Die Prosystems IT ist entstanden als Outsourcing-Unternehmen der beiden großen Kölner Sparkassen. Ursprünglich waren das vier Sparkassen, die aber während des Outsourcing-Prozesses zu zwei Banken fusionierten: der Kreissparkasse Köln und der Sparkasse Köln-Bonn. Beide halten noch immer je etwa 20 Prozent Anteil an der Prosystems IT. Vor zweieinhalb Jahren ist Wincor-Nixdorf mit 51 Prozent mehrheitlicher Anteilseigner geworden. Kunden sind Sparkassen vor allem aus der Region Köln-Bonn-Düsseldorf.
Die IT-Infrastruktur der Prosystems IT besteht aus 14 Servicesystemen, die etwa 13.000 Benutzer versorgen. Spezialanwendungen für Banken sowie der Betrieb von Geldautomaten und ihre Überwachung gehören ebenfalls zu den Aufgaben.
An den vier Rechenzentrumsstandorten wird zum Beispiel die komplette IT der beiden Sparkassen Köln und Köln-Bonn betrieben. Daneben arbeitet man mit der Finanzinformatik, dem Verbandsrechenzentrum aller deutschen Sparkassen, zusammen, besonders bei den Konzepten für den Betrieb von dezentralen Infrastrukturen. Das betrifft zum Beispiel die Software-Verteilung oder Erstinstallationsverfahren. Darüber hinaus liefert die Finanzinformatik zentrale Anwendungen und das Kernbankensystem "One System Plus", das in die dezentrale Infrastruktur der Kölner Sparkassen über Web-Services eingebracht wird.
Die Prosystems IT kümmert sich um die Active Directories, dezentrale Anwendungen der Sparkassen wie Büro- oder Handels-Software und die dezentrale Infrastruktur für die Clients. Was die Hardware-Basis angeht, findet sich ein klassischer Mainframe nur noch bei der Finanzinformatik, während bei den Kölner Rechenzentren eine gemischte Unix-Sparc- und x86-Landschaft entstanden ist.
Auf den Unix-Servern wird auf der Basis von Solaris-Containern (Sun) gegenwärtig eine Virtualisierungsrate von 1:9 erreicht. Unix-Betriebssysteme bieten solche Packungsdichten schon länger an. Die zugrunde liegende Hardware-Partitionierung, bei der die einzelnen Container strikt voneinander getrennt sind, sorgt für einen hohen Sicherheitsstandard.
vSphere von VMware ist Solaris-Containern ebenbürtig
Der Wunsch, auch die x86-Server zu virtualisieren, verdankte sich bei der Prosystems IT den Zielen höhere Flexibilität, geringerer Energie- und Platzverbrauch sowie Ausschöpfung der heute möglichen Hardware-Leistung, wie Wolfgang Fassbender, zuständig für Infrastrukturprojekte, berichtet. Hintergrund der Umstellung sei es gewesen, dass man besonders bei der relativ großen Anzahl von etwa 430 Terminalservern wegen nicht mehr aktueller Plattformen leistungsmäßig an den Grenzen angelangt war.
Dies betraf zum Beispiel den adressierbaren Hauptspeicher oder die Netzwerkverbindungen. Von daher lag es nahe, mittels Virtualisierung bis zu zehn Windows-Server-2003-Umgebungen auf einen neuen, besser ausgestatteten Server zu packen, ohne etwas an den bisherigen Konfigurationen ändern zu müssen. Bei der Windows-Datacenter-Lizenzierung spielt die Anzahl der untergeordneten Instanzen keine Rolle spielt, was ebenfalls zu Kosteneinsparungen führt.
Wie viel genau man beim Energie- und Platzverbrauch eingespart hat, möchte Fassbender nicht näher beziffern, es sei auf jeden Fall "erheblich" gewesen. Etwas konkreter wird er bei der erreichten „neuen Flexibilität". Darunter versteht er die Möglichkeit, relativ zeitnah neue Server bereitstellen zu können: Wenn der neue Serverpool einmal steht, spielt der klassische Einkaufsprozess mit seinen Genehmigungsprozeduren und Zeitverzögerungen keine Rolle mehr, solange man schnell eine neue virtuelle Maschine (VM) auf einem der "freien" physikalischen Server einrichten kann.
