Zur Finanzierung junger, innovativer Startup-Unternehmen haben Unternehmen eine milliardenschwere Unterstützung in Aussicht gestellt. Sie wollen bis 2030 rund zwölf Milliarden Euro in Wagniskapital investieren, wie die Bundesregierung und die staatliche Förderbank KfW zu einem Startup-Gipfel in Berlin mitteilten.
Zusammen mit Unternehmen haben Verbände, Politik und die KfW zum Auftakt des "Startup Germany Summit" in Berlin dazu eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Zu den unterzeichnenden Unternehmen zählen die Allianz, die Commerzbank, die Deutsche Bank, der US-Vermögensverwalter Blackrock sowie die Deutsche Börse, die Deutsche Telekom und Henkel.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach von einer "richtig guten Nachricht" für deutsche Startups und den Standort Deutschland. Durch die Initiative sollten private Investitionen in Wagniskapital, in Startups und in Innovationstechnologien mobilisiert werden. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sagte: "Nur wenn es uns gelingt, mehr privates Kapital zu mobilisieren, werden wir zusätzliches Wachstum schaffen."
Das jährliche Dealvolumen auf dem deutschen Markt hat sich in den vergangenen 10 Jahren von 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2013 mit einem zwischenzeitlichen Rekordhoch von 18,6 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 7,1 Milliarden Euro im Jahr 2023 mehr als vervierfacht. In der Erklärung heißt es jedoch auch, dass die bisherigen Investitionen und verbesserten Rahmenbedingungen für Startups im internationalen Vergleich nicht ausreichten.
"Das deutsche Startup-Ökosystem ist robust und behauptet sich als zentraler wirtschaftlicher Faktor in einem herausfordernden Umfeld", teilt das Bundeswirtschaftsministerium mit. "Im ersten Halbjahr 2024 wurden 1.384 Startups in Deutschland neu gegründet – 15 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2023." Aktuell seien über 520.000 Menschen bei Startups beschäftigt, 80 Prozent der jungen Unternehmen wollten dieses Jahr weitere Personen einstellen.
Deutsche Startup-Finanzierung hinkt hinterher
Der Wagniskapitalmarkt sei im internationalen Vergleich viel zu klein, sagte Lindner. In den USA sei er im Verhältnis zur Wirtschaftskraft dreimal so groß. Viele deutsche Investoren seien zurückhaltend. Auch deswegen sei die neue Initiative wichtig.
Der Chef der staatlichen Förderbank KfW, Stefan Wintels, sagte, es seien 30 Milliarden Euro Wagniskapital pro Jahr nötig, um zu den USA aufzuschießen. Die KfW koordiniert die neue Initiative für Wachstums- und Innovationskapital (WIN-Initiative).
Habeck sagte, Deutschland habe ein Problem, wenn es darum gehe, die Wachstumsphase von Startups zu finanzieren. Die Politik suche nun den Schulterschluss mit der Wirtschaft. Es könnten sich weitere Firmen beteiligen. Das nächste Weltunternehmen könne aus Deutschland kommen.
Bedingungen für Startups verbessern
Angekündigt wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket, um Rahmenbedingungen für Wachstums- und Innovationskapital zu verbessern. Startups und sogenannte Scale-ups spielten eine wichtige Rolle als Innovationsmotor der deutschen Volkswirtschaft, hieß es. Diese Unternehmen benötigten jedoch eine ausreichende Finanzierung und tragfähige Strukturen, um zu wettbewerbsfähigen Unternehmen heranzuwachsen.
Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst sagte, die Initiative werde die Finanzierung vieler deutscher Startups erleichtern und verbessern. Junge Tech-Unternehmen in Deutschland könnten schneller wachsen und den Technologie- und Innovationsstandort stärken.
Der Startup-Verband forderte zuletzt eine Verdreifachung der sogenannten Venture-Capital-Investitionen bis 2030, um eine jährliche Finanzierungslücke von etwa 30 Milliarden Euro in Deutschland zu schließen. Dazu sei es notwendig, mehr privates Kapital für "Venture Capital" (Wagniskapital) zu mobilisieren, insbesondere von institutionellen Investoren wie Versicherungen. Zahlreiche Börsengänge junger Firmen im außereuropäischen Ausland führten zu einem erheblichen Wertschöpfungsverlust für den Standort Deutschland. (dpa/rs/pma)