IT-Entscheider und IT-Security-Chefs sprechen dieser Tage viel über "Bring your own device" (BYOD), das Phänomen also, dass Mitarbeiter ihre privaten Endgeräte mit ins Unternehmen bringen. Unsere US-Schwesterpublikation cio.com dreht die Diskussion bereits weiter. Die persönliche Cloud beziehungsweise die persönlichen Services rücken ins Blickfeld von CIOs, so das Magazin.
Cio.com zitiert den Gartner-Analysten Michael Gartenberg. Seiner Beobachtung nach kommen IT-Chefs mit ihrer bisherigen Haltung nicht weiter. Diese lässt sich grob mit den Schlagworten Gebote und Verbote umschreiben. Konkret: in puncto BYOD werden Regeln darüber aufgestellt, welche Geräte das Unternehmen akzeptiert und welche der Mitarbeiter nicht benutzen darf.
Diese Vorgehensweise beobachtet Gartenberg auch bei der Nutzung von Services. Seine Erfahrung: die Menschen halten sich nicht an die Regeln. Geräte und Dienste, die im Consumer-Bereich Erfolg haben, wandern über kurz oder lang ins Unternehmen.
Übrigens stoßen nicht nur Sachbearbeiter auf niedriger oder mittlerer Ebene mit der IT zusammen. Das zeigt das Beispiel von Scott Davis. Er ist CTO End-User-Computing bei VMware.
Davis ist viel unterwegs und muss überall Multimedia-Präsentationen halten. Die verschickt er gern vorab. Er bat also darum, die Größe der unternehmensweit festgelegten E-Mail-Anhänge ausnahmsweise überschreiten zu dürfen. Davis blitzte ab. Man habe ihm vorgeschlagen, einen Beutel USB-Sticks zu kaufen und diese zu verschicken, erzählte er cio.com.
"Die IT-Abteilung hat Konkurrenz"
Keine echte Alternative für den Manager. Er fing an, die Dropbox zu nutzen. "Die IT-Abteilung hat Konkurrenz", sagt er. "Die Leute wissen doch, was es gibt. Und wenn ihnen die IT nicht hilft, helfen sie sich eben selbst."
Bei dem internationalen Bauunternehmen Skanska ist man sich dieses Problems bewusst, zumindest gilt das für die Niederlassung in den USA. Die Mitarbeiter dort nutzen Cloud-Services wie Dropbox und Evernote, berichtet Jeff Roman, Enterprise Senior Engineer.
Die IT-Abteilung des Unternehmens habe Policies aufgestellt, so Roman. Finanz-Daten zum Beispiel dürfen niemals in die Cloud gelangen, ebenso wenig alle Informationen rund um Projekte im Auftrag der Regierung.
Das Thema "Bring your own cloud" wird bei Skanska derzeit heiß diskutiert, sagt Roman. Geht es nach ihm, wird das Unternehmen binnen Jahresfrist eine One-size-fits-all-Lösung finden. Roman hat kein Verständnis dafür, dass jeder Mitarbeiter eigene Services nutzt. Das sei nicht nötig.
Andrew Sinkov, Vize-Präsident des Marketing bei Evernote, sieht das naturgemäß anders. Die Zeiten getrennter Welten privater und geschäftlicher IT-Nutzung seien doch vorbei, sagt er.
Auch Bill Murphy hält das Aussperren persönlicher Lieblings-Services für unrealistisch. Er ist CTO bei Blackstone. Als Finanzdienstleister hat das Unternehmen in puncto Daten mit vielen "Kronjuwelen" zu tun, wie Murphy sagt. Die Firma hat sich für WatchDox entschieden und setzt der Belegschaft gegenüber auf Argumente. "Wir hoffen, unseren Mitarbeitern erklären zu können, warum wir diese oder jene Lösung ablehnen", sagt Murphy.
Nicht Business-getrieben, sondern Endanwender-getrieben
Die Analysten von Gartner sprechen bereits davon, Unternehmens-IT sei heute nicht mehr Business-getrieben - sondern Endanwender-getrieben. Daran kommen CIOs nicht vorbei. Eine Leserin von cio.com kommentiert denn auch, die ganze Problematik könne nicht dem IT-Team überlassen werden. Es sei auch Sache der Personal-Abteilung.