Auch technikferne Zeitgenossen können einen mit unerwarteten Funden aus dem Internet ganz schön verunsichern. So ging es Sarah Jacobsson Purewal von unserer amerikanischen Schwesterpublikation PCWorld. Ihre Mutter, deren Computer-Kenntnisse sich eigentlich mit dem Drücken von Strg + C zum Kopieren von Text erschöpften, mailte ihr ein unvorteilhaftes Bild der Tochter, das sie im Web aufgestöbert hatte. Sarahs Schluss: Wenn der Mutter das gelingt, könnte ein am PC gewiefter Personaler erst recht auf das Foto stoßen.
Zahlen schossen ihr durch den Kopf: Einer Microsoft-Studie zufolge haben 70 Prozent der Personal-Manager schon einmal Bewerber abgelehnt wegen Informationen, die sie über sie im Netz gefunden haben. Umgekehrt sagen 86 Prozent der Personaler, ein positives Online-Image erhöhe die Chancen eines Kandidaten auf eine Stelle. Sarah Jacobsson Purewal, die sich bisher nie Gedanken um ihre Reputation im Internet gemacht hatte, stellte daraufhin einen Leitfaden zusammen für die Pflege des eigenen Profils.
1. Im Netz nach dem eigenen Namen suchen
Erster Schritt ist die Suche nach dem eigenen Namen - und zwar in mehreren Schritten. Einmal Vornamen und Nachnamen in Anführungszeichen, einmal ohne. Wer bei Online-Netzwerken Mitglied ist, sollte auch nach seinen dortigen Nutzernamen suchen. Auch ein Überblick über die eigene Präsenz auf einer einzelnen Seite lässt sich bekommen: unsere PCWorld-Autorin tippte dafür ein site:pcworld.com Sarah Jacobsson Purewal - und erhielt Treffer zu ihren Artikeln bei der PCWorld.
Als nächstes schlägt sie vor, sich in Verbindung mit unliebsamen Schlüsselbegriffen wie "besoffen" oder "Gefängnis" zu suchen. Selbst wenn man noch nie in einer solchen Situation aufgefallen sei, entdecke man vielleicht einen namensgleichen Trunkenbold oder Verbrecher und sei durch das Wissen um ihn gewappnet für kritische Fragen. Auf Vermischungen von Angaben über Namensvettern kann sich auch einstellen, wer seine Datenspuren auf Menschen-Suchmaschinen wie Pipl überprüft.
Damit ist das Ego-Googlen noch nicht zu Ende. Profile auf Online-Einkaufsseiten und in Foren verraten ebenfalls einiges über die Person. Was steht auf meiner Amazon-Wunschliste? Was gibt eBay über mich preis? Habe ich einen abfälligen Kommentar in einem Verbraucherforum hinterlassen?
2. Nicht mit Facebook-, Google- oder X-Konto bei anderen Diensten anmelden
Fast überall kann man mittlerweile Freunden Artikel empfehlen, ihnen mitteilen, was einem gefällt, oder Äußerungen anderer per X weiter verbreiten. Wer sich mit den Daten seines X-Kontos bei anderen anmeldet oder für die Registrierung zu sozialen Netzwerken dieselbe E-Mail-Adresse nutzt, die er in Bewerbungen angibt, erleichtert es Personalern, alle möglichen Informationen zu verknüpfen.
Wer dagegen eine eigene Adresse für Dienste wie Facebook nutzt, kann dort über seine im Geschäftsleben gebrauchte E-Mail-Anschrift nicht gefunden werden. Weiterer Vorteil: Spam-Mails, die von Netzwerken und ähnlichen Seiten verschickt werden, landen dann nicht im gleichen Posteingang wie wichtige und erwünschte Nachrichten. Für ratsam hält Purewal es außerdem, private und berufliche Profile in Netzwerken zu trennen - sich etwa in Facebook nur mit wirklichen Freunden auszutauschen und in Linkedin mit Geschäftspartnern. Da dürfe man dann aber auch keine Ausnahmen machen, ansonsten vermischten sich beide Sphären im Nu.
