Vom Pressebüro an die Konzernspitze

Kullmann übernimmt Chefposten bei Evonik

23.05.2017
Der neue Chef des Spezialchemiekonzerns Evonik, Christian Kullmann, hat eine steile Karriere hingelegt: Vom Kommunikationsmanager zum Vorstandschef eines 35000-Mitarbeiter-Unternehmens mit Ambitionen zum Aufstieg in den Dax.
Christian Kullmann folgt Klaus Engel als Vorsitzender des Vorstands bei Evonik.
Foto: Evonik Industries AG

Der 48-jährige ist dabei eigentlich branchenfremd: Als gelernter Redakteur (Gruner+Jahr) hat er Politik und Wirtschaftsgeschichte studiert und leitete die PR-Abteilung der Dresdner Bank. Dann kam er 2003 als Kommunikationschef zum Ruhrkohlekonzern RAG und damit zurück in die Heimat: Kullmann stammt aus Gelsenkirchen.

Intime Kenntnisse der Kohlenstoffchemie dürften - anders als beim Vorgänger Klaus Engel - nicht zu Kullmanns besonderen Stärken zählen. Dafür ist Kullmann hervorragend vernetzt, zupackend und hat mit dem einstigen Bundeswirtschaftsminister und jetzigen Evonik-Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Müller einen mächtigen Mentor. Kullmann war stets an Müllers Seite, als der aus dem Nichtkohle-Bereich der RAG Evonik formte und die Idee durchkämpfte, die künftigen Lasten der deutschen Steinkohle über eine Stiftung abzudecken, in die Evonik einzahlt. Kullmanns Karriere verlief gradlinig: 2013 wurde er Generalbevollmächtigter, 2014 Vorstand und 2016 Vizechef des Konzerns.

Im vergangenen Jahr untermauerte die erfolgreiche Milliarden-Akquisition wichtiger Geschäfte des US-Konkurrenten Air Products dann Kullmanns Anspruch auf den Spitzenjob. Dort weht allerdings in den nächsten Jahren ein rauer Wind: Die Margen bei wichtigen Evonik-Produkten wie etwa Tierfutter-Einweiß stehen unter Druck, Kullmann muss kämpfen, um die Dividendenwünsche Müllers für die RAG-Stiftung zu erfüllen. Der Chemiemanager wohnt in Hamminkeln - einem kleinen Ort am Niederrhein. Während der Fußballsaison ist er öfter im Stadion von Borussia Dortmund zu finden. Evonik ist Hauptsponsor, Kullmann sitzt im BVB-Aufsichtsrat und jubelt - Geburtsstadt Gelsenkirchen hin oder her - ungehemmt über Tore von Schwarz-Gelb. (dpa/rs)