Die großen Fische halten schon Ausschau: "Mergers und Akquisitionen werden 2009 ein wichtiges Thema sein", sagt Michael von Uechtritz, Research Director Consulting & SI Analysts beim Marktforscher Gartner. Uechtritz erwartet für das kommende Jahr sechs bis 16 Prozent mehr Insolvenzen. Für finanzstarke Firmen die Chance, zuzuschnappen. Und für die IT eine Herausforderung.
Denn die IT ist in den seltensten Fällen Merger-ready, wie Berater Wolfgang Martin feststellt. Eines der dramatischsten Beispiele dafür lieferten im September die größte Bank der Schweiz, die Zürcher Kantonalbank (ZKB), und die Waadtländer Kantonalbank. Die beiden Geldinstitute hatten ihre Informatikplattformen zusammenführen und eine gemeinsame IT-Dienstleistungsgesellschaft aufbauen wollen.
Man habe "die Komplexität des Projekts massiv unterschätzt", gab ZKB-Sprecher Urs Ackermann schließlich zu. 2011 hätte die neue Firma betriebsbereit sein sollen, die Zürcher Kantonalbank wollte eine Summe von 1,2 Milliarden Franken investieren. Schon titelten Zeitungen vom "Milliarden-Flop".
Das hätte anders laufen können, wären die IT-Systeme der Banken integrationsfähig gewesen, so Wolfgang Martin. Der Consulter beruhigt: Eine "lupenreine SOA" (Service-orientierte Architektur) müsse es ja gar nicht sein. Aber Voraussetzung für eine gelungene Fusion sind industrialisierte Prozesse und ein hoher Grad an Service-Orientierung.
Mit Blick auf die kommenden Übernahmen rät Martin CIOs dringend, in der Führungsriege ihres Unternehmens Bewusstsein zu schaffen. "Die Merger-Readyness der IT muss ein Key Performance Indicator werden", so der Consulter. Die Zukunftswerkstatt IT wird dieses Thema in ihrem IT-Report 2008 aufgreifen.
Gartner-Analyst Michael von Uechtritz erwartet denn auch, dass die Nachfrage nach Pre- und Post-Merger-Kompetenzen steigt. Und damit auch die Preise für diese Leistung. "Wer angesichts der Wirtschaftskrise glaubt, hier dumpen zu können, der irrt", so Uechtritz.
Wer auslagert, sollte auch die Risiken teilen
Der Analyst bringt einen weiteren Aspekt ins Gespräch: Die Art des Outsourcens wird sich ändern. Uechtritz plädiert für mehr Risikobeteiligung des Dienstleisters durch Gain-Share-Agreements. Seine Kollegen vom US-Marktforscher Aberdeen empfehlen gar, den Dienstleister per Joint Venture mit ins Boot zu holen.
Soweit geht Michael von Uechtritz zwar nicht. Aber er ist sicher: "Es gibt einen Trend zu einem chaotischen Allianz- und Partnerschafts-Management."