Wer in der Vergangenheit an den 1350 Tankstellen des Hamburger Mineralölkonzerns Esso sein Auto betankte, Motoröl kaufte oder seinen Wagen wusch, bekam so genannte "Swops" - Treuepunkte, die die Kunden in kleine Heftchen einkleben durften. So gab es beispielsweise für zehn Liter Benzin oder Diesel einen Esso-Punkt.
Doch die Aktion ging leider nach hinten los, wie die "Frankfurter Rundschau" in ihrer Samstagsausgabe berichtete . Denn kurz vor Schluss, am 31. März, kamen einfach zu viele Kunden mit ihren Rabattmarken. Statt attraktiver Treueprämien gab es nur noch Gutscheine. "Wir sind gerade in den letzten Tagen der Aktion überrascht worden", erklärt die Esso-Pressesprecherin Gabriele Radke. Jetzt müsste der Konzern erst mal wieder für Nachschub sorgen.
Zwar habe der Konzern gewusst, wie viele Swops ausgegeben wurden, doch wie viele Kunden sie wirklich einlösen wollten, statt sie wegzuschmeißen, das habe Esso halt nicht vorhersagen können, argumentiert Radke. Aus Pächterkreisen hört man jedoch, dass es bereits seit Wochen statt Koffern und Aktentaschen von Benetton, "modischer Regenschirme", Adventure-Uhren oder italienischer Mountain Bikes an vielen Orten nur noch leere Regale gegeben habe. In Frankfurt/Main seien allein an einer Station 800 Vorbestellungen für Prämien aufgelaufen. Und noch immer ist in der Esso-Zentrale unklar, wie viele Prämien fehlen.
Enttäuschte Kunden, die aberwitzige Erklärungen von Tankstellenaushilfen bekamen, legten die Telefonzentrale lahm; Esso ließ für die Mitarbeiter Handzettel drucken und veröffentlichte im Internet eine "Klarstellung" , wo man sich bei den Kunden entschuldigte - "im Namen der gesamten Esso Organisation, wenn Irritationen entstanden sein sollten".
Das Unternehmen versichert: "Jeder Kunde, der bis zum 31.03.2003 seine roten Swops an einer Esso Tankstelle abgegeben hat, erhält die ihm zustehende Prämie." Allerdings "kann sich die Auslieferungszeit um drei bis vier Monate verzögern. Grund für die lange Lieferzeit ist, dass die Markenartikel exklusiv für Esso angefertigt werden, und die Produktionsanlagen erst wieder zur Verfügung stehen müssen."
Esso hat sich gefreut, dass während der Aktion die Umätze stark angestiegen sind. Wie viele der verärgerten Kunden bei der nächsten Aktion - seit 1. April gibt es blaue Treuepunkte - mitmachen, ist wieder ungewiss. Aber Esso verspricht bereits heute eine bessere Organisation. "Jeder soll wissen, Esso hält, was Esso verspricht", betont die Firmensprecherin.
Mit zeitnahem Reporting über die ausgegebenen Swop-Punkte sowie über abgerufene Prämien beziehungsweise Gutscheine, und das alles in ebenfalls zeitnaher Kommunikation mit den Tankstellenpächtern - kurz: mit einer leistungsfähigen CRM-Lösung wäre Esso der Imageschaden wohl erspart geblieben. Immerhin hat das Hamburger Unternehmen selbst mittlerweile erkannt: Für die aktuelle Aktion wurden die Logistikpartner gewechselt und die Informationssysteme neu strukturiert. "Wir haben daraus gelernt und werden künftig die nötigen Informationen von unseren Pächtern viel früher abrufen", sagt Radke. Esso - ein Lehrstück.