Der Industriegaseproduzent Linde hat Sensoren und Chips an das Ventil von Gasflaschen geflanscht. Mit Analytics sollen nun neue Business-Cases gefunden werden.
Linde arbeitet zurzeit daran, Gasflaschen zu digitalisieren. Bereits im Jahr 2014 hatte die Linde Group ein neues Ventil für Gasflaschen entwickelt. Um dieses neue Ventil legten die Techniker nun einen "Blue Collar", wie Armin Kress, Senior Enterprise Architect und Member of Global IS Management Office bei der Linde Group, auf den Hamburger IT-Strategietagen berichtete. Anhand dieses blauen Kragens in Verbindung mit dem neuen Ventil schilderte er ein pragmatisches Beispiel für Digitalisierung.
In dem blauen Kragen stecken unter anderem ein Druckmess-Sensor, ein Temperaturfühler sowie ein Mobilfunkchip und eine Displayanzeige für die Daten. Außerdem sitzt eine fest eingegossene Batterie mit einer Laufzeit von acht bis zehn Jahren an der Flasche, was dem Wartungszyklus einer Gasflasche entspricht.
Der Datenaustausch zwischen Flasche und Linde läuft über eine neu geschaffene Cloud-Infrastruktur. Außerdem wurde dafür gesorgt, dass eine Stammdatensynchronisation mit dem SAP-Backend erfolgt.
Über die bislang reine Leseschnittstelle erfährt Linde nun von einigen wenigen Testkunden, um welche Gasflasche es sich handelt, wie ihr Füllstand ist und wo sie steht. Zunächst einmal bekommen die Kunden alle Daten angezeigt. Im nächsten Schritt will Linde nun neue Business-Cases finden, wie man die Daten noch anderweitig nutzen kann.
Die smarte und vernetzte Linde-Gasflasche
So könnten Kunden in Zukunft beispielsweise über den "Blue Collar" neue Gasflaschen bestellen; oder Linde könnte mit Analytics herausfinden, wann der Kunde wieder eine neue Flasche braucht. Die Flaschen könnten dann automatisch, quasi predictive, geliefert werden. Bei einer automatischen Lieferung würde sich auch die Abrechnung ändern, zum Beispiel in Richtung Flatrate.
Ein Vorteil für Linde könnte darin liegen, die Logistik besser zu planen, also LKW-Touren für die Auslieferung von Gasflaschen zu optimieren und so die Lieferkosten zu reduzieren.
All das sind noch Ideen, die gerade durchgespielt werden, das Ganze ist noch im Experimentalstadium. Dennoch verfing die Idee, wie die Frage eines Zuhörers zeigte. Er wollte wissen, wann er seinen Gasgrill zu Hause digitalisieren könne.
Hamburger IT-Strategietage Umfrage "It's all about speed"
"It's all about speed" Für die Hamburger IT-Strategietage 2017 hat das CIO-Magazin Manager gefragt, was sie über das Motto "It's all about speed" denken. Was steht in Sachen digitale Transformation ganz oben auf der Agenda?
Ralf Gernhold, Miles & More Der CIO von Miles & More, Ralf Gernhold, stellt eine Gegenthese auf: "Digital Transformation: It’s all about Speed? It’s all about Culture!"
Roger Kehl, Festo Festo-CIO Roger Kehl nennt zwei Stichworte: "Erstens Cloud first – Umbau der bestehenden IT-Landschaft in eine hoch skalierbare, flexible und schnelle IT-Infrastruktur. Und zweitens Big Data & Analytics Plattformen für real time Datenanalyse, Machine Learning et cetera – wichtig für Produktion oder unsere eigenen Produkte (IoT) und die neuen Geschäftsmodelle."
Martin Niemer, VMware Martin Niemer, Europa-Marketingleiter bei VMware, erklärt: "In einer Studie, die letztes Jahr veröffentlicht wurde, gaben fast die Hälfte der knapp 4.000 weltweit befragten Entscheider an, dass sie nicht sagen könnten, wie es um ihr Business in drei Jahren aussieht. Um den schnellen Veränderungen begegnen zu können, gilt es, die IT sowohl auf der technischen wie organisatorischen Seite dafür vorzubereiten, so dass sie auf die sich schnell verändernden Anforderungen reagieren kann."
