"Krankenhaus-Netzwerke brauchen integrierte Sicherheit, Mobilität und flexible Zukunftsoptionen"

24.05.2006
Interview mit Peter Schaudeck, Market Development Manager Germany, HP ProCurve Networking Business

Frage: Herr Schaudeck, HP zielt mit seinen Netzwerk-Lösungen hierzulande sehr stark auf den Healthcare Bereich. Bitte pointieren Sie die Kernphilosophie von ProCurve Networking by HP.

Peter Schaudeck: Zu unseren Kernbotschaften gehört es, standardbasierte Netzwerk-Lösungen auf innovativen Hardware-Plattformen anzubieten. Dabei wollen wir zu den Anbietern mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt gehören.

Was das Stichwort Hardware-Innovation anbetrifft: Es gibt derzeit nur noch sehr wenige Hersteller, die Ihre eigenen ASICs (Application Specific Integrated Circuits) selbst entwerfen und konzipieren. Und HP ProCurve geht genau diesen Weg. So schaffen wir den eigentlichen Mehrwert im Sinne einer Kernkompetenz, die uns von anderen Herstellern unterscheidet. Unser neuester ProVision ASIC etwa ist in der Lage, Anforderungen, die vielleicht in fünf Jahren oder mehr aufkommen werden, per Software Update zu implementieren. Das ist unser Verständnis von durchdachter Zukunftssicherheit für den Kunden.

Frage: HP ProCurve positioniert seine so genannte Adaptive Edge Architecture als Architektur und Strategie in einem. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Schaudeck: Lassen Sie mich das mit zweigleisiger Argumentation erklären. Erstens: Im Prinzip basiert das Adaptive Edge Architecture-Konzept auf der Tatsache, dass die drei zentralen Netzwerkanforderungen Sicherheit, Mobilität und Konvergenz unter einen Hut gebracht werden müssen. Sicherheit ist zum Beispiel ein Thema, das für viele immer noch ausschließlich von Begriffen wie Firewall, Intrusion Detection, VPN und so weiter geprägt ist. Sicherheit darf aber nicht nur als „Add-on“ verstanden werden. Moderne Netzwerke – konkret: die Switches und Router selbst – brauchen eine „integrierte“ Sicherheit.

Ebenso verhält es sich mit dem Topic Mobilität. Jeder glaubt, dass der Anschluss eines Access Points für eine prima Wireless LAN-Lösung genügt. Der Themenkomplex Sicherheit, Roaming, Zugangspolicys kann aber nicht ohne den integrativen Ansatz abgewickelt werden. Unsere Idee ist es, dass für den Benutzer ein Netzwerk-Port einfach nur da ist, und zwar unabhängig davon, ob drahtlos oder drahtgebunden. Bleibt noch der Aspekt Konvergenz: Ich denke jedem ist klar, dass es bei Applikationen wie Voice over IP und Video over IP – und viele andere Features, die Ethernet als Trägermedium nehmen – nur noch eine Frage der Zeit sind, bis Sie sich überall durchgesetzt haben.

Zweitens: Klassische Netzwerke sind stets Core-zentriert, sprich der Backbone ist das Herzstück im Netz, in dem alle Entscheidungen getroffen werden. In der neuen Welt, wie ich Sie eben beschrieben habe, tummeln sich aber viele neue Geräte und immer mehr Benutzer etwa im Krankenhaus-Netzwerk. Jetzt geht es darum, diese ans Netz anzubinden, dabei aber den Anforderungen Sicherheit, Mobilität und Konvergenz gerecht zu werden. Unser Ziel ist es, sämtliche Entscheidungsprozesse dorthin zu verlagern, wo Sie getroffen werden. Beim Thema Sicherheit (z.B. IEEE 802.1x ) ist das am „Edge“, dem Rand des Netzwerkes, wo sich die Benutzer jeweils mit dem Netzwerk verbinden. So ist es unsinnig, Entscheidungen von dieser und ähnlicher Relevanz im Core vorzunehmen.

Es gibt zahlreiche Beispiele für weitere Entscheidungsprozesse, deren Heimat der Edge sein sollte: Quality of Service, Multicast Routing, Access Control-Listen, Identity Management und so weiter. Daher propagieren wir, zukünftig den Edge intelligent und „adaptiv“ zu gestalten. Der Core wird hauptsächlich für Bandbreite und Interkonnektivität sorgen und sollte hochverfügbar ausgelegt sein.

Frage: Der Netzwerk-Markt ist hart umkämpft. Wo sehen Sie Ihre Alleinstellungsmerkmale im Wettbewerb insbesondere mit Blick auf die Erfordernisse im deutschen Gesundheitswesen?

