Cloud-Migrations-Strategien

Lift & Shift stirbt

Kommentar  von David Linthicum
Unternehmen sollten intelligentere Wege finden, um Workloads in die Public Cloud zu verlagern.
Werden Ihre per Lift & Shift migrierten Applikationen den Erwartungen gerecht?
Foto: Alex Stemmers - shutterstock.com

Dem aktuellen "State of Cloud"-Report von E-Learning-Anbieter Pluralsight zufolge, erstellen 75 Prozent der IT-Unternehmen neue Anwendungen und Innovationen in der Cloud. Das heißt im Umkehrschluß: 25 Prozent der Anwendungen werden noch mit einem Lift-and-Shift-Ansatz migriert. Dieser schränkt bekanntermaßen die Vorteile einer Cloud-Plattform von vornherein ein. Denn die so migrierten Anwendungen können die Vorteile von Serverless-, Cloud-Native-, Kubernetes- oder Container-Funktionen nicht nutzen.

Nichtsdestotrotz war der Lift-and-Shift-Ansatz einst die beliebteste Methode, um Anwendungen und Daten in die Cloud zu verlagern und ist nach wie vor bei vielen Unternehmen beliebt. Die Idee besteht dabei im Grunde darin, die Plattform bei einem Public-Cloud-Anbieter zu replizieren. Gibt es heute einen besseren Weg?

Müllwagen statt Tesla?

Anwendungen für die Cloud-Plattformen zu optimieren, auf denen sie sich befinden, wurde bislang von den meisten Unternehmen, denen Geschwindigkeit wichtiger war als Effizienz, als kostspielig und unproduktiv angesehen. Während der Corona-Pandemie wurde das allerdings zur Norm.

Selbst Unternehmen, die während der Migration zunächst mehr auf Refactoring (Optimierung für die Cloud-Zielplattformen) setzten, verlagerten sich auf Lift & Shift, um die Cloud-Migration zu beschleunigen. Zu diesem Zeitpunkt sahen die Unternehmen On-Premises-Systeme einem erhöhten Risiko ausgesetzt, da pandemische Lockdowns auch den Zugang zu vielen traditionellen Rechenzentren einschränkten. Das hatte zur Folge, dass die IT-Abteilungen vor allem schnell handeln mussten und in der Folge einige Modernisierungsaspekte wie die Umstrukturierung von Anwendungen für die Cloud-Zielplattformen übersprungen wurden.

Das fordert jetzt seinen Tribut: Diverse Umfragen zum Thema belegen, dass die Cloud-Kosten in den meisten Firmen wesentlich höher ausfallen als zunächst erwartet. An diesem Punkt könnten Vorstände und Führungsteams das Cloud-Wachstum stoppen, zumindest bis sie herausgefunden haben, woran die Kostenexplosion liegt. Die meisten Unternehmen gehen inzwischen davon aus, dass man zunächst langsamer werden muss, um schneller zu werden. Das bedeutet, man muss in die Umstrukturierung von Anwendungen zu investieren, um die Vorteile der Cloud-Native-Technologie zu nutzen. Refactoring führt darüber hinaus auch zu Anwendungen, die weniger kostspielig zu betreiben sind.

Die meisten Cloud-Kostenschocks, die ich heutzutage beobachte, sind auf einen Mangel an Cloud-Kostenüberwachung und -Optimierung - Stichwort Finops - sowie auf die Tatsache zurückzuführen, dass Anwendungen, die im Lift-and-Shift-Verfahren verschoben werden, wie ein neuer Tesla funktionieren sollen, aber mehr einem Müllwagen gleichkommen. Das weitaus größte Problem besteht natürlich darin, dass das Auswirkungen auf das Business hat. In einigen Fällen so drastische, dass das Kerngeschäft einbricht, weil das Unternehmen nicht in der Lage ist, Cloud Computing als das zu nutzen, was es sein sollte - ein echter Multiplikator fürs Geschäft.

Lift & Shift bleibt eine Option

Unterm Strich lassen sich die meisten Unternehmen Geld und Business-Möglichkeiten durch die Lappen gehen, wenn sie Anwendungen per Lift & Shift verschieben. Dabei wissen viele nicht einmal, dass das so ist: Sie sind verwirrt, wenn es mit dem Geschäft bergab geht - die Umstellung auf Cloud Computing hat die Situation nur noch verschlimmert.

Sollte Lift & Shift also überhaupt keine Option mehr sein? Natürlich nicht. Alle Optionen müssen auf den Tisch. Lift & Shift ist eine gute Lösung für Anwendungen, die nicht von Cloud-nativen Funktionen profitieren. Für Unternehmen, die ihre Anwendungen schnell in Public Clouds verlagern wollen, kann dieser Ansatz jedoch nicht mehr die bevorzugte Lösung sein. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld.