Wie verändert Künstliche Intelligenz (KI) Führungsaufgaben - diese Frage hört das Unternehmen Microsoft von seinen Kunden immer öfter. Der Technologie-Konzern hat deshalb eine Studie unter 1.150 Entscheidern aus dreizehn Ländern durchgeführt, darunter Deutschland, die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate. Microsoft zitiert Heike Bruch, Direktorin des Instituts für Führung und Personal-Management an der Universität St. Gallen: "KI hilft Entscheidern, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Beschäftigten." Die Professorin erwartet, dass Führung durch KI "noch menschlicher" wird.
Microsoft unterteilt die Unternehmen, für die die Befragten arbeiten, in zwei Kategorien. Die eine läuft unter "Double digit growth", die andere schlicht unter "Other". Das heißt: die "Double digit growth"-Unternehmen erzielen zweistellige Wachstumsraten. Dabei zeigt sich, dass die besonders wachstumsstarken Unternehmen mehr als doppelt so oft KI einsetzen. In Zahlen: 38 Prozent der "Double digit growth"-Unternehmen nutzen KI, im Rest des Feldes sind es nur 17 Prozent. Besonders stark ist diese Diskrepanz in Deutschland ausgeprägt, dort liegen die Zahlen bei 67 versus 17 Prozent.
Deutsche Entscheider wollen eigene KI-Expertise aufbauen
Als größte Herausforderung im Zusammenhang mit KI nennen alle Befragten die schnelle Reaktion auf Veränderungen am Markt (weltweit: 47 Prozent, Deutschland: 51 Prozent). Danach gehen die Einschätzungen auseinander: die zweit- und drittgrößte Herausforderung sieht der Durchschnitt aller Befragten in der Frage, wie KI Mehrwert für den Kunden generiert, und im Finden qualifizierter Mitarbeiter beziehungsweise in der Weiterqualifikation vorhandener Mitarbeiter. Anders die Antworten der deutschen Befragten: sie nennen den Erwerb eigener KI-Expertise und den Aufbau einer innovationsfreundlichen Firmenkultur auf den Plätzen zwei und drei.
Welche Führungsaufgaben berührt KI am stärksten? Motivation und Inspiration der Mitarbeiter, erklären 33 Prozent der deutschen "Double digit growth"-Unternehmen. Damit liegen sie weit über dem Durchschnitt aller "Double digits" mit 19 Prozent. Geht es um die konkrete Frage, wofür sie mehr Zeit aufwenden wollen, sobald sich KI stärker durchsetzt, sehen die Zahlen anders aus. Insgesamt 28 Prozent aller Befragten ("Double digit" und "others" zusammengerechnet) geben an, mehr Zeit für Motivation und Inspiration haben zu wollen, in Deutschland sagen es 23 Prozent. Außerdem stehen mehr Zeit, sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen, sowie mehr Austausch und Vernetzung der Kollegen auf der Wunschliste.
Dieses Thema berührt ethische Fragen. Eine deutliche Mehrheit von 62 Prozent aller "Double digits" weltweit erklärt "ethical AI" (AI für Englisch Artificial Intelligence) zum Imperativ der Führungskräfte - eine Haltung, der nur 33 Prozent der deutschen "Double digits" zustimmen. Am anderen Ende der Skala stehen jeweils acht Prozent (welt- und Deutschlandweit), die das Thema als reine Compliance-Aufgabe betrachten. Die Mehrheit der Deutschen (58 Prozent) bewegt sich in der Mitte zwischen diesen beiden Polen.
"Erfolgreiche Führungskräfte haben die Wichtigkeit von KI erkannt und nutzen die Technologie für operative Aufgaben, aber auch, um bessere Führungskräfte zu werden - also Wachstum voranzutreiben, die richtigen Prioritäten zu setzen und Menschen zu inspirieren", schließt Heike Bruch.