Da ist zum einen der IT-Chef des Hamburger Familienunternehmens Marquard & Bahls, mit über 12 Milliarden Euro Umsatz das sechststärkste Nicht-Börsennotierte Unternehmen in Deutschland. Traditionell in einer dezentralen Struktur verwurzelt, pocht Stefan Kaiser nun doch auf Standards, aber vorsichtig. Denn die Flexibilität und Geschwindigkeit ist den Hamburgern wichtig. Standards müssen vereinbart und dürfen nicht verordnet werden, so das oberste Gebot. "Es ist besser, die Diskussionen vorher zu führen, nicht nachher", so Kaiser, der die Vorbehalte der lokalen IT-ler sehr gut kennt. Standards sind langweilig, nicht innovativ, bringen keine Anerkennung, wollen besser sein als Standard, heißt es dort.
Anders die Situation bei Hapag Lloyd: Ohne Standards lässt sich das fein ausgetüftelte logistische Geschäft mit der sensiblen Fracht nicht derart präzise steuern. Man nutze einen "Blueprint" weltweit, sagt Martin Gnass, Senior Direktor IT beim Hamburger Schifffahrtskonzern. Und er nennt das IT-Dreigestirn, das IT-mäßig weltweit gleich tickt. SAP unter anderem für Finanzen und Controlling, Compass für das zentrale Data Warehouse und die Eigenentwicklung FIS, das Frachtinformationssystem. "Die Systeme ermöglichen uns, wöchentlich 52.000 Kundenaufträge zu bewältigen und 9,5 Millionen Datentransfers per EDI abzuwickeln", sagt IT-Manager Gnass.
Bei all dem Standardisieren und Flexibilisieren trotzdem den Takt mit dem Business zu verlieren, ist das Hauptproblem, das Detlef Ruland, CIO bei der RWE, sieht. Schon in seiner Zeit als Berater kennt er jene Fälle, in denen sich die IT in mühsamer Arbeit Konzepte ausdenkt, die das Geschäft vielleicht brauchen könnte. "Und dann hat man den Affen des anderen auf den eigenen Schultern", pointiert Ruland. Und er fordert, einen IT-Business-Case zu machen: "Das muss ein fairer Deal sein."
Und letztlich ist es ein Drahtseilakt, sowohl das Business und die IT, die lokale als auch die zentrale IT zufrieden zu stellen.
Bildstrecke - Impressionen von den Hamburger IT-Strategietagen.