Schaudeck: Wir haben sehr innovative Produkte mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis und dem aus unserer Sicht besten Support auf dem Markt. Mit unseren Komponenten lassen sich alle derzeit im Gesundheitswesen diskutierten Lösungen – ob mobile Visite, KIS, KAS, digitale Patientenakte, elektronische Gesundheitskarte, PACS und so weiter – aus Netzwerk-Blickwinkel realisieren und sich die Infrastruktur zugleich rüsten für die Zukunft. In punkto Netzwerk-Standards gibt es derzeit kaum einen anderen Hersteller, der derart viel Aufwand betreibt, potentielle Standards zu entwickeln, voranzutreiben und letztendlich auch in Herstellergremien als IEEE Standard zu etablieren.

Frage: Im Rahmen der MBmedien Healthcare IT-Studie zeigte sich ein Großteil der interviewten Krankenhaus-IT-Anwender unzufrieden mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis der vorhandenen Netzwerk-Lösung sowie mit dem jeweiligen Hersteller-Support. Was sagen Sie zu diesem Votum?

Schaudeck: Aus HP ProCurve Sicht kann ich das natürlich nicht nachvollziehen und ich denke, dass an diesem Negativ-Votum keine HP Kunden beteiligt waren. Aber ernsthaft: HP ist bekannt für seinen weltweit verfügbaren lebenslangen Produkt-Support mit Vorab-Austausch der betroffenen Komponente am nächsten Arbeitstag. Das bietet derzeit kein anderer Netzwerk-Hersteller in diesem Umfang. Des weiteren bieten wir – ebenfalls für die Lebensdauer des Produkts – kostenlose Software Updates, so dass ein Kunde nicht bei jedem neuen Software Release tief in die Tasche greifen muss, wie das durchaus bei vielen Herstellern üblich ist. Keine Support-Organisation auf der Welt kann behaupten, dass sie perfekt ist, aber wir arbeiten jeden Tag hart daran, dass wir weiterhin so exzellente Benchmark Ergebnisse bescheinigt bekommen wie in den letzten Jahren.

Frage: In zahlreichen deutschen Krankenhäusern und Kliniken sind veraltete Netzwerk-Strukturen anzutreffen. Gleichwohl existiert nahezu in jedem Haus hoher Optimierungsbedarf aufgrund ständig steigender Netzwerk-Beanspruchung. Welche generelle Verbesserungsmarschroute empfehlen Sie in Anbetracht Healthcare spezifischer IT-Anforderungen von heute und morgen?

Schaudeck: Es ist bekannt, dass die Hardware und die Verkabelung in vielen Krankenhäusern nicht den Anforderungen moderner Ethernets genügen. Viele Verantwortliche scheuen dabei weniger die Investition selbst als den Umbau und die damit verbundenen Komplikationen. Jedoch muss in den meisten dieser besagten Fälle im Rahmen der Wettbewerbsfähigkeit und vor allem wegen der gestiegenen Anforderungen an das Netzwerk unbedingt etwas unternommen werden. Die Frage ist wie. Hier erstellen wir gerne gemeinsam mit unseren Partnern Kunden- und anforderungsindividuelle Migrationskonzepte.

Auch die Berücksichtigung von Wireless LAN-Konzepten kann in den ein oder anderen schwierigen Klinik-Bereichen vor größeren Neuverkabelungen schützen. Mit den ProCurve Identity Driven Management-Lösungen lassen sich die Netzwerke – egal ob drahtlos oder drahtgebunden – einfach und sehr sicher segmentieren, etwa in eine Ärzte- und ein Patienten-Netzwerk. Und zwar ohne parallele Infrastrukturen aufzubauen, was ja viele Krankenhäuser fürchten. Jeder Benutzer, ob Arzt, Patient oder Pflegepersonal, bekommt sein eigenes Profil. So lassen sich Voice over IP, TV und Internet am Krankenbett sowie auch die mobile Visite problemlos gleichzeitig realisieren.

Frage: Die meisten Krankenhäuser sind aus Kosten- und weiteren Gründen darauf angewiesen, dass sich neue IT- und Netzwerk-Lösungen problemlos in vorhandene Altsysteme integrieren lassen. Welche Möglichkeiten und Chancen bietet HP ProCurve in dieser Hinsicht?

Schaudeck: Solange diese bestehenden Systeme auf Ethernet ruhen, stellt das in keiner Weise ein Problem dar. In Bezug auf neue Lösungen sollten Krankenhäuser immer darauf achten, dass die Infrastruktur möglichst standardbasierte Technologien verwendet, um nicht in die „proprietäre Falle“ zu laufen. Letzteres macht einen schnell abhängig von einem einzigen IT-Lieferanten, der sich das meist teuer bezahlen lässt. Und wie ich eingehend angedeutet habe, wird in Zukunft eine Vielzahl von Benutzern und Komponenten im Netz eingebunden sein. Da gilt es den Überblick zu behalten. Ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist einfache Managebarkeit des Netzwerkes. Das läuft nur rund und zugleich ohne Kostenexplosion, wenn es auf Standards baut.

Herr Schaudeck, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Reinhold Hölbling, Geschäftsführer der MBmedien GmbH, Krefeld