Kienbaum-Studie

Lösungen für Umsetzung von Digitalisierung fehlen

04.04.2016 von Christiane Pütter
Jedes Unternehmen definiert Digitalisierung anders. Kein Wunder, dass sich bei dem Thema die meisten Unternehmen auf gutem Wege wähnen.
  • Insgesamt 46 Prozent der Firmen sehen keinen Handlungsbedarf oder sind unschlüssig darüber
  • 53 Prozent nennen geringe Veränderungsbereitschaft als Hemmschuh
  • IT und Telekommunikation liegen vorn
Wie eine Kienbaum-Studie zeigt, sind die Definitionen von Digitalisierung sehr unterschiedlich.
Foto: Kienbaum

Eine Bestandsaufnahme deutscher Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung legt der Berater Kienbaum vor. Für die "Studie zur Digitalen Transformation in der deutschen Wirtschaft" haben die Consultants mit Entscheidern aus mehr als hundert Firmen gesprochen.

Kienbaum-Geschäftsführer Hans-Werner Feick zieht folgendes Fazit: "Unsere Studie zeigt insgesamt, dass die Unternehmen wissen, wie wichtig die digitale Transformation ist. Aber viele wissen noch nicht, wie sie digitale Lösungen für ihr Geschäft und ihre Organisation umgesetzt bekommen."

Einschätzung nach Branchen

Allerdings lassen sich die Studienergebnisse auch anders lesen. Die Befragten wurden um eine Einschätzung ihrer Branche gebeten. Nur knapp jeder Zweite (48 Prozent) traut seinem Segment zukunftsorientiertes Denken zu und beobachtet, dass die digitale Transformation bereits umgesetzt wird. Weitere 28 Prozent sprechen von ersten Gehversuchen. Fast jeder Fünfte (17 Prozent) stellt jedoch fest, die Branche habe die Notwendigkeit zur Digitalisierung noch nicht erkannt. Lediglich eine Minderheit von sechs Prozent hält ihr Segment für innovativ.

Als führend auf dem Weg zur digitalen Transformation gelten IT und Telekommunikation. Mit deutlichem Abstand folgen Dienstleistungsbranche und Handel.

Selbsteinschätzung

Kienbaum hat auch nach dem Stellenwert der Digitalisierung innerhalb der Unternehmen gefragt und eine Skala von Eins ("kein Stellenwert") bis sechs ("sehr hoher Stellenwert") zugrunde gelegt. Eine relative Mehrheit von 34 Prozent der Studienteilnehmer ordnet sich auf der vierten Stufe ein, auf der obersten Stufe sehen sich knapp 20 Prozent der Unternehmen.

Wie man das Team in die Digitalisierung mitnimmt
Achillesferse der Digitalisierung
In dem Papier "Being digital: Embrace the future of work and your people will embrace it with you" bezeichnet Accenture die Belegschaft eines Unternehmens als "Achillesferse" der Digitalisierung. Das Papier basiert auf Angaben von rund 700 Entscheidern weltweit sowie circa 2.500 Angestellten.
Befürchtungen der Mitarbeiter
Eine Mehrheit von 70 Prozent der Angestellten befürchtet den Verlust von Teamgeist, wenn die Kollegen per Fernzugriff arbeiten und nicht mehr ins Büro kommen. Etwa jeder Achte (zwölf Prozent) erwartet, seine Job-Aussichten werde sich durch die Digitalisierung negativ entwickeln.
Vorteile der Digitalisierung
Gleichzeitig erwarten die Angestellten aber auch Vorteile in den Punkten Innovationsfähigkeit ihres Unternehmens (71 Prozent), Agilität (69 Prozent) und Produktivität (68 Prozent). Insbesondere jüngere Befragte mit überdurchschnittlich hoher Qualifikation sehen die Vorteile der Digitalisierung – "wenig überraschend", wie Accenture schreibt.
Katalog digitaler Skills
Accenture rät Entscheidern, einen Katalog mit den benötigten digital Skills samt dem jeweiligen Kompetenzniveau zu erstellen.
Keine Nebensache
Entscheider dürfen das Thema Mitarbeiter nicht als Nebenschauplatz behandeln, so der Appell von Accenture. Sie brauchen eine "Test and learn"-Mentalität.

Dabei ist anzumerken, dass die Definitionen für "Digitalisierung" extrem unterschiedlich sind. Sie reichen von "Kundenplattform schaffen" und "Social Media" oder "Big Data Analytics" bis zu "Automatisierung" und "Neue Geschäftsmodelle".

Neun Prozent der Befragten nehmen für sich in Anspruch, ihr Produkt- und Serviceportfolio bereits transformiert zu haben. Ihnen stehen jedoch vierzehn Prozent gegenüber, die keinen Handlungsbedarf sehen. Eine breite Mehrheit von 56 Prozent hat entweder den eigenen Handlungsbedarf noch nicht geklärt oder noch keine Lösungen konkretisiert.

Gründe für das Scheitern von Digitalisierung

Kienbaum ist auch den Gründen für das Scheitern von Digitalisierung-Initiativen nachgegangen. Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) nennt "eine innovationshemmende Unternehmenskultur mit einer bestenfalls rudimentär ausgeprägten Veränderungsbereitschaft der Mannschaft". Dass Ziele verfehlt werden könnten, führen dagegen nur 30 Prozent an, Kostenrisiken zwölf Prozent.

Knapp jeder Fünfte will nicht in die Cloud

Die Berater haben sich den Einsatz von Schlüsseltechnologien angesehen. Als solche definieren sie Cloud Computing, mobile Apps und Social Media. Allerdings sind die Ergebnisse wenig präzise. So gilt für mobile Applikationen, dass 93 Prozent der Unternehmen diese nutzen oder evaluieren. In puncto soziale Medien gilt das für 88 Prozent.

Stichwort Cloud: Etwa 15 Prozent der Befragten nutzen die Cloud intern und extern für ihr Kerngeschäft. Gut 30 Prozent können erfolgreiche Pilotprojekte vorweisen. Eine relative Mehrheit von gut 40 Prozent jedoch hat erst "begonnen, über Cloud Ansätze nachzudenken" und fast 20 Prozent erklären, in absehbarer Zeit nicht in die Cloud gehen zu wollen.