 kein organisches Wachstum, der Nettogewinn ging deutlich zurück. Rabe will die Zahlen nicht näher kommentieren und verweist auf die Veröffentlichung des Geschäftsberichts Ende März. Zugleich betonte er: "Operativ hatten wir eines unserer besten Geschäftsjahre überhaupt." Grund für den Rückgang des Nettogewinns seien Bereinigungen der Bilanz und eine Wertberichtigung auf das ungarische Fernsehen.
Um die Pläne für 2020 persönlich erfüllen zu können, will Rabe auch nach dem Auslaufen seines Vertrags Ende 2016 bei Bertelsmann bleiben. "Die Frage, ob ich Bertelsmann verlasse, stellt sich nicht", sagte er, "ich fühle mich wohl hier." (rs)