IBM-Banken-Studie

Kundenorientierte Geschäftsmodelle gefragt

26.09.2011 von Ursula Pelzl
Risikobewusster agieren und die Prozesse besser an die Kundenbedürfnisse anpassen - das sind die Empfehlungen an Banken aus einer aktuellen IBM-Studie.

Profitables Wachstum in reifen Märkten ist für Banken zunehmend schwieriger zu erzielen. Die Risiken steigen, Prozesse sind komplex, Geschäftsmodelle austauschbar. Veränderung tut not - davon sind fast 90 Prozent aller Top-Banker überzeugt, die das IBM Institute for Business Value gemeinsam mit der Economist Intelligence Unit weltweit befragt hat. Banken benötigen präzisere Daten, um ihr Risikomanagement zu verbessern, Preismodelle neu zu justieren und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.

Risiken nachhaltig managen mit Business Analytics

Die Prozesse besser an die Kundenbedürfnisse anpassen - das sind die Empfehlungen an Banken.
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Kein Risikomanagement ohne fundierte Zahlen, Daten, Fakten und Analysen. Kreditinstitute, die den weltweit immer schärferen Regulierungsvorschriften gerecht werden wollen, benötigen zunächst eine Informations- und Datenbasis, die es ihnen erlaubt, die wachsenden Risiken zu beherrschen. Business Analytics spielen dabei eine immer größere Rolle, so die befragten Banker aus insgesamt 250 Instituten. Mit Investitionen in Business Analytics wollen sie die vorhandenen Informationen gezielter aufarbeiten und nutzen, Erkenntnisse vertiefen, Risiken minimieren und Gewinne optimieren. Wesentlich, so die Banker, sei es, die vorhandenen Daten besser zu nutzen.

Auch die an den Produktsparten der Banken und Sparkassen orientierten Back-Office-Systeme gehören nach Ansicht der interviewten Banker auf den Prüfstand. Die bekannten Silostrukturen sind, so die Ergebnisse der Befragung, nicht mehr zeitgemäß und behindern ein konsistentes Risikomanagement.

Mehr noch - die Silostrukturen und unterschiedliche IT-Systeme sind die Ursache für äußerst komplexe Prozesse der Banken. Diese Komplexität kostet die Institute bis zu 200 Milliarden US-Dollar jährlich, was etwa 20 Prozent der Vorsteuergewinne entspricht, so eines der Ergebnisse der Studie. Ein Abbau dieser komplexen Strukturen und Prozesse sowie Kostensenkungen durch optimierte analytische Verfahren sind daher gefragt.

Kundenindividuelle Gebühren statt one-size-fits-all

Die Verschlankung komplexer Prozesse und Kostensenkungen allein sichern jedoch noch kein profitables Wachstum. Mit neuen Gebührenmodellen und überzeugenden Dienstleistungen wollen sich Banken im Wettbewerb differenzieren und mehr Umsatz generieren. Die Preisgestaltung, die Kundensegmentierung sowie die Ausgestaltung und die Abstimmung der einzelnen Vertriebskanäle aufeinander stehen dabei besonders im Fokus.

So viel steht fest: Der lange Jahre verfolgte "one-size-fits-all-Ansatz" trägt nicht mehr. "Bestenfalls durchschnittlich" schneiden Banken in der Kundenzufriedenheit über alle Vertriebskanäle hinweg ab. Mehr Umsatz und Wachstum können Kreditinstitute künftig nur generieren, wenn sie die Bedürfnisse ihrer Kunden präzise und regelmäßig abfragen sowie zielgruppengenaue Produkte und Dienstleistungen auf den von den Kunden präferierten Kanälen anbieten.

Über 60 Prozent der befragten Banker vertreten die Ansicht, dass innovative Gebührenmodelle helfen, die Kundenbindung zu festigen und die Erträge zu steigern. Doch rund 25 Prozent der Banken setzen auch heute noch auf einheitliche Preise für alle Kunden.

Auf die Frage, welche zusätzlichen Zahlen und Daten sie in Zukunft für eine differenzierte Angebots- und Preisgestaltung benötigen, nannten über 70 Prozent der Banker an erster Stelle Informationen zum individuellen Kundenrisiko und Kundenwert, gefolgt von den Herstellungskosten für Produkte und Dienstleistungen pro Kanal sowie die Preiselastizität in den verschiedenen Märkten. Daten also, die vorliegen, die jedoch oft nicht analytisch ausgewertet sind und auch nicht allen Abteilungen aufbereitet zur Verfügung stehen. Hier gelte es die internen Prozesse und Zugriffe zu optimieren, so die Autoren der Studie.

Social Media noch kein Absatzkanal

Wo, wann und wie kontaktieren Kunden ihre Bank und erledigen ihre Bankgeschäfte? Und wie zufrieden sind sie mit den einzelnen Kanälen? Während Call Center eher unterdurchschnittlich bewertet werden, schneiden webbasierte und mobile Angebote deutlich besser ab. Banker rechnen damit, dass der Bedarf und die Nutzung von Internetplattformen und mobilen Angeboten weiter steigen werden. Social Media hingegen werden auf absehbare Zeit kein wirklicher Absatzkanal sein. Doch was nicht ist, kann noch werden, so ein namentlich nicht zitierter Banker. Social Media seien heute auf dem Stand des Internet von vor 15 Jahren. Und damals waren Online-Bankgeschäfte auch noch Zukunftsmusik.

Die Studie wurde vom IBM Institute for Business Value gemeinsam mit der Economist Intelligence Unit durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 250 Top-Banken weltweit, 28 Prozent aus Nord- und Südamerika, 36 Prozent aus Europa und 36 Prozent aus der pazifischen Region und Asien. Ausgewertet wurden 235 Antworten, die Befragungen fanden statt im November 2010.

Die komplette Studie können Sie hier downloaden.