Betriebssysteme

Linux - Hype oder Realität? - Der Markt in Deutschland 2002-2004

05.09.2002
Vor allem die Streichungen im IT-Budget motivieren zum Einsatz von Linux. Dabei differieren die Einsatzgebiete je nach Branche erheblich. Doch das sich erweiternde Angebot an Businesslösungen wird das freie Betriebssystem zunehmend attraktiver machen, so die Analysten von TechConsult in ihrer gerade erschienenen Studie.

IT-Budgetrestriktionen und Konsolidierungsanforderungen sind derzeit und zukünftig die wesentlichen Treiber der Linux-Entwicklung.

Der Einsatzgrad in Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern liegt serverseitig derzeit bei 21%. Zukünftig steigt der Anteil auf Serverseite auf 25% der Unternehmen.

Hinsichtlich des derzeitigen und zukünftigen Einsatzes ergeben sich starke Differenzen innerhalb der Branchen und Größenklassen. Linux-Vorreiter sind derzeit Telekommunikation, Dienstleister und Industrie. Der Non-Profit-Sektor hat aufgrund des starken Einflusses der universitären Bildungseinrichtungen eine Sonderstellung.

Das stärkste Wachstum hinsichtlich des Anteils der Unternehmen mit serverseitigem Linux-Einsatz lässt sich in den Segementen Versorger und Öffentliche Verwaltungen feststellen. Letztere sind stark durch aktuelle politische Initiativen beeinflusst und langfristig mit knappen Budgets konfrontiert (Haushaltssituation).

Im Segment der Unternehmen mit 20-99 Mitarbeitern setzen derzeit 12% Linux auf dem Server ein. Hier steigt der Anteil der Unternehmen mit Linux-Einsatz auf 16%. Diese Unternehmen nutzen Linux primär im Segment der Low-end-Anwendungen (Webserver; Firewall). So ist von einem Breitenwachstum zu sprechen, während Großunternehmen eher in unternehmenskritische Anwendungen gehen und ihr bisheriges Engagement ausdehnen.

Unternehmen mit 100-499 Mitarbeitern setzen schon zu 24% Linux auf der Serverseite ein. Der Anteil steigt auf 28%.

Linux wird primär als Basis für neue weborientierte Anwendungen genutzt. Werden Serverbetriebssysteme direkt verdrängt, sind maßgeblich Unix-Betriebssysteme Opfer einer Konsolidierung unter Linux.

Zentrale Plattform für Linux als Serverbetriebsysstem sind Intel-Architekturen. Nahezu alle Linux-Nutzer haben die Open-Source-Lösung auf dieser Plattform installiert. Erweiterte Clustering-Eigenschaften und das Preis-/Leistungsverhältnis sorgen zukünftig für ein eindeutiges Wachstum bei den Intel-/Linux-Shipments.

Für Großunternehmen ergeben sich aufgrund technologischer Argumente (Stabilität, Sicherheit, Manageability) und der attraktiven Markteinführungsstrategie (Reduzierung des Software-Overhead bei Linux-Workloads) von IBM bei Mainframe/Linux-Systemen eindeutige Vorteile. Die Anzahl an Unternehmen, die Linux auf dem Mainframe einsetzen steigt zwar an; trotzdem ist das Potenzial auf Großunternehmen mit Mainframe-Einsatz beschränkt.

Linux-kompatible Unix-Betriebssystem sind in der derzeitigen Marktphase teils erforderlich, werden zukünftig aber ein Nischendasein führen.

Der Anteil an Unternehmen ab 20 Mitarbeitern, die Linux auf der AS/400-Plattform einsetzen ist derzeit mit 2% noch sehr gering. Schwerpunkt liegt zukünftig auf den mittelständischen Unternehmen (100-499 Mitarbeiter), die aufgrund des überdurchschnittlichen AS/400-Einsatzes eine höhere Affinität zu Linux auf dieser Plattform haben. Die Verlängerung des Produktlebenszyklus (Investitionssicherheit) und des AS/400-Anwendungsspektrums sind zentrale Argumente.

Die Gesamtsituation bei den Serverbetriebssystemen ist bis auf die dynamische Linux-Entwicklung relativ stabil (gemessen am Anteil der Unternehmen). Dies ergibt sich aus der anhaltenden Investitionszurückhaltung im Server-Bereich. Nur die Unix-Derivate fallen verstärkt der Konsolidierung zum Opfer und werden zukünftig von weniger Unternehmen eingesetzt.

Als Desktop-Betriebssystem nutzen erst 6% der Unternehmen über 20 Mitarbeitern Linux. Dieser Anteil steigt bei 2004 auf rund 8%.

