Mitarbeiterführung

Krise macht CIOs zu besseren Menschen

14.08.2009 von Christiane Pütter
IT-Chefs wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Sie setzen verstärkt auf Kommunikation und Kollaboration. Nicht selten scheitert das jedoch an den Mitarbeitern.
Was CIOs in der Krise für wichtig halten.

Wer dieser Tage Informatiker ist, kann sich freuen: Der Chef wird immer netter. CIOs bemühen sich darum, ihre Mitarbeiter zu halten, weil sie ohne die nicht aus der Krise kommen. Außerdem behaupten sie sich gegenüber dem Business, in dem sie stärker als bisher auf Kommunikation und Kollaboration setzen. Das geht aus der europaweiten Studie "Strategic insights survey: An IT leadership persepective" des Beraters Harvey Nash hervor.

Demnach erklären 67 Prozent der befragten IT-Entscheider, ein Mangel an guten Mitarbeitern wirke sich negativ auf das Geschäft aus. In der Vorjahres-Studie sagten das "nur" 61 Prozent. Dabei hat sich der Blick auf die Mitarbeiterschaft geändert: War es im Vorjahr noch darum gegangen, Qualifikation zuzukaufen, versuchen CIOs nun, aus ihren bestehenden Teams das Beste herauszuholen.

Die Frage, was sie dafür tun müssen, beantworten 66 Prozent mit "kommunikativ sein". 62 Prozent erklären außerdem, mit gutem Beispiel vorangehen zu wollen. 51 Prozent setzen auf Transparenz.

CIOs haben klare Vorstellungen davon, welche Fähigkeiten jetzt gefragt sind. Ganz vorn rangiert mit 67 Prozent der Nennungen der Kontakt zwischen IT und Business (Beziehungspflege und -aufbau). 57 Prozent der Befragten setzen das Managen und Priorisieren der Business-Anforderungen gleich auf Platz zwei.

Was CIOs auslagern.

Technik-Themen folgen mit deutlichem Abstand erst auf den Plätzen drei und vier. 40 Prozent der Befragten kreuzen "Managen und Priorisieren des IT Projekt-Portfolios" an und 28 Prozent die Planung der künftigen IT-Architektur und Infrastruktur.

Trotz all der Diskussion über Kommunikation und Führungskompetenz: Als ihr aktuelles Hauptanliegen sieht eine große Mehrheit von 84 Prozent der Studienteilnehmer Kostensenken. Danach kommt lange nichts. Noch nicht einmal jeder Zweite (46 Prozent) nennt Kollaborations-Werkzeuge als weiteres Thema. Mit 44 Prozent folgt der Punkt Innovation auf Platz drei.

Kollaboration mit Zulieferern optimieren

Bei Kollaboration haben die Studienautoren nachgehakt. Ergebnis: Zulieferer stehen eindeutig im Zentrum der Zusammenarbeit (54 Prozent der Nennungen). Nur 29 Prozent der Befragten nennen Kunden. Immerhin mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) lehnt Kollaboration jedoch ab.

Auf die Frage, was Zusammenarbeit erschwert, verweisen die meisten Befragten auf räumlich getrennte Teams (22 Prozent). Fast ebenso viele (21 Prozent) beklagen unterschiedliche Vorstellungen von Kollaboration. Und 15 Prozent geben an, die Mitarbeiter wollten nicht.

Da zeichnet sich ein Konflikt ab. Denn die IT-Entscheider halten Zusammenarbeit für eine der wesentlichen Stützen ihrer künftigen Strategie. Konkret: 34 Prozent der Befragten wollen neue Prozesse etablieren, um das Unternehmen effizienter und kostengünstiger zu machen. 24 Prozent suchen nach neuen Wegen der Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens, 23 Prozent nach neuen Wegen der Kollaboration mit Kunden.

Was CIOs verdienen (Grundgehalt).

Ein weiteres Thema der Analyse ist Outsourcing. Die überwiegende Mehrheit der CIOs lagert Anwendungs-Entwicklung (59 Prozent) und Infrastruktur (58 Prozent) aus. Danach wird es schon dünner: Nur knapp jeder Zweite (47 Prozent) sourct Application Maintenance aus, knapp jeder Vierte (23 Prozent) System-Integration. Für Business Process Outsourcing (BPO) entscheiden sich elf Prozent.

Harvey Nash hat nach den Erfahrungen mit Offshoring gefragt. Die Antworten sind durchwachsen: Nur gut jeder Zweite (56 Prozent) sieht seine Erwartungen erfüllt. 38 Prozent sind dagegen nicht zufrieden. Eine Minderheit von sechs Prozent gibt an, die Erwartungen seien übertroffen worden.

Nur jeder dritte CIO wirklich zufrieden

Darüber hinaus haben die Studienautoren die persönliche Situation der CIOs durchleuchtet. Auch hier zeigt sich ein gemischtes Bild: Jeder dritte (33 Prozent) hält sich für sehr zufrieden mit seinem Job und seiner Rolle. 46 Prozent geben zu Protokoll, sie seien einigermaßen zufrieden. Ihnen stehen 17 Prozent gegenüber, die ihre Lage für ziemlich unbefriedigend halten. Und vier Prozent sind frustriert.

Insgesamt 28 Prozent der Befragten geben denn auch an, den Arbeitgeber binnen Jahresfrist verlassen zu wollen. Jeder Vierte will noch ein bis zwei Jahre bleiben. 30 Prozent rechnen damit, noch in fünf Jahren beim jetzigen Unternehmen zu sein.

Zur finanziellen Situation: 37 Prozent der CIOs verdienen zwischen 100.000 bis 150.000 Euro im Jahr. 25 Prozent liegen mit 75.000 bis 100.000 Euro drunter. Auf der anderen Seite liegen 17 Prozent mit 150.000 bis 200.000 Euro drüber. (Diese Zahlen beziehen sich nur auf das Grundgehalt!)

Damit ist die Mehrheit der Befragten einverstanden. 69 Prozent geben an, ihre Bezahlung sei zufriedenstellend. Elf Prozent sind sogar "hochzufrieden". Den restlichen 20 Prozent allerdings ist das Geld zu wenig.

Strategic insights survey

Harvey Nash hat für die Analyse "Strategic insights survey: An IT leadership persepective" mehr als 1.300 europäische IT-Entscheider befragt.