Eine Bestandsaufnahme deutscher Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung legt der Berater Kienbaum vor. Für die "Studie zur Digitalen Transformation in der deutschen Wirtschaft" haben die Consultants mit Entscheidern aus mehr als hundert Firmen gesprochen.
Kienbaum-Geschäftsführer Hans-Werner Feick zieht folgendes Fazit: "Unsere Studie zeigt insgesamt, dass die Unternehmen wissen, wie wichtig die digitale Transformation ist. Aber viele wissen noch nicht, wie sie digitale Lösungen für ihr Geschäft und ihre Organisation umgesetzt bekommen."
Einschätzung nach Branchen
Allerdings lassen sich die Studienergebnisse auch anders lesen. Die Befragten wurden um eine Einschätzung ihrer Branche gebeten. Nur knapp jeder Zweite (48 Prozent) traut seinem Segment zukunftsorientiertes Denken zu und beobachtet, dass die digitale Transformation bereits umgesetzt wird. Weitere 28 Prozent sprechen von ersten Gehversuchen. Fast jeder Fünfte (17 Prozent) stellt jedoch fest, die Branche habe die Notwendigkeit zur Digitalisierung noch nicht erkannt. Lediglich eine Minderheit von sechs Prozent hält ihr Segment für innovativ.
Als führend auf dem Weg zur digitalen Transformation gelten IT und Telekommunikation. Mit deutlichem Abstand folgen Dienstleistungsbranche und Handel.
Selbsteinschätzung
Kienbaum hat auch nach dem Stellenwert der Digitalisierung innerhalb der Unternehmen gefragt und eine Skala von Eins ("kein Stellenwert") bis sechs ("sehr hoher Stellenwert") zugrunde gelegt. Eine relative Mehrheit von 34 Prozent der Studienteilnehmer ordnet sich auf der vierten Stufe ein, auf der obersten Stufe sehen sich knapp 20 Prozent der Unternehmen.
Dabei ist anzumerken, dass die Definitionen für "Digitalisierung" extrem unterschiedlich sind. Sie reichen von "Kundenplattform schaffen" und "Social Media" oder "Big Data Analytics" bis zu "Automatisierung" und "Neue Geschäftsmodelle".
Neun Prozent der Befragten nehmen für sich in Anspruch, ihr Produkt- und Serviceportfolio bereits transformiert zu haben. Ihnen stehen jedoch vierzehn Prozent gegenüber, die keinen Handlungsbedarf sehen. Eine breite Mehrheit von 56 Prozent hat entweder den eigenen Handlungsbedarf noch nicht geklärt oder noch keine Lösungen konkretisiert.
Gründe für das Scheitern von Digitalisierung
Kienbaum ist auch den Gründen für das Scheitern von Digitalisierung-Initiativen nachgegangen. Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) nennt "eine innovationshemmende Unternehmenskultur mit einer bestenfalls rudimentär ausgeprägten Veränderungsbereitschaft der Mannschaft". Dass Ziele verfehlt werden könnten, führen dagegen nur 30 Prozent an, Kostenrisiken zwölf Prozent.
Knapp jeder Fünfte will nicht in die Cloud
Die Berater haben sich den Einsatz von Schlüsseltechnologien angesehen. Als solche definieren sie Cloud Computing, mobile Apps und Social Media. Allerdings sind die Ergebnisse wenig präzise. So gilt für mobile Applikationen, dass 93 Prozent der Unternehmen diese nutzen oder evaluieren. In puncto soziale Medien gilt das für 88 Prozent.
Stichwort Cloud: Etwa 15 Prozent der Befragten nutzen die Cloud intern und extern für ihr Kerngeschäft. Gut 30 Prozent können erfolgreiche Pilotprojekte vorweisen. Eine relative Mehrheit von gut 40 Prozent jedoch hat erst "begonnen, über Cloud Ansätze nachzudenken" und fast 20 Prozent erklären, in absehbarer Zeit nicht in die Cloud gehen zu wollen.