Die Münchener sd&m software design & management AG wird gemeinsam mit der SAP Business Solutions Einheit von Capgemini unter der Bezeichnung Capgemini sd&m am Markt auftreten. Die neue Einheit übernimmt ab Oktober 2008 als Tochtermarke das komplette Technologiedienstleistungs-Geschäft der Capgemini-Gruppe in Deutschland und der Schweiz.
Damit verabschiedet sich sd&m von seinem 25 Jahre altem Geschäftsmodell: Bislang grenzte sich das auf Individualsoftware spezialisierte Unternehmen bewusst gegen Standardsoftware ab und – damit auch gegen SAP. Ab Oktober wird es unter geändertem Namen nun auch Standardsoftware mit ins Programm aufnehmen. Der Grund: Durch Service-orientierte Architekturen (SOA) und Modularisierung von Software setzen Anwenderunternehmen immer stärker auf hybride Lösungen: Also auf Lösungen, bei denen Standard- und Individualsoftware zusammengebracht werden.
Die Umsätze bei individueller Software werden künftig generell zurückgehen, weil Standardsoftware immer mehr Bereiche abdeckt. „Vor gut zwei Jahren kamen bei uns die ersten Ideen für einen Strategiewechsel auf, als Netweaver von SAP auf den Markt kam“, sagt sd&m-Vorstandsvorsitzender Edmund Küpper. „Damit lassen sich Monolithen individueller gestalten und hybride Modelle aus Individual- und Standardsoftware bauen. Diesen Markt wollen wir nicht ignorieren.“
sd&m gehört seit 2001 als 100-prozentige Tochtergesellschaft zu Capgemini, trat aber eigenständig am Markt auf. Der Dienstleister war bislang auf die Entwicklung und Implementierung von Individualsoftwarelösungen spezialisiert. Zwar wird er rechtlich weiterbestehen, aber in Capgemini sd&m AG umbenannt. Die SAP Business Solutions Einheit von Capgemini in Deutschland und der Schweiz berät rund um Prozessthemen sowie Standardapplikationen wie SAP.
Von dem neuen Namen im Verbund mit Capgemini verspricht sich Küpper noch mehr: „CIOs sind bislang nicht zu uns gekommen, wenn es um Offshoring ging. Damit hat man sd&m nicht automatisch verbunden“, erläutert der künftige Vorsitzende der neuen Einheit. Diese Botschaft allein in den Markt zu transportieren, dass sd&m jetzt auch Offshore-Entwicklung anbietet, hätte zulange gedauert. Mit Capgemini im Namen hofft Küpper, schneller und besser Zugang in neue Geschäftsfelder zu finden.
sd&m betreibt schon lange Nearshoring in Polen. Nun können im Rahmen von Capgemini auch indische Ressourcen noch einfacher genutzt werden: Dort wird der Dienstleister unter anderem auf ein eigenes, dediziertes Team zugreifen können. „Das ist das erfolgversprechende Modell, allein schon um die typischen Herausforderungen beim Offshoring zu meistern“, sagt Küpper.
Und noch einen weiteren Vorteil in dem engen Schulterschluss mit Capgemini: Im Gegensatz zu vielen anderen mittelständischen Dienstleistern ist sd&m durch Capgemini nun auch international vertreten. Das fehlte den Münchenern bisher.
Dabei will sd&m auch künftig nicht von der bisherigen Zielgruppe abweichen. Weiter stehen große Unternehmen im Fokus, die man nun stärker durchdringen will. Den Mittelstand wollen Münchener dagegen nicht erobern.
Eines ist Küpper besonders wichtig: „Wir vollziehen einen Strategiewechsel heraus aus der Nische des Individualentwicklers in Zeiten, in denen es uns wirtschaftlich gut geht“, betont er. „Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, käme solch ein Wechsel nicht mehr so glaubwürdig herüber.“
In den vergangenen Jahren legte der Dienstleister bei Umsatz und Mitarbeiterzahl zwischen zehn und 20 Prozent jährlich zu. Diese Wachstumsraten will die neue Capgemini-Einheit in den kommenden Jahren beibehalten.
Dabei hätten die Kennzahlen noch stärker steigen können, wenn der Fachkräftemangel nicht auch sd&m betreffen würde. „Im vergangenen Jahr sind uns zehn bis zwölf Millionen Euro Umsatz entgangen, weil wir nicht genug Mitarbeiter bekommen konnten, um die Aufträge anzunehmen“, sagt Küpper.
Mögliche Firmenaufkäufe könnten künftig das Wachstum beschleunigen. „Wir suchen Akquisitionsziele vor allem im Bereich von SAP-Implementierern“, sagt Küpper.
Gemeinsam wird Capgemini sd&m in Zukunft rund 2.000 Mitarbeiter an zehn Standorten in Deutschland und der Schweiz beschäftigen. 400 Mitarbeiter aus der Technology-Sparte von Capgemini wechseln zur neuen Einheit.
Die Geschäftsleitung von Capgemini sd&m wird zum einen aus den bisherigen Vorständen von sd&m bestehen: Edmund Küpper (Vorsitzender), Burkhard Kehrbusch (Stellvertretender Vorsitzender), Rüdiger Azone, Uwe Dumslaff, Kai Grambow, Michael Rading und Josef Ranner. Hinzu kommen die beiden für SAP Business Solutions zuständigen Geschäftsführer von Capgemini Deutschland: Peter Lempp und Olaf-Rüdiger Hasse.
sd&m beschäftigt bislang in den Niederlassungen München, Stuttgart, Frankfurt, Köln/Bonn, Düsseldorf, Berlin, Hamburg und Zürich 1.400 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2007 einen Umsatz von 198 Millionen Euro.
Capgemini beschäftigt als Dienstleister für Managementberatung, Technologie-Services und Outsourcing in 36 Ländern rund 86.000 Mitarbeiter und erzielte 2007 einen Umsatz von über 8,7 Milliarden Euro.