Wesentliche Vorreiter im Bereich Desktop-Linux sind die Telekommunikationsunternehmen, die fundierte Erfahrungen aus dem Serverbereich synergetisch nutzen sowie die Non-Profit-Unternehmen.

Zukünftig setzen verstärkt die Öffentlichen Verwaltungen auf Desktop-Linux. So steigt der Einsatzgrad von 5% auf 9% der Verwaltungen. Die PC-intensiven Banken und Versicherungen halten sich hingegen noch zurück (Einsatzgrad derzeit 3%, zukünftig 4%).

Zentrale Argumente gegen den Einsatz von Linux als Serverbetriebssystem sind das noch unzureichende Angebot an Business-Lösungen und fehlende Referenzen. Auch der hohe Installations- und Administrationsaufwand sowie das als unzureichend empfundene Service- und Supportangebot halten noch viele Unternehmen von Linux-Einsatz ab.

Das sich sukzessive erweiterende Angebot an Business-Lösungen und Services wird von den IT-Entscheidern antizipiert. In diesem Sinne nimmt die Relevanz nahezu aller Gründe gegen den Linux-Einsatz zukünftig ab.

Für den Linux-Einsatz sprechen primär betriebswirtschaftliche Gründe (geringe Lizenz- und Updatekosten), die zukünftig branchenübergreifend an Relevanz gewinnen.

Stabilität und Performance sowie das hohe Sicherheitsniveau sind für die IT-Entscheider die wichtigsten Gründe auf technologischer Seite Linux einzusetzen.

Immerhin 29% der Linux-Anwender gaben an, signifikante Kosteneinsparungen durch ihr Linux-Engagement erreicht zu haben. 24% sprachen von deutlichen Kosteneinsparungen.

Zukünftig erwarten rund 64% der Linux-Anwender signifikante (28%) bzw. deutliche (36%) Einsparungen durch den Linuxeinsatz.

Die wichtigsten Anwendungsgebiete für Linux sind immer noch Webserver (Internet/Intranet), Firewalls und Mailserver.

Low-end-Datenbanken (MySQL) werden schon von rund einem Drittel (27%) der Linux-Anwender eingesetzt. Unternehmenskritische Datenbanken immerhin schon von einem Fünftel (21%) der Linux-Anwender.

Applicationserver werden von knapp einem Fünftel (18%) der Linux-Anwender auch unter Linux eingesetzt und weisen eine überdurchschnittliche Steigerungsrate auf. So werden bis 2004 von rund 26% der Linux-Anwender auch Applicationserver unter Linux betrieben, was einer Steigerungsrate von rund 38% entspricht.

Unternehmenslösungen wie Groupware, ERP, E-Business werden derzeit erst von einem kleinen Teil der Unternehmen unter Linux eingesetzt, weisen aber zukünftig eine deutliche Steigerung des Einsatzgrades unter Linux auf. Hier sind es die Großunternehmen aus den Branchen Telekommunikation, Industrie und die Versorger, die umfangreichere Projekte aufsetzen.

Suse ist mit 76% Einsatzgrad der am meisten genutzte Distributor vor Red Hat, deren Distributionen bei 26% der Linux-Anwender zum Einsatz kommen. Allerdings weist Red deutliche Stärken im Segment der Großunternehmen auf.

Im Zuge komplexerer Linux-Installationen werden strategische Beratungs- und Planungsservices zum Thema Linux zukünftig verstärkt in Anspruch genommen (8% auf 14% der Linux-Anwender bis 2004). Diese Services werden primär von Großunternehmen nachgefragt.

Auch im operativen Bereich der Installation und Administration von Linux steigt die Nachfrage deutlich an (11% auf 17% der Linux-Anwender bis 2004).

Externe Services für den Bereich Training und Support werden bis 2004 rund ein Fünftel der Unternehmen mit Linux-Einsatz nutzen (derzeit rund 14%).

Aufgrund der Entstehung von Linux als entwickler-orientierten Betriebssystem und der derzeitigen Budgetsituation finden sich bei 32% der Linux-Anwender eigens assemblierte Server unter Linux im Einsatz. Dieser Anteil bleibt aufgrund der ungünstigen konjunkturellen Situation und deren Auswirkung auf die IT-Budgets die nächsten Jahre stabil.

Die bekanntesten Linux-Serviceanbieter sind weiterhin die Distributoren Suse und Red Hat, gefolgt von den Linux-Hardwareanbietern IBM, Compaq und HP.

Das positive Medienumfeld, zahlreiche Referenzen und das kontinuierlich anwachsende Angebot an Lösungen und Services lässt eine weiterhin dynamische Linux-Entwicklung erwarten.

Die vollständige Studie ist bei TechConsult erhältlich.