Am Vorabend der Handelstechnologiemesse EuroCIS 2013 veranstaltete Easycash im Februar einen Round Table zu neuen Entgeltmodellen, die insbesondere den Handel betreffen. Easycash ist einer der großen Card Payment Provider, der in Deutschland 92.000 Händler mit 283.000 Terminals als Kunden hat. Mit der Schwestergesellschaft Easycash Loyalty Solutions betreut man europaweit 26 Millionen Kundenkonten, hauptsächlich im Bereich von Kundenbindung und Geschenkgutscheinen.
Thema des Round Tables waren vor allem das elektronische Lastschriftverfahren (ELV) – das in Deutschland weit verbreitete Bezahlen mit EC-Karte und mit Unterschrift – und die neuen Girocard-Entgeltregelungen. Im Rahmen der Veranstaltung skizzierte Stefan Schneider vom Consulting-Unternehmen CardsConsult und früher Geschäftsführer beim Handelsverband HDE die aktuelle Entwicklung. Sein Fazit: "Die neuen Händlerbedingungen und die festgeschriebenen SEPA-Begleitregularien verhelfen zu neuen Freiheiten und schaffen Rahmenbedingungen für Innovatoren."
Schneider geht davon aus, dass die verschiedenen Regulationsinstanzen Deutschlands und Europas den Markt für Zahlungsverkehrsmethoden auch weiterhin in Bewegung halten werden. So sei der Deutsche Bundestag vor kurzem tätig geworden und habe das ELV "per Gesetz definiert und hoffähig gemacht". Das Einzugsverfahren ist allerdings unter Datenschützern umstritten. Europaweit sei durch unbefristete Änderungen im "Rulebook des European Payments Council (EPC)" der Weg freigemacht worden, um ELV auch nach 2016 in der SEPA-Welt weiter betreiben zu können. SEPA selbst (Single Euro Payments Area) wird bindende Änderungen im europäischen Zahlungsverkehr bringen, die auch den Handel tangieren (siehe hierzu den CIO-Artikel "Was man über SEPA wissen sollte").
Konsequenz für den Handel: Schneider sieht die Payment-Branche und ihre Vertretungen, von der Politik in die Pflicht genommen, künftig an einem gemeinsamen Strang zu ziehen. Das betreffe die deutsche Kreditwirtschaft und diverse Interessengruppen wie zum Beispiel das ELV-Forum. Doch was genau zu tun sei, bleibt laut Schneider derzeit offen. Der Deutsche Bundestag hatte laut ELV-Forum "in einem Entschluss vom 12. Mai gefordert, dass das bewährte elektronische Lastschriftverfahren (ELV) für einen Übergangszeitraum weitergenutzt werden kann, der erst enden soll, wenn ein mit dem ELV vergleichbares, kostengünstiges Produkt durch die Kreditwirtschaft am Markt angeboten wird".
Für Diskussionsstoff sorgte in Düsseldorf auch die Neuregelung der ec-cash-Gebühren. So können seit dem 1. Januar 2013 die Konditionen für die Girocard-Akzeptanz erstmals bilateral frei verhandelt werden, das heißt also zwischen zwei Partnern, ohne dass andere Unternehmen daran gebunden wären.
Neue Konditionen für die EC-Karte
Mit der Beendigung des seit 1989 geltenden Status wolle das Kartellamt, so Schneider, "flächendeckend abgesicherte Verhandlungsprozesse und eine möglichst große Zahl an verhandelten Entgelten schaffen". Damit kleine und mittlere Unternehmen nicht durch das neue Verfahren benachteiligt werden – also höhere Provisionen zahlen müssen als die Branchengrößen –, hat man sich das "Konzentratorenmodell" einfallen lassen.
Nach diesem Ansatz können Einkaufsverbände und Dienstleister (wie zum Beispiel auch die Easycash) Transaktionsvolumina stellvertretend für ihre Mitgliedsunternehmen oder Kunden verhandeln, um so die Position des Handels mit den kartenausgebenden Banken und Sparkassen zu stärken. Schneider resümiert: "Die Rahmenbedingungen sind geschaffen, nun muss der Handel handeln!" Erste Erfahrungen würden zeigen, dass es Vorteile bringt, sich innerhalb der Branche oder mit Nicht-Wettbewerbern zusammen zu tun. Wenn man Girocard-Umsätze einzelner Händler oder Dienstleister bündelt, könne man bessere Konditionen erreichen.
Eine weitere Änderung der Zahlungsmodelle deutet sich auf Kundenseite an. Inzwischen ist es zulässig, die Kunden zukünftig an den Kosten des Zahlungsverkehrs zu beteiligen – auch am POS und bei Debit-Transaktionen. Kostenpflichtiges Kartenzahlen, so Schneider, sei zwar in der Theorie schon bisher möglich gewesen, bisher aber im Handel unüblich.
Der Zahlungsexperte führt aus: "Allerdings ist es im Online-Handel gängige Praxis, die Auswahl des Zahlungsmittels zu beeinflussen: Aufpreise, Rabatte oder Voreinstellungen von Websites sind hier Normalität." Im stationären Handel scheine das sogenannte Surcharging hingegen noch mit Vorbehalten belegt.
Die in der an den Vortrag anschließenden Diskussion aufgezeigten Parallelen zum Umgang mit Plastiktüten, "die im Handel auch nicht immer 10 Cent gekostet haben", zeigt, wo es wohl lang gehen wird: Das für die Kunden bisher kostenlose Kartenzahlen ist offenbar nicht in Stein gemeißelt. Vor allen Dingen dann, wenn die ELV mit Unterschrift per Gesetz durch PIN-Eingabe für sämtliche Karten verbindlich ersetzt wird.
Groß verdienen mit Mini-Beträgen
Gezahlt werden muss eben immer. Und damit lässt sich – auf die oder die andere Weise – eben noch zusätzlich etwas verdienen. So schrieb das "Handelsblatt" schon am 12. September 2011: "An dem Zahlungssystem mit PIN verdienen die Banken schon jetzt prächtig. 0,3 Prozent vom Umsatz, mindestens aber acht Cent pro Buchung geht bei Händlern dafür drauf - zuzüglich Online-Netzgebühren und Gerätekosten."