15 Jahre lang beschäftigte sich Peter Kraus, der CIO von ZF Friedrichshafen, mit einem Großprojekt zum Product Data Management. „Ich erzähle Ihnen, wie wir in der ZF in den letzten Jahren aus einer Vision eine Realität geschaffen haben“, sagt Kraus zum Beginn seines Vortrags bei den IT-Strategietagen.
Seit 1994 ist Kraus CIO beim Autozulieferer. ZF Friedrichshafen arbeitete 30 Jahre lang mit hostoptimierten Lösungen, unterschiedlichen Prozesse und Daten. „Wir mussten was tun!“ sagt Kraus.
1995 hat man bei ZF Friedrichshafen angefangen, eine Vision zu entwickeln. Alle Entwicklungsdaten sollten in einem konzernweiten IT-System verfügbar sein. Berechnungsdaten sollten so abgelegt werden, dass man sie gleich findet. Und wenn man neue kreiert, sollte klar sein, wo man sie ablegt.
„Uns war klar, dass wir relativ schnell Nutzen stiften mussten“, sagt Kraus. Flexible Standard-Software stellt die Basis. Letztendlich habe man eine Basisentscheidung getroffen und dann angefangen Lösungen zu bauen, die einen relativ schnellen Nutzen gebracht haben.
Erste habe man kleinere Teilprojekte realisiert, zum Beispiel einen Normteilekatalog implementiert. Dann ging es zum Vorstand um zu verlangen, das Projekt nun unternehmensweit verbindlich zu machen.
Das große Ziel lautete, die benötigten PDM-Funktionen und PDM-Prozesse im Engineering einzuführen. Das Projekt Product Data Management wurde in Teilziele zerlegt. Zum Beispiel in die Ziele, die Prozesse zu harmonisieren und das simultane Arbeiten aller Beteiligten zu unterstützen.
Wenn Peter Kraus von Herausforderungen spricht, nennt er an erster Stelle eine unerwartete Beliebtheit der alten Systeme bei ihrer Ablösung. Eine zweite Herausforderung war es, Prozesse zu harmonisieren. Da stellte die dezentrale Unternehmensstruktur sich als Nachteil heraus. Eine weitere Herausforderung war der Umgang mit unausgereiften und sich ändernden Anforderungen durch die Anwender über die Projektlaufzeit. Eine vierte Herausforderung war das Management von Zeit und Budgetrahmen. Aber CIO Kraus zieht trotz aller Herausforderungen ein positives Fazit: „Letztlich haben wir es ja geschafft.“
Das hat Peter Kraus aus dem Projekt gelernt
- solche Themen auf dem Vorstandslevel präsent halten
- Freistellen des Projektleiters von anderen Aufgaben bei Großprojekten
- Auswahl externer Consultants im Hinblick auf Sozial- und Fachkompetenz
- Motivation der Projektmitarbeiter durch Übertragen von Verantwortung
- Betrachten von Worst Case Szenarien bezüglich Projektlaufzeit und Budget
- Striktes Einhalten eines Redaktionsschlusses zur Annahme von Anforderungen
Kraus ist zufrieden. 2009 wurde man bei ZF im Wesentlichen mit dem Projekt fertig. Heute ist das System weltweit im Einsatz an allen ZF-Standorten für Produkte und FHM. Die Unternehmensbereiche haben gemeinsame, abgestimmte Prozesse. Eine Erfolgsbestätigung gab es im vergangenen Jahr: Bei einem Industrie-Benchmark der Uni Bochum landete die ZF ganz vorne.