Martin Wibbe, Atos Senior Vice President & COO bei Atos Martin Wibbe sagt: „Mit unseren Kunden entwickeln wir gemeinsam neue Umsatzmöglichkeiten durch neue Geschäftsideen, ermöglicht durch neuste Technologie! Wir unterstützenmit unserem Netzwerk und unseren Erfahrungen und Methoden! Wichtig ist zu sehen wo die Digitale Transformation am ehesten Werte schafft für die Unternehmen, sowohl kurzfristig als auch mittelfristig. Dabei gibt es keinen Standard! Es braucht nur Mut! “
Matthias Spott, Kaskilo CEO der Kaskilo AG ist Matthias Spott. Für ihn heißt Speed, "schnellstmöglich die Raumfahrt nicht mehr nur als Selbstzweck, sondern als Enabler für die Digitalisierung all unserer Industrien zu positionieren. Früher war Raumfahrt zumeist staatlich getrieben, teuer und langwierig. Heute wird Raumfahrt zunehmend kosteneffiziente, zielgerichtete und leistungsfähige Infrastrukturen bereitstellen, die wir für alle Arten von Anwendungen und Dienstleistungen nutzen werden."
Daniel Hartert, Bayer Bayer-CIO Daniel Hartert bringt es schnell auf den Punkt: "It’s all about value creation for the consumer / customer."
Jochen Fauser, Deloitte Jochen Fauser, Partner Technology Strategy & Architecture bei Deloitte, sagt: "Für eine erfolgreiche digitale Transformation muss schnellstmöglich die Integration von Kernsystemen vorangetrieben werden, um dem Kunden tiefgehend nutzenbringende Funktionalitäten zur Verfügung zu stellen – und nicht nur auf grafisches Begeisterungsmoment zu setzen."
Matthias Frühauf, Veeam Matthias Frühauf ist Regional Presales Manager CEMEA bei Veeam Software. Er sagt: "Im Rahmen der digitalen Transformation werden immer mehr Businessmodelle durch Servicedienstleistungen ergänzt oder abgelöst. Die Fehlertoleranz auf Seiten der Kunden – oder besser gesagt: User – ist gleich Null: Services müssen 24x7 zur Verfügung stehen… und das 365 Tage im Jahr. Ein gut strukturiertes Hochverfügbarkeitskonzept mit minimalen Ausfallzeiten ist deshalb essentiell für den Erfolg."
Michael Hilzinger, Klöckner Auf der Agenda von Michael Hilzinger, Managing Director bei Klöckner, stehen vier Punkte: "Erstens Bau einer skalierbaren Plattform für digitales Geschäft, zweitens insbesondere Digitalisierung der Kommunikationskanäle und des Datenflusses Richtung Kunden und auch Richtung Supplier sowie drittens vertikale, digitale Tiefenintegration mit Systeme von Kunden und viertens Öffnung der Plattform für Dritte."
Heiko Packwitz, Lufthansa Industry Solutions Heiko Packwitz, Chief Marketing & Communications Officer bei Lufthansa Industry Solutions, sagt: "Unsere Aufgabe ist es an allererster Stelle, unsere Kunden in die Lage zu versetzen, mit dem rasanten Tempo des Wandels umzugehen. Dabei müssen unsere Berater die richtigen Technologien und Methoden der digitalen Transformation zum passenden Zeitpunkt sicher beherrschen. Labs und eine strategische Entwicklung der Mitarbeiterkompetenzen sind hier wichtige Maßnahmen."
Burkhard Kaufmann, Bitmarck Bitmarck-Geschäftsführer Burkhard Kaufmann sagt: "Auf der Prioritätenliste ganz oben steht die Ausrichtung der Organisation und des Mindsets der Mitarbeiter. Ohne das Verständnis für die Notwendigkeit der massiven Veränderungen und die Bereitschaft sich auf diese einzulassen und diese aktiv zu gestalten, wird keine digitale Transformation gelingen."
Lumir Boureanu, Eurodata Für Lumir Boureanu, Geschäftsführer von Eurodata, bedeutet Speed: "Weg zum Nischendenken, hin zur Vernetzung! Eigene Kompetenzen in digital Value umsetzen."
Oliver Blüher, Dropbox Oliver Blüher, Country Manager DACH & Nordics bei Dropbox, sagt: "Der Mitarbeiter – in dem ganzen Hype um Plattformen, verbundene Geräte, selbststeuernde Fahrzeuge und Geräte wird der Mensch gerne vergessen. Es wird eine gewaltige Herausforderung sein, den Menschen auf diesem Weg des Wandels mitzunehmen."
Thomas Fischer, All for one Steeb Thomas Fischer, Digital Strategist und Managing Director bei All for one Steeb, erklärt: "Frei nach Bill Clinton: It’s the unternehmenskultur, stupid! Ob man es Speed, Agilität oder Innovationsfähigkeit nennt – Sie werden hier nichts wirklich bewegen, wenn Ihr Unternehmen von starrer Hierarchie und Sicherheitsfokussierung bestimmt wird."