Bill Gates formulierte in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts seine Vision vom "PC on every desktop". Doch damals wusste niemand, dass er damit nicht das Ende der Entwicklung vorhergesehen hat, sondern allenfalls eine Etappe. Folgt man der neuen Fünfjahresprognose von Forrester Research, macht sich das Peleton - um im Bild zu bleiben - langsam auf, die lange führenden Schreibtischrechner nach hinten durchzureichen.
Eine halbe Milliarde PCs, so Forrester, werden allein in den USA bis 2015 über den Ladentisch gehen. Aber die Typenvielfalt - das ist die eigentliche Meldung - wird sich im Vergleich zu heute stark erhöhen. Zum wachsenden Absatz von Personal Computern werden Forrester zufolge vor allem die neuen Darreichungsformen der Tablet-PCs beitragen, die mit dem iPad von Apple momentan einen regelrechten Boom erleben. Allein für diesen Teilmarkt prognostizieren die Marktforscher jährliche Wachstumsraten von 42 Prozent.
Aber es gibt in Zeiten des Aufschwungs auch Verlierer: Netbook-Computer, nicht eben lange auf dem Markt, werden zugunsten der Tablet-PCs deutlich an Marktanteilen verlieren, prognostiziert Forrester. Von 2012 an würden die Tablet-PCs sich besser verkaufen als die tragbaren Computer, von 2014 an würden mehr Konsumenten solche PCs besitzen, als Netbooks.
Den größten Anteil am neuen Computer-Boom werden der Studie zufolge Laptops haben, die auch von neuen, web-zentrierten Betriebssystemen wie Google Chrome OS profitieren. Fast die Hälfte, 42 Prozent, werde 2015 zu dieser Kategorie gehören und sich auch von den Tablet-PCs nicht überflügeln lassen. Das mag unter anderem daran, liegen, dass diese Geräte den Hype-Vorsprung des iPads durch verbessertes Styling und anhaltend höhere Prozessorleistung wettmachen werden.
Allen Zuwachsraten zum Trotz werden auch in den kommenden fünf Jahren die Desktop-PCs den größten Marktanteil halten. Forrester führt das auf den boomenden Spielemarkt und 3D-Anwendungen zurück. Dennoch wird die Zahl der Schreibtischrechner, auf lange Zeit gesehen, sinken.
Produktstrategen auf der Suche nach neuen Ideen sollten ihre Produkte an diese Marktveränderungen anpassen, rät Forrester-Analystin Sarah Rotman Epps. Sie empfiehlt zum Beispiel bessere Chipsets für hochauflösendes Video, große Displays für 3D-Simulationen im Wohnzimmer sowie Accessoires für neue Eingabeformen (Touchscreens, Sprach- und Gestensteuerung). Im Grunde genommen machen Apple mit seinem iPad oder Microsoft mit seiner neuen X-Box diesen Sprung schon vor.
Die Cloud wird den Vorhersagen von Forrester zufolge im Consumerbereich als Speicherort und für die Synchronisation an Bedeutung zunehmen. Entsprechend sei es eine gute Idee, auch die Betriebssysteme auf diese Erweiterung einzustellen. Hier ist Google Chrome einer der Vorreiter der neuen Zeit.
Apps werden sich auch auf dem Desktop durchsetzen
Passend zum Aufschwung bei Tablet-PCs sieht Forrester auch die neue Form von Software, Apps, an Bedeutung zunehmen. Diese Apps für Content-Anbieter aller Art - von Fluggesellschaften bis hin zu Verlagen - eine neue Möglichkeit, ihre Inhalte jenseits von traditionell im Webbrowser angezeigten Seiten zu präsentieren. Apps würden sich nicht nur auf Smartphones und Tablets verbreiten, sondern ihren Platz auch auf dem Desktop und im Notebook finden.