Das Interesse der Kunden wächst - langsam

Lebensmittel aus dem Internet

23.07.2008
Nahrungsmittel werden nach wie vor im stationären Handel gekauft. Der Anteil der der online erworbenen Frischware liegt bei rund neune Prozent der Internetnutzer. Dass Nachfrage wie Angebot noch recht bescheiden sind, liegt zum einen an den zögerlichen Käufern zum anderen aber auch an dem logistischen Aufwand, den der Versand von Lebensmitteln mit sich bringt. Ein Beitrag von Adrian Hotz und Andreas Duscha für das ECC-Handel.
Lebensmittel werden noch am liebsten im stationären Handel erworben.

Den Wochenendeinkauf per Mausklick bestellen und am nächsten Tag nachhause geliefert bekommen? Was sich zunächst einfach und bequem anhört, ist für die Online-Händler, wie beispielsweise doit24.de, eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Das Interesse am Online-Lebensmittelhandel wächst, knapp 25 Prozent der Internetnutzer informieren sich bereits im Internet über Tiefkühlkost, Snacks und Getränke. Der Appetit wird online geholt, doch gekauft wird weiter im stationären Handel. 8,9 Prozent der Internetnutzer kaufen online die Nahrungsmittel oder Getränke, über die sie sich zuvor im Internet informiert haben. Generell steigt die Bereitschaft Lebensmittel online einzukaufen nur schleppend. Im Vergleich zum Non-Food-Handel bestehen hier einige entscheidende Unterschiede, welche die scheinbar langsame Entwicklung begründen.

Der Versand von Lebensmitteln stellt für Online-Händler eine große Herausforderung dar. Bei vielen Produkten muss darauf geachtet werden, dass eine unterbrechungsfreie Kühlkette gewährleistet werden kann. Oft sind Lebensmittel druckempfindlich und mit besonderer Vorsicht zu transportieren. Lange Transportwege sind aus diesen Gründen nicht empfehlenswert. Der Aufbau einer exakt auf die Produkte abgestimmten Distributionskette ist daher unabdingbar und häufig teuer.

Die Bereitschaft der Kunden, die Kosten hierfür zu tragen, ist gering und wird durch die in Deutschland meist vorhandene Discount-Kultur bei Lebensmitteln zusätzlich erschwert. Diese Problematik erklärt warum selbst große Supermarktketten wie Edeka, Plus oder Aldi bisher ausschließlich unverderbliche Ware über das Internet vertreiben und den Handel über die Online-Shops als Ergänzung neben dem stationären Handel führen.

In keiner anderen Branche ist das "Look & Feel" der Produkte von ähnlich großer Bedeutung wie im Lebensmittelhandel. Der wöchentliche Einkauf ist größtenteils ein haptisches Erlebnis. Im Supermarkt können Kunden die Ware anschauen, anfassen und, sollten Mängel existieren, zurücklegen. Anforderungen an Online-Shops sind daher hoch, das Vertrauen der Kunden muss erst gewonnen werden. Der offene Umgang mit der Versandproblematik kann helfen, den Kunden Ängste zu nehmen. Online-Shops sollten den potenziellen Kunden eine detaillierte Beschreibung des geplanten Versands zugänglich machen. Dann kann sogar der Versandhandel von frischem Fisch erfolgreich sein. (Siehe Praxisbeispiel: send-a-fish.de).

Die Akzeptanz der Kunden unverderbliche, sehr spezielle oder individualisierbare Lebensmittel, etwa wie bei mymuesli.de, im Internet zu bestellen, wird dagegen als höher eingeschätzt. Dies kann erklären, warum Tiefkühlprodukte & Co. seltener online gekauft werden als beispielsweise Spirituosen oder Süßwaren.

Knapp zehn Millionen Nutzer informieren sich generell im Internet über Lebensmittel, die Mehrheit sucht dabei Informationen über alkoholische Getränke. Nicht alkoholische Getränke werden am zweithäufigsten gesucht. Die Marketingkampagnen der Getränkehersteller haben an dieser Entwicklung großen Anteil. Doch tatsächlich gekauft wird selten. Kunden löschen ihren Durst bislang immer noch im stationären Handel. Fünf Prozent aller Internetnutzer haben bislang alkoholische Getränke online gekauft, bei den nichtalkoholischen Getränken sind es nur knapp drei Prozent.

Zusammenfasssen kann man sagen, dass sich der Lebensmittelhandel im Internet verglichen mit anderen Branchen langsam entwickelt. Bis Kunden ihren wöchentlichen Einkauf online erledigen, wird noch einige Zeit verstreichen.

Gute Ansätze zeigen bisher vor allem Nischenanbieter. Als Komplettsupermarkt im Internet buhlt bisher nur doit24.de um die Aufmerksamkeit der deutschen Verbraucher. Die Preise dort liegen, rechnet man die Versandpreise hinzu, meist deutlich über denen der stationären Supermärkte. Kunden müssen also abwägen, ob die Bequemlichkeit oder die niedrigen Preise das entscheidende Kriterium für den Einkauf sind. Vor allem in Deutschland ist die Bereitschaft gering, für Lebensmittel online mehr zu zahlen. Es bleibt abzuwarten, ob sich dies in Zukunft ändern wird.

Den Originalbeitrag mit Grafiken können Sie lesen unter ecc-handel.de