Datenschutzbestimmungen bei Facebook oder X (Twitter) liest sich kaum jemand genau durch, bevor er sich registriert. Sollte er aber, meint Sarah Jacobsson Purewal. Wer wisse, wo auch Unbekannte Einblicke gewinnen können, könne sich durch Anpassungen bei den Datenschutzeinstellungen am besten schützen. Ein Beispiel: Facebook erlaubt es, Fotoalben nur für Freunde freizugeben. Achten sollte man auch darauf, dass Freunde einen nicht auf öffentlich zugänglichen Fotos markieren.
Wer statt einer Blockade die Taktik verfolgt, Informationen über sich preiszugeben, sollte das bewusst tun - und ein in sich stimmiges Bild vermitteln. Ungeschickt wäre es, bei Xing einen Abschluss an der TU München anzugeben, wenn man laut einem Ehemaligenportal der Universität Bremen im selben Jahr dort sein Diplom gemacht hat.
3. Soziale Netzwerke für eigene Zwecke arbeiten lassen
Niemand ist den Informationen, die das Web über ihn speichert, ausgeliefert. Wer tatsächlich peinliche Fotos von sich entdeckt, kann zumindest versuchen, mit einem Anruf oder per E-Mail den Betreiber dazu zu bringen, das Bild zu entfernen. Zeigt der sich allerdings nicht kooperativ, muss man sich meist damit abfinden.
Ein Weg, rufschädigende Inhalte vor den Augen von Personalern zu verbergen, ist, einfach neue Bilder und Texte hochzuladen: ab und an eine Statusmeldung bei Facebook, regelmäßig ein neuer Tweet, und aktuelle Fotos in allen sozialen Netzwerken. Wer sich eine eigene Homepage auf seinen Namen registriert, hat außerdem gute Chancen, dass die in der Google-Trefferliste weiter oben rangiert.
Das verdrängt allerdings unangenehme Treffer nur nach hinten. Macht sich ein Personal-Manager die Mühe und blättert weit genug zurück, stößt er dennoch auf den Alkohol-Exzess aus längst vergangenen Studienzeiten. Eine weitere Möglichkeit bleibt dann laut Purewal noch: Unter removals@google.com um Löschung bitten und auf Entgegenkommen des Suchmaschinenbetreibers hoffen.
Ein gewöhnlicher Name wie Bernd Müller geht in der Flut seiner Namensvettern unter. Nützlich ist da ein zweiter Vorname. Er lässt sich ganz oder als Initial zwischen Vor- und Nachnamen setzen - schon ist die Verwechselbarkeit nicht mehr ganz so groß.
Begeisterung für seine Branche stellt unter Beweis, wer sich im Netz über Themen äußert, mit denen er beruflich zu tun hat. Das hilft auch in Phasen der Arbeitslosigkeit: Gelegentlich Links zu interessanten Fachartikeln zu posten oder aktuelle Diskussionen zu kommentieren zeigt, dass der Bewerber am Ball bleibt.
Wer im Web auffindbar sei und sein Online-Profil im Griff habe, schließt Sarah Jacobsson Purewal, zeige schon allein damit eine Reihe grundlegender Eigenschaften, die im Berufsleben wichtig seien: Kontaktfreude, Technikkenntnisse und ein Bewusstsein dafür, welche Äußerungen er im Netz von sich gebe.
PC-Kenntnisse von Personalern nicht unterschätzen
Und dieses Bewusstsein dürfe man nicht verlieren, so die Journalistin. Selbst ein 63-jähriger, weniger computerbegeistert wirkender Personaler dürfe einen Bewerber nicht unvorsichtig werden lassen. Das habe ja auch das Erlebnis mit ihrer Mutter gezeigt.