"Künftig wird Software immer häufiger über Onlineplattformen angeboten, was das Geschäftsmodell der Enterprise-Softwareanbieter nachhaltig verändern wird." Das ist das Ergebnis der Studie "Preparing for the On-Demand Game in the Enterprise Software Industry" von Bain & Company.
Vier Trends befeuern demnach diese Entwicklung: 1) Software-as-a-Service (SaaS) verteilt Lizenzumsätze auf längere Zeiträume, 2) zunehmend integrierte IT-Anbieter heben die Grenzen zwischen Hardware, Software und Services auf, 3) der Serviceanteil der IT-Wertschöpfung steigt und 4) Open-Source etabliert sich als echte Alternative zu klassischen Softwareangeboten.
1. SaaS nimmt zu, verringert aber die Margen der Softwareindustrie: Software-as-a-Service ermöglicht die Gewinnung neuer Kundengruppen, die sich komplexe Software bisher nicht leisten konnten. Zudem können bestehende Kunden neue Funktionalitäten testen, ohne große Investitionen tätigen zu müssen. SaaS wird zunächst vor allem beim Customer-Relationship-Management, Content-Management und Human-Resources-Management eingesetzt werden. SaaS hebt zusätzliches Umsatzpotenzial in neuen Hybridbereichen aus Produkt und Dienstleistung, substituiert aber auch bestehende Softwareumsätze und teilt sie in kleinere Zahlungsströme. Hohe Einrichtungs- und Betriebskosten für die Softwareanbieter bei gleichzeitigem Preisdruck gefährden die Erträge der Branche.
2. Zurück zu integrierten IT-Anbietern: Die Differenzierung der Branche in Hardware-, Software- und Service-Anbieter beginnt sich aufzulösen. Unternehmen stoßen zunehmend in angrenzende IT-Segmente vor und bieten integrierte IT-Produkte an. Die Kunden kaufen Serverleistung zusammen mit dem benötigten Betriebssystem oder fertig nutzbare Datenbankserver, ohne selbst Hardware, Betriebssystem und Software aufeinander abstimmen zu müssen.
3. Bestehende IT-Landschaften steigern weiterhin die Software-Servicekosten: Kunden, die das klassische Modell eigener Serverarchitekturen und Anwendungen verfolgen, kämpfen mit der zunehmenden Komplexität ihrer Anwendungslandschaft. Serviceorientierte Architekturen konnten sich in der Realität bisher nicht spürbar als Hebel zur IT-Vereinfachung durchsetzen. Deshalb verstärkt die wachsende Komplexität des Geschäfts die Komplexität in der IT weiter. Der Aufwand für die Implementierung und Integration einer neuen Software wird im Verhältnis zu den Lizenzkosten weiter steigen.
4. Open-Source entwickelt sich zu einer echten Alternative: Bei Betriebssystemen und Datenbanken hat Open-Source-Software bereits einen hohen zweistelligen Marktanteil. Bei geschäftskritischen und komplexen Anwendungen wie ERP dominiert jedoch weiterhin die Closed-Source-Software mit kostenpflichtiger Unterstützung und Wartung durch den Anbieter. Doch auch dieses Modell ist zunehmend in Gefahr durch Open-Source-ERP, die in Kombination mit flexibel nutzbaren On-Demand-Infrastruktur-Angeboten ("Cloud") massive Kostensenkungen ermöglichen und die heutigen Enterprise-Softwareanbieter unter Umsatz- und Margendruck setzen.
Software-as-a-Service wird sich etablieren
"Software-as-a-Service wird sich als bedeutendes Segment im Enterprise-Softwaremarkt etablieren. Wie die zukünftige Landschaft aussieht und ob sich primär Softwareunternehmen oder IT-Serviceanbieter durchsetzen werden, ist noch völlig offen", kommentiert Bain-Experte Matthias Budde die Studie. Neben Start-ups wie Salesforce.com entwickeln sich etablierte Softwareanbieter wie Oracle und SAP in Richtung SaaS, ebenso Infrastruktur- und Serviceprovider wie T-Systems. "Letztlich wird sich die Branche vermutlich über SaaS hinaus entwickeln", prognostiziert Budde. "Wahrscheinlich wird das bisherige Business-Process-Outsourcing als Process-as-a-Service wieder aufgegriffen und on-demand angeboten. Dadurch würden auch die SaaS-Karten neu gemischt."