Drei Viertel der Führungskräfte zweifeln an den Skills ihre Vorstände. Das geht aus einer Studie des Leadership- und Talent-Recruiting-Dienstleisters Korn/Ferry International hervor, für die mehr als 200 Führungskräfte aus 40 Ländern befragt wurden. Demnach traut das Gros den Chefetagen nicht zu, in diesem Jahr Wachstum zu generieren und neue globale Möglichkeiten auszuschöpfen. Ein Schlaglicht wirft die Studie zudem auf die teilweise ausbaufähigen Praktiken der Firmen bei der Rekrutierung von Führungskräftenachwuchs.
„Unsere Studie zeigt, dass die Hausaufgaben bei der Entwicklung von Leadership-Skills noch nicht erledigt sind“, kommentiert Ana Dutra, CEO von Korn/Ferry, die Resultate. In den Unternehmen seien Strategien nötig, die richtigen Manager in die richtigen Positionen zu bringen und die Pipeline mit Führungskräften der nächsten Generation zu füllen. „Das sind strategische C-Level-Fragen“, so Dutra.
Mehr Schulungen für die Führungsetage gefordert
Die Kritik an mangelnden Skills in der Führungsetage wird von der Hälfte der Befragten eher moderat geäußert. Sie fordern etwa personelle Blutauffrischung und Schulungsmaßnahmen. Fast ein Viertel spricht sich indes für eine Generalüberholung des eigenen Führungsteams aus.
73 Prozent berichten, dass Führungsversagen in den vergangenen beiden Jahren zu einer Verschiebung oder dem Auslassen strategischer Aktionen geführt habe. 32 Prozent beobachteten das in mehreren Geschäftsbereichen. Elf Prozent beziehen sich auf versäumte Expansion in neue Regionen, neun Prozent vor allem auf die Talent-Rekrutierung.
37 Prozent der Firmen wollen in diesem Jahr für die Talententwicklung genauso viel Geld ausgeben wie 2011, 35 Prozent sogar weniger. Nur sechs Prozent planen einen Investitionssprung um mehr als ein Fünftel der bisherigen Ausgaben.
Gute Noten für Führungsteams
Fast alle Unternehmen identifizieren zwar spezifische Kompetenzfelder, die entwickelt werden sollen. Nur 45 Prozent verfolgen dieses Ziel aber in einem strukturierten Entwicklungsplan auf allen Ebenen. Demgegenüber berichten zwei Fünftel, dass das hehre Vorhaben nur unzureichend umgesetzt werde und verpuffe. Nur 57 Prozent ermitteln in einem formalen Prozess, welche Mitarbeiter über hohes Potenzial verfügen. Ein Drittel verzichtet gänzlich darauf, zwischen Mitarbeitern mit hoher Leistung und entwicklungsfähigen High-Potentials zu unterscheiden. Nachfolgeprogramme für das Managen der Führungskräfte-Pipeline gibt es in 45 Prozent der Firmen, in 37 Prozent jedoch definitiv nicht.
Den Führungsstil des CEOs beschreibt ein Drittel als superheldenartig: unerschütterliches Selbstbewusstsein bis an die Grenze zur Arroganz. Zwei Drittel immerhin erleben Vorstandschefs, die offen für verschiedene Ansätze und neue Ideen sind sowie über ein gesundes Maß an Selbstkritikfähigkeit verfügen.
Erstaunlich angesichts der bisherigen oft negativen Urteile ist, dass die überwiegende Mehrheit den Stil des gesamten Führungsteams im eigenen Unternehmen als geradezu vorbildlich beschreibt. Demnach werden in sinnvoller Weise Emotionen gezeigt, Leidenschaft und Energie der Mitarbeiter geweckt, Widersprüche gut ausgehalten, reichlich kommuniziert, aus der Vergangenheit gelernt und auch neue und innovative Wege beschritten. Das sagen jeweils 71 bis 87 Prozent der Befragten.
Basis dieser Resultate ist ein „Executive Quiz“, an dem alle bei Korn/Ferry registrierten Führungskräfte online teilnehmen konnten. Ausgewertet wurden die Ergebnisse vom Korn/Ferry Institute.