An historisch bedeutender Stätte lädt der schwer angeschlagene TV-Hersteller Loewe zur Hauptversammlung. In Berlin, wo vor 90 Jahren das Unternehmen gegründet wurde, wird es an diesem Mittwoch (31. Juli) um die Frage gehen, ob die Traditionsmarke überleben kann. Die Suche nach einem Investor und einem strategischen Partner läuft auf Hochtouren, Trends oder Wasserstandsmeldungen sind aus der Zentrale im oberfränkischen Kronach nicht zu erfahren. "Wir können dazu nichts sagen", erklärte ein Loewe-Sprecher.
Auf der Hauptversammlung will Vorstandschef Matthias Harsch erklären, wie er und seine Kollegen das Unternehmen retten wollen. Vor knapp zwei Wochen hatte Loewe bei der Justiz ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt, das das Unternehmen vor dem Gläubigerzugriff schützt und eine Sanierung in Eigenregie ermöglicht. Allerdings: Der Gesetzgeber gibt hierfür nur drei Monate Zeit.
Loewe will die Produktpalette breiter aufstellen und mit einem Partner in Fernost auch in der Fertigung kooperieren. Die Herstellung der so genannten High-End-Produkte, also besonders hochwertiger Fernseher mit individuell wählbaren Eigenschaften, soll aber in Kronach verbleiben, versichert Harsch. Mit einem "Spiegel"-Interview vor einer Woche hatte er noch Verwirrung gestiftet und Befürchtungen ausgelöst, der Standort Kronach könne weiter geschwächt werden.
Später betonte das Unternehmen, eine "Manufaktur" für besonders spezielle und individuelle Geräte bleibe natürlich in Oberfranken. Jürgen Apfel von der IG Metall äußert sich erleichtert, dass an dieser Ausrichtung nicht gerüttelt werde. 800 Menschen sind nach einem Stellenabbau in den vergangenen Monaten noch bei Loewe in Kronach beschäftigt. Apfel hat in den vergangenen Tagen und Wochen zahlreiche Gespräche mit den Verantwortlichen geführt. "Es gibt Anlass zur Hoffnung", sagt er. Der Unternehmensspitze bescheinigt er, hart für die Rettung zu arbeiten.
Loewe hat sich auf Premium-Geräte im Bereich TV und Audio spezialisiert und hatte enorm unter dem harten Preiskampf in der Branche zu leiden. Der Umsatz sank binnen fünf Jahren von 374 auf 250 Millionen Euro, das Unternehmen rutschte tief in die roten Zahlen. Da die Verluste zuletzt die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt hatten, war die Hauptversammlung notwendig geworden. Das Schutzschirmverfahren, so hofft Harsch, soll das Unternehmen von Ballast - wie etwa Pensionsrückstellungen und langfristige Verbindlichkeiten - befreien und so attraktiv für einen Investor machen.
Vor wenigen Tagen hatte sich beim Thema Loewe auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu Wort gemeldet und Unterstützung zugesagt. Priorität eins habe der Erhalt der Firma. Zugleich sollten sich Mitglieder der Staatsregierung auch strukturpolitische Maßnahmen für die Region überlegen. "Wir fahren das parallel, den Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze und strukturelle Verbesserungen", sagte Seehofer. Auch hier hat IG-Metall-Mann Apfel genau zugehört: "Es war spannend für uns, das zu hören. Das werden wir auch aufgreifen." Loewe sei für die Region enorm wichtig. (dpa/rs)