Außerdem lasse sich das Verschieben von VMs innerhalb des NetApp Metro Clusters einfacher organisieren. Für Wartungs- oder Migrationsaufgaben seien so sehr bequem einzelne physikalische Maschinen frei zu räumen, ohne die Funktionen der logischen Server zu beeinträchtigen.
Das Gleiche gelte für die Ebene der Netzwerkverbindungen. ProsystemsIT setzt den Switch Nexus 1000v von Cisco für die Zuordnung von logischen Netzwerken ein. Damit vereinfacht sich die Thematik der Verkabelung, da weniger physikalische Verbindungen gebraucht werden. Der Kabelwirrwarr macht vielen Rechenzentren zu schaffen und führt auch zu Problemen mit der Wärmeabfuhr und der Zuverlässigkeit der Infrastruktur.
Zu den inzwischen virtualisierten Applikationen zählen eine komplette Lotus-Notes-Umgebung mit ehemals über 30 physikalischen Servern sowie sehr viele Infrastruktur-Server, die bestimmte Dienste wie Software-Streaming, Printserver oder Management-Tools beherbergen. Zum Teil sind laut Auskunft von Fassbender auch Datenbank-Server auf VMs verlagert worden.
Virtualisierung taugt auch für geschäftskritische Applikationen
Kaufmännische, geschäftskritische Software wie zum Beispiel SAP gehört nicht in den Verantwortungsbereich der Prosystems IT und wird von der Finanzinformatik betreut – die Frage nach der Virtualisierung stellte sich hier also nicht für den Rechenzentrumsbetreiber der beiden großen Kölner Sparkassen. Fassbender betont aber, dass er auf Grund der gewonnenen Erfahrungen keine Bedenken hätte, auch SAP-Programme in eine virtuelle Umgebung zu stecken, außer es gäbe Lizenzbedenken.
Die Vorteile für Refresh und Recovery oder Instant Backup rechtfertigen für ihn prinzipiell den Virtualisierungseinsatz auch für diese Art von „business-kritischen" Anwendungen. Überdies müsse man nun einmal Vertrauen in die neue Virtualisierungstechnologie haben, so wie es andere Innovationen auch erfordern.
Ferner sei standortübergreifende Hochverfügbarkeit mit den Mitteln der Virtualisierung viel leichter abzubilden. Früher musste man sich für so eine Lösung, so Fassbender, mit dem Aufbau von Clustern und entsprechenden Betriebssystemfunktionen auseinander setzen. Heute könne man das alles in die Virtualisierungsschicht verlagern, weil hier die Wiederherstellung von Services wesentlich unkomplizierter möglich sei.
Für vSphere von VMware hat sich Prosystems IT nach einer "gründlichen" Erprobungsphase entschieden, wie es in einer VMware-Pressemitteilung lapidar heißt. Auf Nachfrage von CIO.de präzisiert Fassbender, dass man auf einem IBM-Bladecenter HS22 die Virtualisierung von Citrix und VMware auf Basis von produktiven Terminalservern verglichen und gemessen habe – Hyper V von Microsoft stand zu diesem Zeitpunkt noch in der Anfangsphase und wurde nicht berücksichtigt.
Getestet wurden die Installationsprozesse, die Wartbarkeit sowie die Integration ins Gesamtumfeld und in die IT-Infrastruktur der Muttergesellschaft Wincor-Nixdorf und des Partners Finanzinformatik. Die Entscheidung für vSphere in der Version 3.4 wurde wegen besserer Performance und den Management-Angeboten für eine Terminalserver-Umgebung getroffen, berichtet der IT-Verantwortliche.
Hyper V von Microsoft untersützt kein NSF-Protokoll
Hyper V würde auch heute außen vor bleiben, weil das Protokoll NSF noch nicht unterstützt wird, das vor allem in NAS-Umgebungen (Network Attached Storage) zum Einsatz kommt. Prosystems IT setzt bei Speicher nicht auf Storage Area Networks (SAN) und Fibre Channel, sondern auf iSCSI mit NSF-Anbindung für NAS-Installationen. Der Umgang mit File-Systemen und den in ihnen gespeicherten Daten ist für Fassbender ein wesentliches Argument für die erforderliche Flexibilität im Rechenzentrum.
Die Entscheidung für eine bestimmte Variante von Server-Virtualisierung sollte also unter Berücksichtigung von Faktoren getroffen werden, die auch das weitere Umfeld im Rechenzentrum, im eigenen Unternehmen und bei den Partnern berücksichtigen.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.